Kitzbühel und der Ganslernhang, kurz Ganslern, sind für Straßer seit jeher ein besonderer Ort. Hier hat er das Skifahren erlernt, er ist Mitglied im Kitzbüheler Ski-Club, zudem wohnt er im nahen Kirchberg. Kitzbühel, betont Straßer wenig überraschend, "ist das Rennen, auf das jeder hinfiebert", da gerate sogar eine Großveranstaltung in den Hintergrund. Obwohl, wenn am 4. Februar in Saalbach-Hinterglemm die WM beginnt, dann gilt auch für Straßer: "Du fährst dahin, um eine Medaille zu gewinnen, keine Frage."
Bis zum WM-Slalom am 16. Februar ist es noch ein bisschen hin, Straßer hat also Zeit, nicht zuletzt am Sonntag (10.30/13.30 Uhr) seine überragende Form aus dem vergangenen Winter wiederzufinden. Vor einem Jahr triumphierte er ein paar Tage nach dem Rennen in Kitzbühel auch beim "Night Race" in Schladming - ein doppelter Ritterschlag. Für diesen Winter hat ihm das noch nichts gebracht, Straßer puzzelt in dieser Saison nach wie vor an dem Bild, das ihn als Podest- und Siegfahrer zeigt.
Es gehe um "Nuancen", sagt der 32 Jahre alte Münchner. Und in einem so komplexen Sport wie dem seinen sind die nun mal entscheidend. Ein neuer Skischuh, neue Skier, anderes Wetter, andere Temperaturen und demzufolge andere Pistenverhältnisse, auf denen das Setup des Materials nicht mehr so funktioniert wie noch im Jahr davor - "jeder Winter ist anders", betont Straßer, und bisweilen stehen er und seine Betreuer dem ratlos gegenüber. "Ich mache das schon so lange, aber habe es noch immer nicht verstanden. Wir kratzen uns oft genug am Kopf."
Straßer und der "Schweinsberg"
Lange Jahre galt das auch für den Ganslern, den Straßer oft genug im Frust verließ und als "Schweinsberg" beschimpfte. Den Titel gibt er dem Hang noch immer, aber: Im vergangenen Frühjahr ist der mit seiner Frau mal in den "Legendenpark" in Kitzbühel gegangen, wo es eine große Tafel mit den Namen aller Sieger gibt. "Da stehst du unten, hast einen direkten Blick auf den Ganslern", da habe ihn ein "friedvolles Gefühl" überkommen, da habe er gemerkt: "Ich habe Frieden geschlossen."
Keine schlechten Voraussetzungen also, dass er bald auf eine Herde Gämse blicken kann. "Das Adrenalin", sagt Straßer, "wird mir zu den Ohren rauskommen."