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Die Big 3 sind Vergangenheit: Warum wir uns trotzdem auf Tennis im Jahr 2025 freuen

Justin Engel gilt als große Hoffnung des deutschen Tennis - auch schon im Jahr 2025?
Justin Engel gilt als große Hoffnung des deutschen Tennis - auch schon im Jahr 2025?ČTK / imago sportfotodienst / Juergen Hasenkopf
Mit Rafael Nadal verlässt ein Stück Geschichte den Tenniszirkus. Mit dem Spanier und Roger Federer sind 2 der Top 3 endgültig im sportlichen Ruhestand. Novak Djokovic, der Dritte im Bunde, kämpft um den Anschluss an die Top 5 der Weltrangliste und wird sich wohl auf wenige Events im Kalender fokussieren. Wenn 2024 das Jahr des Übergangs im Tennis war, läutet 2025 endgültig eine neue Epoche ein. Warum wir uns dennoch auf die Zukunft freuen, erklären wir in diesem Artikel.

Die neue Big 2: Jannik Sinner gegen Carlos Alcaraz

2024 war das Jahr von Jannik Sinner. Was man dabei nicht vergessen darf: Auch Carlos Alcaraz hat zwei Grand Slams und ein Masters gewonnen, stand zudem im Finale der Olympischen Spiele und schlug Sinner im direkten Vergleich 4:1. Auf Major und Masters-Evebe gewann er sogar alle drei Aufeinandertreffen.

Die letztem vier Partien zwischen Sinner und Alcaraz
Die letztem vier Partien zwischen Sinner und AlcarazFlashscore / Profimedia

So sehr nach Dominanz sieht das bei Sinner dann nämlich doch nicht aus. Denn in den entscheidenden Momenten zeigte Alcaraz, der mit fünf gewonnenen Grand Slams hinter Djokovic (24) zweiterfolgreichster aktiver Spieler auf der Tour ist, seine Gewinnermentalität. Was beim 21-Jährigen noch fehlt: die Konstanz.

2025: Die individuellen Ziele der Top 10 des Tennis

Bekommt er diese in der neuen Saison in den Griff, dürfen wir uns auf ein würdiges Nachfolgerduell der Big 3 freuen. Einige Spieler und Experten äußerten sogar bereits, dass beide auf einem Niveau jenseits von Djokovic, Nadal und Federer spielen. Sollten beide regelmäßig dieses Niveau abrufen, erwarten uns wohl so einige absolute Giganten-Duelle der Ausnahmetalente.

Alexander Zverev: Wird es endlich etwas mit dem Grand Slam?

Best of the Rest – das trifft aktuelle auf die deutsche Nummer eins Alexander Zverev zu. Dabei muss sich der Hamburger nicht verstecken. Zumindest gegen Alcaraz hat Zverev bewiesen, dass er mithalten kann. So schlug er ihn, genau wie bei den French Open 2023, zuletzt in Turin in zwei Sätzen, steht am Ende des Jahres auf einem sensationellen zweiten Platz der ATP-Rangliste.

Das große Problem von Zverev ist, dass er an einem schwachen Tag gerne auch mal an deutlich schlechter platzierten Spielern in der Weltrangliste scheitern kann. Und diese schwachen Tage kommen Stand Dezember 2024 leider noch zu häufig vor. Darüber hinaus fand der 27-Jährige in der zweiten Saisonhälfte in Taylor Fritz seinen Meister – und unterlag dem US-Amerikaner bei Wimbledon, den US Open, dem Laver Cup und den ATP-Finals in Turin gleich in vier wichtigen Matches.

Findet Zverev in der neuen Saison ein Mittel gegen Fritz? Und kann er endlich seinen Traum eines Major-Triumphs verwirklichen? Bei einem entsprechenden Lauf scheint dies nicht ausgeschlossen zu sein. Es muss aber alles passen. Ein schlechter Tag darf sich in zwei Wochen Wettbewerb nicht einschleichen. Beste Chancen sehen wir bei den French Open im Mai, bei denen er in den letzten Jahren jeweils seine besten Leistungen abrufen konnte.

Justin Engel: Deutsches Mega-Talent klopft an die Türen der ATP-Tour

Zverev als Primus des deutschen Tennis. Daran hat man sich als Fan mittlerweile gewohnt. Auch wenn ein Jan-Lennard Struff mit hervorragenden Leistungen im Davis Cup oder etwa dem Masters in Madrid 2023, als er sensationell das Finale erreicht hatte, auf sich aufmerksam machen konnte. So ist es am Ende doch einzig Zverev, der um die wirklich großen Titel spielt.

