Skisprung-Star Karl Geiger im Portrait - Deutsche Hoffnungen im Wintersport

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Skisprung-Star Karl Geiger im Porträt: Familienmensch und Weltklasse-Athlet
Karl Geiger nach seinem Double-Erfolg in Klingenthal.
Karl Geiger nach seinem Double-Erfolg in Klingenthal.Profimedia
In unserem Format "Deutsche Hoffnungen im Wintersport" lernt ihr die größten deutschen Wintersport-Stars der Gegenwart kennen. Heute stellt euch Flashscore News den aus Oberstdorf stammenden Überflieger Karl Geiger vor.

Am vergangenen Wochenende machte Karl Geiger in Klingenthal mit brillanten Leistungen auf sich aufmerksam. Auf der Großschanze am Fuße des Schwarzbergs holte sich der 30-jährige Skispringer seine Weltcup-Siege 14 und 15.

In der Gesamtwertung begab er sich dadurch in Lauerstellung. Vor den Wettbewerben im schweizerischen Engelberg rangiert er auf Platz drei - hinter Teamkollege Andreas Wellinger und Österreichs Aushängeschild Stefan Kraft

Die Freude über das extrem erfolgreiche Wochenende war Geiger deutlich anzumerken: "Unglaublich. Der Wettkampf hat mega Spaß gemacht. Das hätte man mir vorher erzählen müssen. (...) Ich habe gewusst, dass ich auf einem guten Weg bin. Aber dass es schon für ganz oben reicht, hätte ich nicht gedacht. Das macht mich unglaublich glücklich." Eine Aussage, die durchblicken lässt, welch großer Druck von Geiger abgefallen ist. In der Vorsaison feierte er keinen einzigen Weltcup-Sieg und landete im Ranking nur auf Rang 11.

Seine Wortwahl ist auch aus einem Grund bemerkenswert. Üblicherweise zeichnet sich der Skisprung--Profi durch besonders ausgewogene und gemäßigte Statements auszeichnet - ein Nebenprodukt seines unfassbaren Ehrgeizes. Sein Vorsatz, eines Tages den Sprung an die absolute Weltspitze zu schaffen, war immer schon ein wichtiger Antrieb in Geigers Profi-Karriere.

Als Kind durfte der in Oberstdorf geborene Karl die legendäre Vierschanzentournee aus nächster Nähe miterleben. Er war "schon immer mit Skispringen in Kontakt", wie er in einem Interview mit seinem Werbepartner Ubiquinol verriet: "Irgendwann war ich dann einfach mal beim Sprungtraining dabei und als ich sechs Jahre alt war, habe ich begonnen, im Verein zu trainieren. Somit begann meine Sportkarriere." Als Jugendlicher schien ihn sein Weg zunächst zur Nordischen Kombination zu führen. Immer noch ist Geiger ein hervorragender Langläufer. Erst im Laufe der Zeit fokussierte er sich auf das Springen und setzte sich das Ziel, für den Weltcup nominiert zu werden.

"Niemand, der mit übermäßig viel Talent gesegnet ist"

Nach einigen Erfolgen im zweitklassigen Continental Cup erfüllte sich der Traum schließlich im November 2012. Er wurde für den Saisonauftakt im norwegischen Lillehammer nominiert. Sofort holte er als 21. (Normalschanze) und 30. (Großschanze) seine ersten Weltcup-Punkte.

Geiger hatte Lust auf mehr. Doch auf die erfolgreichen Anfänge folgten herbe Rückschläge. Als er 2014/15 erstmals für die Vierschanzentournee nominiert wurde, schied er ausgerechnet auf seiner Heimatschanze in Oberstdorf bereits nach dem ersten Durchgang aus.

