Nicht umsonst traut Tour-Boss Christian Prudhomme dem 24-Jährigen vom deutschen Top-Team Red Bull-Bora-hansgrohe zu, die Sieger der vergangenen fünf Auflagen, Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard, herauszufordern. "Wir wollen, dass das Duell weitergeht", sagte der Direktor des wichtigsten Radrennens der Welt der Nachrichtenagentur AFP, aber "warum nicht mit einem (Remco) Evenepoel oder einem anderen dritten Mann, vielleicht (Florian) Lipowitz ..."
Dass es der frühere Biathlet mit den Besten aufnehmen kann, bewies er als Gesamtdritter bei der Generalprobe Critérium du Dauphiné im Juni. Nach seinem steilen Aufstieg steht nun das Debüt bei der Großen Schleife an. Der Ulmer erhält von seinem deutschen Rennstall dabei einige Freiheiten und muss nicht nur für Kapitän Primoz Roglic arbeiten, wie Sportdirektor Rolf Aldag jüngst dem SID verriet. Um womöglich in folgenden Jahren als erster Deutscher nach Andreas Klöden 2006 wieder aufs Podium zu fahren, soll Lipowitz wichtige Erfahrungen sammeln.
Bevor es für Lipowitz vermutlich erst in den Bergen ernst wird, steht die Show der Sprinter an. Schon auf der ersten Etappe über 184,9 fast ausschließlich flache Kilometer mit Start und Ziel in Lille wird es voraussichtlich zu einem Massensprint kommen, die Chance auf das Gelbe Trikot ist real - auch für Ackermann und Bauhaus.
Deutscher Etappensieg möglich?
Damit erstmals seit Tony Martin 2015 wieder ein Deutscher überhaupt und erstmals seit Marcel Kittel 2014 ein deutscher Sprinter ins Maillot jaune schlüpft, muss aber viel passieren. Ackermann (Israel-Premier Tech) und Bauhaus (Bahrain-Victorious) werden lediglich Außenseiterchancen eingeräumt.
Den ersten deutschen Etappensieg seit dem Jahr 2021, als Nils Politt auf dem zwölften Teilstück in Nimes triumphiert hatte, nimmt auch Georg Zimmermann (Intermarché-Wanty) in Angriff - mit Rückenwind nach seinem Sieg bei der deutschen Meisterschaft. "Ich freue mich riesig, das größte Radrennen im schönsten Trikot zu fahren. Das wird eine tolle Erfahrung", sagte Zimmermann.
Wie der Augsburger, der vor zwei Jahren seinen ersten Etappensieg als Zweiter knapp verpasst hatte, wittert auch der frühere Gesamtvierte Emanuel Buchmann (Cofidis) auf hügeligen Teilstücken seine Chance.
Limitiert sind dagegen die Rollen der Helfer Politt (für Pogacar bei UAE Emirates-XRG) und Maximilian Schachmann (für Evenepoel bei Soudal Quick-Step), auch Zimmermanns Teamkollege Jonas Rutsch muss eigene Ambitionen zunächst wohl hinten anstellen. Erstmals für die Tour nominiert wurden Niklas Märkl (Team Picnic PostNL) und Marius Mayrhofer (Tudor Pro Cycling).