Das könnte sich jedoch bald ändern, denn Deutschland hat ein neues Supertalent. Der erst 17-jährige Justin Engel ist ein großes Versprechen für die Zukunft, spielte und gewann in Almaty im Oktober seine ersten Spiele auf der ATP-Tour.

"Ein Spieler, den man beobachten muss“, konstatierten auch die Moderatoren von TennisTV. Jenes Beobachten von Engels im Jahr 2025 dürfte aus deutscher Sicht eine der interessantesten Aspekte der ATP-Tour werden. Der Nürnberger will laut eigener Aussage die Top 200 der Weltrangliste knacken. Vielleicht ist sogar schon mehr drin? Wir freuen uns auf regelmäßige Auftritte Engels auf der Tour.

Tennis und Saudi-Arabien: Begeht der Sport neue Wege?

Six Kings Slam, WTA-Finals und teure Exhibition-Spiele: Saudi-Arabien ist im Tennis längst ein wichtiger Player. In den regulären Touren der ATP und WTA findet sich allerdings noch kein einziges Turnier im Öl-Staat wieder.

Ein Fakt, den auch Zverev gerne verändert haben will. Beim Six Kings Slam in Riad im Oktober wurde im Rahmen eines Exhibitions-Turniers, bei dem neben Gewinner Sinner mit Djokovic, Nadal, Alcaraz, Holger Rune und Daniil Medvedev die größten Namen des Sports anwesend waren, ein rekordverdächtiges Preisgeld ausgeschüttet. Alleine Sinner kassierte 7,5 Millionen Dollar (ca. 6,91 Millionen Euro) für den Gewinn ab. Höhere Prämien wurden im Herrentennis noch nie zuvor verteilt.

Die Scheichs wirbeln die Tenniswelt auf und spülen Geld in die Kassen, die die Spieler nicht missen wollen. Alcaraz selbst gestand in einer ehrlichen Pressekonferenz, dass er hauptsächlich wegen des Geldes angereist sei. Und auch ein Nadal, trotz all der Verletzungen, schafft es sonderbarerweise immer wieder, sich für die Events in der Wüste aufzuraffen. Wir sind gespannt, wie lange sich ATP und WTA weigern, das Land in den Kalender aufzunehmen – und wie sich eine mögliche Kooperation gestaltet.

Kampf um die Nummer eins bei den Damen: Swiatek will zurückschlagen

Nicht nur bei den Herren scheint sich ein Zweikampf um die Krone der Weltrangliste anzubahnen. Auch bei den Damen verspricht das Wetteifern um die Grand Slams und die Spitzenposition der WTA-Weltrangliste höchste Spannung.

Zum einen ist da Iga Swiatek, die im Damen-Tennis bis vor wenigen Monaten unantastbar schien und insgesamt 50 Wochen am Stück an der Spitze stand. Nach dem Aus im Halbfinale der Olympischen Spiele schien Swiatek jedoch erstmals in ein Karriere-Loch zu rutschen. Die Polin war mehrere Wochen nicht mehr auf dem Platz zu sehen, trennte sich von ihrem langjährigen Coach Tomasz Wiktorowski und schaffte es im Anschluss, nicht an ihre Topform aus dem Frühjahr anzuknüpfen. In der letzten November-Woche dann der Schock: Das Fernbleiben Swiateks auf der Tour hatte auch mit einer positiv ausgefallenen Doping-Probe zu tun.

Nutznießerin davon war Aryna Sabalenka, die unter anderem mit Siegen bei den US Open, den Kanada-Open und in Wuhan das Undenkbare erreichte: Swiatek als Nummer eins der Damen abzulösen. Dabei zeigte die Belarussin sich teils so souverän und übermächtig, dass sie derzeit als weibliche Version eines Platzhirschs anzusehen ist.

Dass Swiatek das so nicht stehen lassen will, versteht sich von selbst. Fans des Damen-Tennis fiebern daher der neuen Saison entgegen - sollte es nicht zu einem bösen Erwachen seitens der WADA kommen. Falls nicht, dürfen wir uns die Frage stellen: Erreicht Swiatek unter dem neuen Trainer Wim Fissette wieder ihr unfassbar hohes Niveau der Vorsaisons – und wird dies ausreichen, um Sabalenka erneut vom Thron zu stoßen?