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Grund zum Jubel: Deutsche Tennistalente auf dem Vormarsch

Niels McDonald mit seiner Siegertrophäe in Roland Garros
Niels McDonald mit seiner Siegertrophäe in Roland GarrosČTK / imago sportfotodienst / Juergen Hasenkopf
Nach fünf lauen Monaten für deutsche Tennisfans gab es in den letzten zwei Wochen endlich mal wieder ordentlich Grund zum Jubel. Neben dem sensationellen Titel beim WTA 500-Turnier im Londoner Queen's Club von Veteranin Tatjana Maria und dem schönen Finaleinzug von Alexander Zverev beim ATP 250-Turnier in Stuttgart, bei dem er sich als humorvoller Verlierer zeigte, machten vor allem die DTB-Youngster mit zwei Grand Slam-Titeln und Siegen in ATP-Hauptfeldern eine Menge Spaß.

Zum ersten Mal seit 1995 – als bei den US Open Nicolas Kiefer im Endspiel gegen Ulrich-Jasper Seetzen gewonnen hat – gab es bei einem Grand Slam der Junioren ein rein deutsches Finale.

Niels McDonald – dessen Vater aus Schottland stammt – trat gegen Max Schönhaus an und er bezwang seinen Freund in drei Sätzen. Für den frischgebackenen Grand Slam-Sieger waren es die ersten Siege im Einzel überhaupt in seiner Karriere, nachdem er bei den Junioren-Turnieren der US Open sowie der Australian Open und beim ITF-Turnier in Oberhaching jeweils in der ersten Runde ausgeschieden ist.

Titel kein (absoluter) Erfolgsgarant

Dass solch ein Titel noch nicht die Garantie für eine herausragende Profikassiere ist, zeigen die Juniorensieger der Grand Slams aus der Vergangenheit, bei denen manche nur absoluten Insidern ein Begriff sind.

Allerdings reiht sich der 17-Jährige nun neben aktuellen Top 20-Spielern wie Tommy Paul, Holger Rune oder Andrey Rublev sowie ehemaligen Grand Slam-Siegern wie Marin Cilic und Stan Wawrinka ein, die alle die kleine Schale von Roland Garros ebenfalls gewonnen haben.

Schönhaus sammelt erste Profi-Erfahrungen

Der bekanntere Name in diesem Finale der Junioren war eigentlich Max Schönhaus, der im letzten Jahr Wimbledonsieger bei den Junioren im Doppel wurde und bereits Siege bei ITF-Turnieren gesammelt hat. Daher wird er auch schon in der ATP-Weltrangliste geführt – derzeit auf Platz 1159.

Direkt nach dem Finale bei den French Open erhielt der Soester eine Wildcard für die Qualifikation beim ATP-Turnier in Halle, wo er sein erstes Match in seiner Karriere auf Rasen absolviert hat und sich gegen Jesper De Jong bei seiner Niederlage mit 5:7, 6:3, 2:6 sehr gut hielt.

Beide deutschen Finalisten dieser French Open wollen nun den Weg über die Junioren-Weltrangliste gehen und sich dort nach oben arbeiten, um dann Wildcards für lukrative Challenger-Turniere zu erhalten.

Engel und Dedura ebenfalls auf gutem Weg

Einen anderen Weg schlägt Justin Engel ein. Der Nürnberger hat nur bei einem Junioren-Grand Slam teilgenommen und ist bei den Australian Open im letzten Jahr als Qualifikant in der ersten Runde rausgeflogen. Allerdings hat er bereits fünf Titel bei ITF-Turnieren gesammelt. Dazu hat er auch schon bei vier ATP-Turnieren im Hauptfeld gestanden und dort insgesamt vier Matches gewonnen – zwei davon kürzlich in Stuttgart, als er nach Siegen gegen James Duckworth und Alex Michelsen sensationell ins Viertelfinale einzog.

Für die Qualifikation beim ATP-Turnier in Halle hat er dann eine Wildcard erhalten und mit Roman Safiullin einen weiteren gestandenen ATP-Profi in drei Sätzen mit 6:7, 7:6, 7:5 bezwungen, bevor er gegen Sebastian Ofner ausschied. Als Nummer 235 der Weltrangliste muss er solche Leistungen nun aber auf der Challenger-Tour bestätigen – was ihm in diesem Jahr noch nicht gelungen ist.

Auch Diego Dedura ist schon länger bei den Profis unterwegs, auch wenn ihm noch ein ITF-Titel fehlt. Zweimal scheiterte er in einem Finale auf diesem Level. Offiziell holte er in diesem Jahr beim ATP-Turnier in München seinen ersten Sieg in einem Hauptfeld, allerdings nur, weil Denis Shapovalov im zweiten Satz aufgeben musste.

Seine anderen beiden Matches in einem solchen Hauptfeld verlor er gegen Zizou Bergs mit 1:6, 4:6 sowie gegen Luciano Darderi in Hamburg mit 1:6, 1:6 relativ deutlich.

Die Nummer 362 der Weltrangliste wagt gerade den nächsten Schritt in seiner Karriere und möchte sich auf der Challenger-Tour etablieren, auf der er in der Vergangenheit drei Siege in einem Hauptfeld einfuhr, den letzten Anfang Juni in Heilbronn. Aktuell steht er als Qualifikant in Posen im Hauptfeld.

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Junge Damen ebenfalls im Aufschwung

Von allen vier Youngsters, die alle 17 Jahre alt sind, können wir noch viel erwarten – auch bei den Damen, bei denen in diesem Jahr bisher nur Eva Lys im Januar mit ihrem Einzug ins Achtelfinale der Australian Open positiv herausstach, gab es Erfolgsmeldungen der DTB-Talente.

Im Einzel hat Julia Stusek bei den French Open bei den Juniorinnen das Viertelfinale erreicht. Trotz ihrer erst 16 Jahre ist sie bereits seit 2022 in der WTA-Weltrangliste vertreten und rangiert derzeit auf Platz 933, da sie bereits länger fleißig an kleineren ITF-Turnieren teilnimmt.

Dazu haben Eva Bennemann und Sonja Zhenikova im Doppel den Juniorinnentitel von Roland Garros gewonnen. Beide haben ebenfalls schon Erfolge im Einzel auf der ITF-Tour erzielt und stehen bereits in den Top 1000 in der Weltrangliste.

Anlass zur Hoffnung

Nach einigen dürren Jahren, in denen es auf deutscher Seite vor allem Alexander Zverev und ansonsten nur einige kleinere Überraschungen verschiedener anderer Spieler gab, scheinen sich einige Toptalente bereitzumachen, ihm oder ehemaligen Topspielerinnen wie Angelique Kerber folgen zu wollen.

Deutsche Tennisfans könnten in absehbarer Zeit also wieder deutlich häufiger Grund zum Jubeln haben.