Wieder im Finale: Casper Ruud und die ewige Suche nach dem gebührenden Respekt

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Wieder im Finale: Casper Ruud und die ewige Suche nach dem gebührenden Respekt

Der große Tag von Casper Ruud?
Der große Tag von Casper Ruud?AFP
Nicht viele hätten darauf gewettet: Aber Casper Ruud hat sich wie schon im Vorjahr für das Finale der French Open qualifiziert. Der immer unterschätzte Norweger muss Novak Djokovic besiegen, um in seinem dritten Grand-Slam-Endspiel endlich den begehrten Pokal zu ergattern, der ihm als vielleicht konstantester Spieler der letzten zwei Wochen auch zustehen würde.

Im September 2022 war Casper Ruud nur einen Sieg davon entfernt, sich zur Nummer 1 der Welt zu machen. Fast hätte er sich für ein großartiges Jahr 2022 belohnt. Ruud ist zweifelsohne ein Weltklasse-Spieler. Und trotzdem wurde der Norweger höchstens der Vollständigkeit halber erwähnt, wenn es um die Favoriten bei den French Open ging.

Zum Match-Center: Djokovic vs. Ruud

Selten in der Favoritenliste

Boris Becker beispielsweise erklärte vor Turnierbeginn: "Meine vier Favoriten sind Novak Djokovic, der frischgebackene Rom-Sieger Daniil Medvedev, Holger Rune und Carlos Alcaraz." Und nicht nur Deutschlands große Tennislegende irrte sich. International wurden die Namen von Carlos Alcaraz, Novak Djokovic, Daniil Medvedev, Stefanos Tsitsipas und Holger Rune immer vor jenem von Casper Ruud genannt. 

Auch Boris Becker hatte Ruud nicht auf dem Zettel
Auch Boris Becker hatte Ruud nicht auf dem ZettelProfimedia

In den wichtigen Momenten bewies Ruud aber sein Können und seine immense Resilienz. Er muss "nur" noch Novak Djokovic besiegen, um in den Tennisolymp aufzusteigen und als erster Norweger überhaupt ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Ruud ist dazu in der Lage, auch wenn er – wie üblich – nicht als Favorit gilt.

Warum ist das eigentlich so? Im Falle von Novak Djokovic ist die Sache klar. Der Serbe ist womöglich der beste Tennisspieler der Historie. Gegen den Serben antreten zu müssen – kein Geschenk für Casper Ruud. Der Serbe hat bei den French Open zwar nicht immer überzeugt, doch die Aussicht auf den 23. Grand-Slam-Triumph lässt dem ehrgeizigen Nole das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Ruuds Trümpfe

Doch Ruud hat noch einige Trümpfe im Ärmel. Zum einen seine tadellose körperliche Verfassung. Konditionell ist er der wohl stärkste Spieler auf der Tour. Gerade in langen Matches ein entscheidenden Vorteil.

Djokovic gehört zwar zu den besten Return-Spielern dieses Planeten, doch der Serbe muss es vermeiden, von Anfang an hohes Tempo zu gehen. Punkto Ausdauer kann der 36-Jährige mit Ruud nicht mehr mithalten. Lässt sich Djokovic auf zu viele Laufduelle ein, wird er dafür unweigerlich die Zeche zahlen müssen. 

Novak Djokovic ist Ruuds letzte Hürde in Roland Garros
Novak Djokovic ist Ruuds letzte Hürde in Roland GarrosAFP

Auf technischer Ebene ist Ruuds größte Stärke seine extrem saubere Vorhand. Hohe Kraft und eine kurze Reaktionszeit verleihen dem Ball einen nur schwer zu parierenden Spin. Selten unterlaufen Ruud mehr nicht erzwungene Fehler als Winner. Bei diesem Turnier war das nur im Achtelfinale gegen den unberechenbaren Chilenen Nicolas Jarry der Fall.

Ein Grund, wieso Casper Ruud weniger Beachtung findet, als seine prominenten Gegenspieler: Man sagt ihm eine nüchterne Spielweise nach. Das gängige Klischee: Ruud wartet nur auf die Fehler seines Gegners. Das ist aber nicht der Fall. Ruud wartet nicht auf die Fehler des Gegners – er provoziert sie.

In seinen letzten beiden Spielen hat Ruud das eindrucksvoll demonstriert. Sowohl Holger Rune als auch Alexander Zverev waren machtlos gegen Caspers Athletik und Spielintelligenz. Ruud kann effektiv zwischen verschiedenen Taktiken variieren. Der Sohn des ehemaligen Tennisspielers Christian Ruud verfügt über eine hohe Anpassungsfähigkeit.

Kein Glamour-Faktor, aber ein großartiger Spieler 

Ruud hat keinen hohen Glamour-Faktor, zählt aber zu den komplettesten Spielern auf der Tour. Ob das zum Sieg über Djokovic reicht? Im Vorjahr war Ruud im Endspiel gegen Nadal nahezu chancenlos gewesen, verlor mit 3:6, 3:6, 0:6. Zumindest einen Satz zu gewinnen, wird diesmal das erklärte Minimalziel des 24-Jährigen sein. 

Seine gute Laune hatte Ruud (re.) trotz einer Dreisatzniederlage gegen Nadal nicht verloren
Seine gute Laune hatte Ruud (re.) trotz einer Dreisatzniederlage gegen Nadal nicht verlorenProfimedia

Mehr Aufmerksamkeit hätte er sich auch dann verdient, wenn Djokovic am Sonntag als Sieger vom Court geht. Seine Zeit wird kommen. Daran gibt es nichts zu rütteln.