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Deutscher Radprofi Florian Lipowitz: Im Konzert der Großen

Florian Lipowitz auf dem Podium.
Florian Lipowitz auf dem Podium.Anne-Christine POUJOULAT / AFP
Florian Lipowitz lächelte etwas verhalten, als er mit den Radsport-Giganten Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard für das Siegerfoto posierte. Völlig verdient stand der deutsche Hoffnungsträger dort, wo ihn zuvor wenige vermutet hätten - auf dem Podium neben den Besten der Welt. Kann ein solcher Coup auch bei der Tour der France gelingen?

"Drei Wochen werden hart und stressig, aber ich habe jetzt mehr Selbstvertrauen und freue mich wirklich auf die Tour", sagte der 24-Jährige, nachdem er vor dem wichtigsten Radrennen der Welt (5. bis 27. Juli) mit Rang drei beim prestigeträchtigen und beinharten Critérium du Dauphiné ein Statement gesetzt hatte.

Offiziell hat sein Team Red Bull-Bora-hansgrohe den Tour-Start von Lipowitz noch nicht kommuniziert, aber alles andere wäre angesichts seiner aktuellen Form sehr verwunderlich. Dabei könnte Bora spätestens bei der Tour eine Art Luxusproblem drohen. Als Kapitän mit Blick auf das Gesamtklassement gilt Primož Roglič, Lipowitz ist als dessen Edelhelfer vorgesehen.

"Bin in super Form und kann einen Unterschied machen"

Vor seiner ersten Tour gibt sich der frühere Biathlet noch zurückhaltend. "Er ist der Leader, er ist superstark und hat bewiesen, dass er auch über drei Wochen sehr schnell fahren kann", sagte Lipowitz während der Dauphiné bei Eurosport über Roglic: "Mein Ziel wird sein, ihm in den Anstiegen zu helfen. Ich glaube, ich habe hier gezeigt, dass ich super in Form bin und auch einen Unterschied machen kann."

In welcher Rolle er dies dann aber wirklich tun wird, dürfte sich erst im Tour-Verlauf zeigen. Bestens im Gedächtnis sind die Bilder aus dem Jahr 2021, als Roglic in Diensten von Jumbo-Visma nach Sturz aufgeben musste, sein damaliger Helfer Vingegaard übernahm - und furios auf Rang zwei hinter Pogacar stürmte, ehe er in den beiden Jahren darauf sogar das Gelbe Trikot gewann.

Ob es so oder so ähnlich auch für Lipowitz laufen könnte, wird die Zeit zeigen. Jan Ullrich traut ihm in der Zukunft jedenfalls viel zu. "Ich glaube, dass Florian Lipowitz bei der Tour de France künftig ganz vorne mitfahren kann. Er ist ein junger, sehr starker Fahrer", sagte der einzige deutsche Tour-Sieger kürzlich dem SID.

Nach seinem Durchbruch im Vorjahr mit Platz sieben bei der Vuelta in Spanien hatte Lipowitz auch in diesem Jahr mit Rang zwei bei Paris-Nizza bereits überzeugt. Dass er sich bei der Dauphiné, dem wichtigsten Tour-Härtetest, nach starken Vorstellungen am Berg nur dem außerirdischen Pogacar (2:38 Minuten Vorsprung) und dessen Dauerrivalen Vingegaard (1:39 Minuten) beugen musste, ist ein klares Zeichen an die Konkurrenz.

Obendrein distanzierte er den viertplatzierten Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel, einen klaren Podiumsanwärter für die Tour, um 2:42 Minuten. Er habe gewusst, dass er "mit einer guten Form ins Rennen gehe", sagte Lipowitz, "aber, dass es am Ende für das Podium reicht, hätte ich so nicht erwartet. Neben Fahrern wie Tadej und Jonas zu stehen, ist schon etwas Besonderes." Und vielleicht stand er dort nicht zum letzten Mal in diesem Jahr.