Das Gericht "verurteilte den ehemaligen Präsidenten des Königlich Spanischen Fußballverbandes (RFEF), Luis Rubiales, zu einer 18-monatigen Geldstrafe mit einem Tagessatz von 20 Euro wegen sexueller Nötigung", heißt es in einer Mitteilung der Behörde. Zudem ist es dem früheren RFEF-Chef ein Jahr lang verboten, sich Nationalspielerin Jennifer Hermoso im Umkreis von 200 Metern zu nähern.
Rubiales hatte Hermoso nach dem WM-Triumph im August 2023 mit beiden Händen am Kopf gepackt und sie grob auf den Mund geküsst. Die weltweit im Fernsehen übertragene Szene löste Empörung aus. Seit einer Reform des spanischen Strafrechts gilt ein nicht einvernehmlicher Kuss als sexueller Übergriff.
Kuss "nicht einvernehmlich"
Die Staatsanwältin hatte zweieinhalb Jahre Haft für den Ex-Präsidenten gefordert. Der im Mittelpunkt des Verfahrens stehende Kuss in Sydney, der auch eine Debatte über Sexismus und Machotum im Sport ausgelöst hat, sei zweifellos "nicht einvernehmlich" gewesen.
Die Anwältin des Angeklagten, der in seiner Aussage beteuert hatte, dass Hermoso damals dem Kuss auf ihre Lippen zugestimmt habe, forderte einen Freispruch. Hermoso hingegen hatte beim Prozessauftakt bekräftigt, dass der Kuss keinesfalls einvernehmlich geschehen sei. Kritiker werteten ihn zudem als Machtmissbrauch.
Richter José Manuel Fernández-Prieto sprach Hermosos Aussage "völlige Glaubwürdigkeit" zu. Rubiales' Kuss sei überraschend, ohne Zustimmung und mit einer "sexuellen Konnotation" erfolgt. Obwohl derartige Übergriffe immer "verwerflich" seien, gehöre diese im Strafgesetzbuch zu den "weniger intensiven", da "weder Gewalt noch Einschüchterung" vorgelegen hätte.
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"Leben auf Stand-by"
Kurz nach dem Vorfall hatte Rubiales die Szene bei einer Verbandssitzung noch heruntergespielt. Der damalige RFEF-Boss, der den Posten 2018 übernommen hatte, wetterte gegen seine Kritiker und schimpfte über "falschen Feminismus". Erst nach der Suspendierung durch den Weltverband FIFA und dem Start der Ermittlungen im selben Jahr trat er zurück.
Hermoso spielt mittlerweile in Mexiko, Madrid habe sie mit ihrer Familie verlassen müssen, weil sie Angst verspürt habe. "Bis heute fühlt es sich an, als wäre mein Leben auf Stand-by", sagte Spaniens Rekordtorschützin.