Zunächst ging es für ihn nur "in ganz kleinen Schritten" vorwärts. Die Anfangsjahre seien schwierig gewesen, erzählte Geiger im vergangenen März dem "Sportschau Wintersport-Podcast": "Ich bin niemand, der mit übermäßig viel Talent oder so gesegnet ist. Natürlich bringe ich viele Voraussetzungen mit, die nötig sind. Aber der große Schritt ist mir eigentlich erst ziemlich spät gelungen."

Auf seinem Weg nach oben ließ sich Karl Geiger kaum beirren.
Auf seinem Weg nach oben ließ sich Karl Geiger kaum beirren.Profimedia

Seinen ersten Weltcup-Sieg feierte er im Dezember 2018, im fortgeschrittenen Alter von 25 Jahren. Bis dahin gab es viele Hindernisse zu überwinden. Diese dienten ihm nicht als Ausrede, sondern als Herausforderung. Dass es mit dem Sprung nach ganz oben doch noch geklappt hatte, erfülle ihn immer noch mit "gewissem Stolz. Weil ich auch weiß, wie lang der Weg war und wie hart es teilweise war. Manchmal möchte man schon einfach die Flinte ins Korn werfen."

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Der Knopf geht auf

Die Jahre danach waren von zahlreichen Triumphen geprägt. Bei der WM 2019 in Seefeld holte er sich im Einzel auf der Großschanze die Silbermedaille. Im folgenden Winter beendete er die Vierschanzentournee auf Platz 3 und wurde im slowenischen Planica Skiflug-Weltmeister. 2021/22 schrammte er bei der Tournee nur knapp am Gesamtsieg vorbei und wurde Zweiter. Bei den Olympischen Spielen in Peking 2022 sicherte er sich sowohl auf der Großschanze als auch im Teamwettbewerb die Bronze-Medaille.

Besonders gut in Erinnerung blieb Geiger aber die Heim-WM 2021 in Oberstdorf. Er hatte schwierige Wochen hinter sich und allen Grund, pessimistisch in die Wettkämpfe zu gehen. Doch schon beim Training im Vorfeld merkte er, dass die Sprünge langsam wieder sitzen.

 Er beendete die Weltmeisterschaft mit insgesamt vier Medaillen, darunter zweimal Gold mit dem DSV-Team. Dass er pünktlich zum großen Showdown wieder in Form gekommen war, habe ihm "unglaublich viel bedeutet", verriet er dem Podcast "Flugshow". Die anschließende Norwegen-Tour fiel aus. Rund zwei Wochen hatte Geiger Zeit, das Erlebte "sacken zu lassen." (...) Das war wirklich etwas Besonderes."

Vor eigenem Publikum gelangen Karl Geiger oft seine besten Sprünge.
Vor eigenem Publikum gelangen Karl Geiger oft seine besten Sprünge.Profimedia

Kürbissuppe und Familienglück

Auch privat fand Karl Geiger das Glück. Er heiratete seine Freundin Franziska, im Dezember 2020 wurde er Sohn einer Tochter. Vater zu werden, habe für ihn "eigentlich alles" geändert: "Man muss sich den Tag so zurechtlegen, wie es am besten für das Kind ist. (...) Aber das macht man auch gerne." Im Weltcup-Zirkus gilt der studierte Ingenieur als Familienmensch und extrem hilfsbereit.

Zahlreiche Freundschaften, etwa zum ehemalige Weltklasse-Kombinierer Eric Frenzel, bestätigen diesen Eindruck. Und auch eine Anekdote von der WM in Oberstdorf 2021 dient Geiger als Beweis für seinen bodenständigen Charakter. Sein Rivale Halvor Egner Granerud wurde während der WM positiv auf Corona getestet und musste sich in Quarantäne begeben. Karl Geiger zeigte Mitgefühl und brachte dem erkrankten Norweger von seiner Mutter gekochte Kürbissuppe vorbei. "Die ist wirklich extrem lecker. (...) Man ist komplett isoliert. Ich war selber in Quarantäne. Ich weiß, wie sich das anfühlt. Das ist nicht so toll."