"Es ist so herrlich, ein Kindheitstraum", jubelte Kraft nach seinem Sieg am Samstag am Bergisel in Innsbruck, mit dem er die Tournee-Führung hauchdünn vor Hörl und Tschofenig übernahm - nicht einmal ein Meter trennt das Trio vor dem Finale am Bischofshofen am Montag (16.30 Uhr/ZDF und Eurosport).
Praktisch sicher ist jetzt schon: Erstmals seit Kraft vor zehn Jahren wird wieder ein Austria-Adler Tourneesieger - und diese Aussicht verleiht Flügel. "Wir haben a Riesen-Gaudi", sagte Kraft, bestätigte damit aber nur, was offensichtlich ist. Für Shootingstar Tschofenig ist das Team um Trainer Andreas Widhölzl schlicht "so cool wie noch nie".
Die Austria-Dominanz erinnert an 2012, als Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern und Andreas Kofler den letzten von bislang nur drei Tournee-"Sweeps" (nach Finnland 1955 und Österreich 1975) schafften. "Diese Mannschaft lässt mein Herz höherschlagen", sagte Austria-Ikone "Ernstl" Vettori der Kronen-Zeitung über drei Ausnahmespringer, die auf einem Level springen, aber doch so unterschiedlich sind...
Die drei Österreich-Adler im Kurzportrait
Stefan Kraft (31): Er ist längst einer der größten Wintersportler Österreichs. Weltmeister, Team-Olympiasieger, Tourneechampion, Gesamtweltcup, Flug-WM: (fast) alles dabei. "Im Wettkampf ist er ein irrsinniger Killer", sagt Widhölzl. Kraft besitzt den Vorteil der Gelassenheit: "Ich habe schon einen Goldadler daheim stehen", sagt er, der Druck sei kleiner.
Jan Hörl (26): Der Mann mit dem riesigen Arm-Tattoo ist ein wenig der Wolf im Adler-Pelz, tritt ruhig und bedacht auf, explodiert aber auf der Schanze. "Er ist ein kleines Känguru", sagte Widhölzl. Hörl startete spät durch - erst mit Mitte zwanzig ist er ein Siegspringer. Und hat im Finale den Heimvorteil, springt für den SC Bischofshofen. "Für mich ist er der Topfavorit", sagt der zweimalige Tournee-Champion Andi Goldberger.
Daniel Tschofenig (22): Der Kärtnern Shootingstar ist Widhölzls Musterschüler, ähnelt Weltcup-Rekordsieger Schlierenzauer. "Tschofi ist ein wahnsinniger Wettkämpfer", sagt Widhölzl, Goldberger staunt: "Ein Video von Tschofenig kannst du als Technik-Leitbild verwenden." Der viermalige Junioren-Weltmeister schoss in diesem Winter in die Weltspitze, gewann als erster nach 2000 geborener Springer einen Weltcup. Der smarte und modebewusste Tschofenig hat Popstar-Potenzial, ist mit Kanadas Weltmeisterin Alexandria Loutitt liiert.
Der Name hinter dem Aufstieg: Widhölzl
Architekt des Austria-Aufschwungs ist zweifelsohne Widhölzl: Der 2000er-Tourneesieger verwandelt das riesige Potenzial der Skisprung-Nation endlich wieder in Erfolg.
Die Mischung aus Verständnis und Nachdruck in der Ansprache des vielschichtigen "Swida" - ein Heavy-Metal-Fan und ausgebildeter Sozialpädagoge - fruchtet: "Meine Aufgabe ist es, sie zusammenzuhalten, feinfühlig zu sein, zuzuhören." Klappt vorzüglich.