In Buenos Aires nervten ihn die fanatischen Fans, in Rio de Janeiro das Surren einer Drohne – und zweimal setzte es eine unerwartete Niederlage.
Dabei hatte sich Alexander Zverev vom "Golden Swing" so viel versprochen. Der Ausflug auf die Sandplätze in Südamerika sollte eine frühe Vorbereitung auf die French Open in Paris sein. Der Test brachte jedoch weder die gewünschten Resultate noch die erhoffte Matchpraxis, sondern führte mitunter zu Frust.
Zweimal unterlag Zverev im Viertelfinale, zweimal gegen einen in der Weltrangliste weit hinter ihm platzierten Argentinier. In Rio vergab der Finalist der Australian Open gegen Francisco Comesana im dritten Satz eine 4:1-Führung und unterlag 6:4, 3:6, 4:6.
Dabei ließ sich Zverev zeitweise von einer über den Platz fliegenden Drohne aus dem Konzept bringen, beschwerte sich beim Schiedsrichter und wollte das unerwünschte Flugobjekt vom Himmel schießen. Doch er traf nicht.
Match-Center: Zverev vs. Comesana
"Spiel ganz alleine verloren"
Fehlschläge leistete sich Zverev in Rio zu viele, auch um Punkte auf den gesperrten Weltranglistenersten Jannik Sinner gutzumachen. "Es ist wirklich schade, das Turnier so zu beenden, denn ich war in der Position, den dritten Satz zu gewinnen", sagte Zverev: "Am Ende habe ich das Spiel ganz alleine verloren." So wie eine Woche zuvor in Buenos Aires gegen Francisco Cerúndolo. Da meckerte Zverev über die Zuschauer, die nicht wüssten, wie man sich beim Tennis benehme.
Nun dreht sich die Tenniswelt rasant weiter. Die Turniere in Argentinien und Brasilien zählen auch für Zverev (27) nicht zu den Saisonhöhepunkten. Mit stattlichem Antrittsgeld auf dem Konto und der Aussicht auf Wiedergutmachung reist er nach Mexiko.
Beim Hartplatzturnier in Acapulco hat er schon viel erlebt: Zwei Finals, einen Titel und eine denkwürdige Kernschmelze, als er seinen Schläger am Stuhl des Schiedsrichters zerlegte und disqualifiziert wurde.
Angriff auf die Nr. 1
Diesmal könnte nach dem Auftakt gegen den Italiener Matteo Arnaldi in der zweiten Runde der formstarke Kanadier Denis Shapovalov warten, kein leichtes Los für Zverev, der nach dem starken Saisonauftakt in Australien erst wieder in Tritt kommen muss.
Die kommenden Matches werden wieder wichtiger: Nach Acapulco geht es mit den ATP-Masters in Indian Wells und Miami weiter, 2.500 Punkte werden insgesamt vergeben.
Hier entscheidet sich, ob Zverev Sinners Abwesenheit nutzen und sein erstes Saisonziel erreichen kann: die Nummer eins im Männertennis. Das hat aus Deutschland bislang nur Boris Becker geschafft.
Zverev würde der Sprung auf den Thron sicher Rückenwind für seinen nächsten Grand-Slam-Anlauf in Roland Garros geben. Und die nötige Sicherheit, die ihn davor bewahrt, sich von lärmenden Zuschauern, Drohnen oder Schiedsrichtern aus der Fassung bringen zu lassen.