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Miami Masters kämpft um Relevanz: Der ewige Fünfte Grand Slam, der keiner ist

Die Miami Open galten lange als der "fünfte Grand Slam" des Tennisjahres.
Die Miami Open galten lange als der "fünfte Grand Slam" des Tennisjahres.RICH STORRY/Getty Images via AFP
Es sollte das Tennis-Mekka des Frühjahrs werden, das Turnier, das sich mit den ganz Großen messen kann. Doch statt in einer Liga mit Wimbledon, Roland Garros, den US Open oder den Australian Open zu spielen, bleiben die Miami Open auf der Suche nach ihrer eigenen Identität. Einst als der "fünfte Grand Slam" angekündigt, ist es heute eher ein Turnier, das im Schatten seiner Vergangenheit und der glanzvollen Konkurrenz aus Indian Wells steht.

Die Miami Open erlebten glorreiche Zeiten in den 90er- und frühen 2000er-Jahren, als Stars wie Pete Sampras, Andre Agassi und Serena Williams hier ihre Spuren hinterließen. Doch mit dem Umzug ins Hard Rock Stadium im Jahr 2019 verlor das Turnier einen entscheidenden Teil seiner Seele. Was einst auf der malerischen Insel Key Biscayne unter Palmenflair und in unmittelbarer Nähe zum Ozean stattfand, wurde in einem wenig inspirierenden Schritt auf einen Parkplatz eines Football-Stadions verlegt. Der Charme wich der Zweckmäßigkeit, die intime Atmosphäre einer betonierten Weite.

Gleichzeitig hat sich sein "Cousin" Indian Wells in Kalifornien zur ersten Adresse im Masters-1000-Kalender entwickelt. Dank der finanziellen Power von Milliardär Larry Ellison wurde das Turnier in eine Oase der Perfektion verwandelt, mit makellosen Anlagen und einer Atmosphäre, die von den Spielern als eine der angenehmsten der Tour beschrieben wird. Seit 2014 gewannen die BNP Paribas Open fast jedes Jahr die Auszeichnung als beliebtestes Turnier. Miami, das einst auf dieser Position stand, hat seither an Glanz verloren.

Sportliche Turbulenzen

Neben dem Standortwechsel sorgt auch die sportliche Entwicklung für Fragen. Die letzten Jahre waren geprägt von unerwarteten Ausgängen und frühen Ausscheiden der Topstars. Während sich die vier Grand Slam-Turniere oft durch ein gewisses Maß an Vorhersehbarkeit auszeichnen, gleicht Miami einem unberechenbaren Karussell. 2024 verabschiedeten sich fünf der zehn besten Spieler vor dem Achtelfinale. In den letzten Jahren blieb der Sieger oftmals ein Spieler, der nicht zur absoluten Elite zählte. Die letzte Nummer eins der Welt, die in Miami gewann, war Novak Djokovic im Jahr 2016. Ein Rekord, der für ein Turnier, das sich mit den Grand Slams messen wollte, eine bittere Ironie ist.

Ein weiterer Dämpfer für das Turnier ist das Fehlen der ganz großen Namen. Rafael Nadal war zum Ende seiner Karriere seit 2017 nicht mehr in Miami. Roger Federer spielte 2013 und 2015 Indian Wells, ließ Miami jedoch aus. Novak Djokovic blieb ebenfalls über Jahre fern, sei es aus eigenen Entscheidungen oder aufgrund von Einreiseproblemen in die USA. Während Indian Wells weiterhin eine Magnetwirkung auf die Stars hat, scheint Miami zu einem Turnier geworden zu sein, das man ohne großen Aufschrei auslassen kann.

Man kann über Nick Kyrgios sagen, was man will, doch manchmal trifft er den Nagel auf den Kopf. "Miami sollte der fünfte Grand Slam sein, es ist das mit Abstand beste Masters 1000 der Welt. Aber ich will nicht lügen, mir gefiel der Crandon Park viel besser." Ein Satz, der von vielen Spielern geteilt wird. Der Umzug ins Hard Rock Stadium brachte mehr Platz und moderne Infrastruktur, doch die Seele des Turniers blieb auf Key Biscayne zurück.

Die Miami Open stehen am Scheideweg. Die Begeisterung der Fans ist da, die Turnierdirektion um James Blake bemüht sich, doch der Konkurrenzkampf mit Indian Wells und die verloren gegangene Tradition machen es schwer, die einstige Strahlkraft zurückzugewinnen. Vielleicht braucht es ein neues Narrativ, vielleicht braucht es eine Rückkehr zu den Wurzeln. Sicher ist nur: Ein fünfter Grand Slam ist es nicht – und wird es wohl auch nie werden.