Flashscore Analyse: Ist Jannik Sinner bereit für die größte Reifeprüfung im Tennis?

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Flashscore Analyse: Ist Jannik Sinner bereit für die größte Reifeprüfung im Tennis?

Jannik Sinner will Djokovic erstmals in einem Major schlagen
Jannik Sinner will Djokovic erstmals in einem Major schlagenAFP
Im Halbfinale der Australian Open trifft Jannik Sinner am Freitagmorgen (4:30 Uhr deutscher Zeit) auf Novak Djokovic, der sich für seine Davis Cup-Niederlage im November revanchieren will. Und das auf dem vom Serben so geliebten Boden von Melbourne. Wir haben erörtert, ob sich italienische Tennis-Fans Hoffnung machen dürfen.

Es ist wieder so weit. Sinner-Djokovic, zum vierten Mal seit November. Eine Partie, die sich in den vergangenen Monaten zu einem kleinen Klassiker entwickelt hat - und einer Herzensangelegenheit für das Publikum. Vor allem für das italienische, das die Spiele zwischen diesen beiden außergewöhnlichen Tennisspielern inzwischen mit maximalem Interesse verfolgt. 

Zum Match-Center: Djokovic vs. Sinner

Die Brisanz des Duells liegt darin, dass sich Sinner im letzten Jahr technisch und mental enorm weiterentwickelt hat und abermals den Ausgang eines Matches in Frage stellt, das bis vor kurzem noch eine ganz klare Angelegenheit gewesen wäre.

So wurde Sinner am 25. November des vergangenen Jahres offiziell zum Nationalhelden, als er im entscheidenden Match gegen den "Djoker" drei Match-Bälle abwehrte und sein Land zum ersehnten Triumph im Davis Cup führte. Schafft der 22-Jährige es, eine solche Leistung auch in einem Best-Of-3-Match auf Grand-Slam-Bühne gegen Djokovic in dessen Wohnzimmer zu wiederholen? 

Die Zahlen sprechen klar dagegen: Djokovic steht zum elften Mal in einem Halbfinale in Melbourne, nachdem er alle zehn vorherigen gewonnen und zehn Mal den Pokal mit nach Hause genommen hat.

Gründe für vorsichtigen Sinner-Optimismus

Der Serbe ist 36 Jahre alt, im fortgeschrittenen Sportleralter. Auch wenn er es (noch) nicht zeigt, gelten irgendwann wohl auch für dn 24-fachen Major-Sieger, dass es menschliche Grenzen gibt. Zunächst wäre da die Müdigkeit, die sich (im Normalfall) mit zunehmendem Alter immer mehr bemerkbar macht. Djokovic hat bei den AO 24 gegen Prizmic, Popyrin und Fritz jeweils einen Satz verloren, zwei weitere drohte er zu abzugeben, setzte sich aber im Tiebreak jeweils knapp durch. Damit war er etwa drei Stunden länger auf dem Platz als Sinner (15 Stunden und 18 Minuten gegenüber 11 Stunden und 48 Minuten).

Djokovic vs. Sinner: Die letzten 4 Partien auf der Tour
Djokovic vs. Sinner: Die letzten 4 Partien auf der TourFlashscore/Profimedia

Abgesehen von den wenig aufregenden Siegen war auch auffällig, dass Djokovic noch nie so viele Breakbälle verwandeln konnte. Besonders auffällig war dies gegen Fritz. Der Aufschlag ist ein Aspekt des Spiels, an dem Sinner mit der Arbeit mit Vannozzi und Cahill enorme Fortschritte gemacht hat. Im Gegensatz zu Fritz ist Sinner zudem viel versierter im Grundlinienspiel und kann sich auch dort gegen den Serben behaupten.

Sinner's mentale Stärke

Der Italiener kann sich im Jahr 2024 auch auf eine mentale Stärke stützen, die inzwischen zur Spitzenklasse gehört. Dies zeigte er beispielsweise gegen Rublev, der nach acht abgewehrten Breakbällen einen seiner berühmten Wutausbrüche erlebte. Auffallend ist auch die Art und Weise, wie Sinner diese vereitelte: Nämlich jenseits der üblichen Coolness und Nonchalance des Südtirolers, unter anderem mit zwei Assen und drei weiteren Service-Winnern.

Details, die optimistisch stimmen. Denn es stimmt zwar, dass Melbourne Djokovics Revier ist. Es stimmt auch, dass Sinner auf Beton sicherlich bessere Chancen gegen den Serben hat als auf Rasen oder Sand.

Sinner: Der Weg zum Slam-Sieg ist noch ein weiter

Warum sollte man also nicht auf einen Tennisspieler setzen, der sich in stratosphärischer Form befindet und im gesamten Turnier keinen einzigen Satz verloren hat, nur zwei Aufschlagsspiele abgab und 26 von 28 Breakbällen abwehrte. Auf der anderen Seite steht natürlich ein Gegner, den es in der Geschichte des Sports so nur einmal gegen hat. Die Nummer 1 der Welt, die zudem noch eine Rechnung mit dem jungen Italiener offen hat.

Auch am Freitag werden wieder hohe Temperaturen bei den Australian Open erwartet. Ein weiterer Aspekt, den sich der frische Sinner zu nutzen machen könnte, vor allem, wenn er - wie wir vermuten - von Anfang an in die Offensive geht.

Das Halbfinale wird zeigen, ob der Italiener die schwierigste Reifeprüfung bestehen kann: die Spannung eines Slam-Halbfinales gegen den Primus Djokovic.

Marco Romandini
Marco RomandiniFlashscore