Auf dem Arm ihrer Mama hatte die kleine Bella nur noch Augen für dieses goldene Ding, das so schön strahlte im Scheinwerferlicht von Abu Dhabi. Der Papa hatte sie auf den Platz getragen, diesen Moment sollten alle gemeinsam genießen, denn es war einer für das Familienalbum.
Nicht einmal zehn Monate nach Bellas Geburt hat Belinda Bencic wieder ein Tennisturnier gewonnen und damit ihre rasante Rückkehr in die Weltspitze vorerst gekrönt.
Ihr Ehemann Martin Hromkovic wischte sich die Tränen aus den Augen, Bencic (27) hielt ihre Tochter und den Pokal fest im Arm. "Vor ihnen zu gewinnen, macht mich emotional. Martin und Bella, ich liebe euch so sehr", sagte die Schweizerin nach dem Dreisatzsieg (4:6, 6:1, 6:1) über Ashlyn Krueger aus den USA.
Zurück an der Weltspitze
Vor der Babypause hatte Bencic zu den besten Spielerinnen der Welt gehört, war 2021 Olympiasiegerin in Tokio, träumte von einem Grand-Slam-Titel. Danach machte sie sich mit Bella und Martin, der auch ihr Fitnesstrainer ist, auf den Weg zurück zu alter Klasse. Und der war "definitiv kein einfacher", sagte Bencic schon vor dem Finale: "Ich habe enorm hart gearbeitet. Dass die Resultate so schnell wieder so gut sind, davon konnte ich nicht ausgehen."
Im Herbst kam sie zurück auf die Tour, erreichte prompt bei einem kleineren Turnier im französischen Angers das Endspiel, überzeugte bei den Australian Open mit dem Einzug ins Achtelfinale und kämpfte sich in Abu Dhabi zum neunten Titel ihrer Karriere. Dabei schlug Bencic auch die früheren Wimbledonsiegerinnen Marketa Vondrousova (2023) und Elena Rybakina (2022).

Begeistert und beeindruckt reagierte eine andere Tennis-Mutter, deren Tochter ebenfalls Bella heißt. "Was für eine unglaubliche Art und Weise nach einer Geburt zurückzukommen, das ist nicht nur physisch hart, sondern auch mental", schrieb Sabine Lisicki bei Instagram. Die frühere Wimbledonfinalistin erhob Bencic zum Vorbild, sie zeige, dass Frauen sich "nicht entscheiden" müssen zwischen Kind und Karriere, sondern beides schaffen können.
Für Bencic ist die Reise mit dem Sieg in Abu Dhabi und der Rückkehr unter die Top 100 aber noch längst nicht beendet. Der Triumph bedeute "nicht, dass die Arbeit vorbei ist. Es ist noch ein langer Weg", sagte sie. Goldene Pokale gibt es noch viele zu gewinnen.