Tadej Pogacar reckte breit grinsend den Daumen in die Höhe, an seiner Seite strahlte sein deutscher Edelhelfer Nils Politt die gleiche Zuversicht aus. Vor der wichtigsten Woche seiner Frühjahres-Saison gab sich Weltmeister Pogacar gewohnt gelassen – und blickte der großen belgischen Radsport-Party bei der Flandern-Rundfahrt selbstbewusst und mit Vorfreude entgegen.
"Vlaanderens mooiste", wie die radsportverrückten Belgier ihre prestigereiches Monument liebevoll getauft haben, ist am Sonntag für Pogacar "eines der aufregendsten Rennen der Saison". Es bietet ihm die Chance auf die Revanche gegen Mathieu van der Poel und dient zugleich als letzter Testlauf für seine mit Spannung erwartete Premiere bei Paris-Roubaix am 13. April.

Der Niederländer van der Poel hatte vor zwei Wochen das Gigantenduell bei Mailand-Sanremo für sich entschieden. Bei der 109. Ausgabe der "Ronde" - und später auch in der "Hölle des Nordens" in Nordfrankreich – will Pogacar zurückschlagen.
Lob für Konkurrent van der Poel
"Man hat es bei Mailand-Sanremo gesehen, Mathieu ist einer der besten Sprinter im Peloton", sagte Pogacar: "Bei der Ronde habe ich, wenn ich mich gut fühle, mehr Möglichkeiten, eine solche Ankunft zu vermeiden. Es wird anstrengend und sehr taktisch. Vielleicht wird Mathieu nach sechs Stunden müder sein als ich", sagte Pogacar.
269 km lang ist der Kopfsteinpflaster-Klassiker von Brügge nach Oudenaarde, der seinen Reiz aus der Hatz über die gefürchteten Hellingen zieht. Tausende Fans sorgen vor allem an den Schlüsselstellen Kwaremont und Paterberg für eine Volksfeststimmung. "Einzigartig" sei die Atmosphäre in Flandern, sagte Pogacar, die Stimmung "gibt dir einen zusätzlichen Adrenalinschub. Es ist nie schwer, hier in die Pedale zu treten."
Zur Unterstützung stellt das Team UAE Emirates-XRG Pogacar starke Helfer an die Seite. Politt, als Vorjahresdritter ein ausgewiesener Flandern-Experte, stellt eigene Ambitionen zurück, dient Pogacar wie so häufig als "Bodyguard".

Ein Sturz unter der Woche beim Eintagesrennen Dwars door Vlaanderen blieb für Politt weitgehend folgenlos. Beim zweiten von fünf Monumenten des Jahres ist auch der Belgier Tim Wellens eine wichtige Stütze für Pogacar.
Dass die Gastgeber mit Sorgen auf die eigenen Siegchancen blicken, liegt nicht an Wellens. Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel hat nach seinem folgenschweren Unfall im Training in diesem Jahr noch kein Rennen bestritten. Über die Form von Klassikerjäger Wout van Aert streiten sich in Belgien die Experten. Pogacar zumindest schreibt letzteren nicht ab: "Wout scheint stark zu sein, er hat das Tempo. Er wird am Sonntag bereit sein."