Mehr

Chaos bei der Vuelta: UCI stellt Spaniens Rolle bei Großveranstaltungen in Frage

Pro-palästinensische Proteste in Madrid
Pro-palästinensische Proteste in MadridEuropa Press/ Abaca Press / Profimedia
Die 80. Auflage der Spanien-Rundfahrt ist am Sonntag in beispielloser Weise und unter chaotischen Umständen zu Ende gegangen. Was als triumphierender Einzug des Gesamtsiegers in Madrid geplant war, endete in einem Debakel, das nun weitreichende Konsequenzen für den spanischen Radsport haben könnte.

Die letzte Etappe der dreiwöchigen Rundfahrt wurde 56 Kilometer vor dem Ziel in der spanischen Hauptstadt von den Organisatoren endgültig abgebrochen. Der Grund: Pro-palästinensische Demonstranten hatten die Strecke gestürmt.

Damit fand die 21. Etappe keinen Sieger, und der zu diesem Zeitpunkt in der Gesamtwertung führende Däne Jonas Vingegaard (Team Visma-Lease a Bike) sah sich seines verdienten Triumphmoments beraubt. Die Etappe war zuvor als Sicherheitsmaßnahme bereits von ursprünglich 113 auf 108 Kilometer verkürzt worden.

Dieser Abbruch war jedoch nur der Höhepunkt einer dreiwöchigen Belastungsprobe. Das Rennen wurde fast täglich durch solche Demonstrationen gestört und konnte daher nicht normal beendet werden.

Die Reaktion des Internationalen Radsportverbands (UCI) ließ nicht lange auf sich warten. In einer Erklärung am Montag bedauerte die UCI scharf die Unterstützung der spanischen Regierung für die Proteste.

Ministerpräsident Sanchez spricht von "Bewunderung"

Der Verband erklärte, man bedauere die Tatsache, dass der spanische Premierminister Pedro Sánchez und seine Regierung "Aktionen während eines sportlichen Wettkampfs unterstützt haben, die den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung behindern könnten, und in einigen Fällen ihre Bewunderung für die Demonstranten zum Ausdruck gebracht haben".

Diese Haltung der Regierung stelle die Fähigkeit Spaniens, große internationale Sportveranstaltungen auszurichten, in Frage, so die deutliche Warnung des Weltverbands. Sánchez hatte sich am Sonntag bei einem Treffen in Malaga ausdrücklich mit den Demonstranten solidarisiert und seine "Bewunderung für ein Volk wie das spanische, das sich für eine gerechte Sache wie Palästina einsetzt" ausgedrückt.

Diese Position steht im krassen Gegensatz zur Stimmung bei den Teams und Fahrern. Der zweifache Tour-de-France-Sieger Vingegaard zeigte sich "sehr enttäuscht". In einer Teamerklärung sagte der Däne: "Es ist eine Schande, dass uns dieser Moment der Ewigkeit genommen wurde. Ich habe mich darauf gefreut, diesen Sieg mit dem Team und den Fans zu feiern."

Er betonte zwar, dass jeder das Recht zu protestieren habe, "aber nicht auf eine Art und Weise, die unser Rennen beeinflusst oder gefährdet".

Die Bilder des abgebrochenen Rennens und die politischen Unterstützungsbekundungen könnten somit nicht nur einen faden Beigeschmack hinterlassen, sondern Spaniens Ruf als verlässlicher Gastgeber für den Weltradsport nachhaltig beschädigen.