Alcaraz – oder Sinner?
Carlos Alcaraz hat eine historische Chance: Er könnte der fünfte Mann in der Open Era werden, der drei Wimbledon-Titel in Folge gewinnt. Dieses Kunststück ist bislang nur Björn Borg, Pete Sampras, Roger Federer und Novak Djokovic gelungen. In den vergangenen zwei Jahren war Djokovic auch jeweils der Final-Gegner von Alcaraz.
Der 22-Jährige befindet sich in hervorragender Verfassung. Nach seinem Triumph im historischen Endspiel der French Open gegen Jannik Sinner sind ihm scheinbar keine Grenzen gesetzt. Innerhalb von knapp fünfeinhalb Stunden feierte er einen denkwürdigen Comeback-Sieg – 4:6, 6:7 (4:7), 6:4, 7:6 (7:3) und 7:6 (10:2) lautete der Endstand.
Nur zwei Wochen danach sicherte er sich zum zweiten Mal den Titel im Londoner Queen's Club (nach 2023) – zudem ist er frühzeitig in Wimbledon angekommen, um sich an die Bedingungen zu gewöhnen.
Sinner ist zwar weiterhin die Nummer eins der Welt, hat bei seinem Antritt in Halle/Westfalen aber Schwächen offenbart. Im Achtelfinale schied er überraschenderweise gegen Alexander Bublik aus. Die Niederlage fügte sich auf stimmige Weise ins Gesamtbild ein: Auf Rasen hat der 23-jährige Südtiroler noch kaum nennenswerte Erfolge gefeiert.
2024 holte er in Halle seinen bislang einzigen Rasen-Titel, in Wimbledon schaffte er es 2023 ins Halbfinale – ansonsten war immer spätestens im Viertelfinale Schluss. Janniks Lieblingsbelag bleibt eben Hartplatz.
Kann Djokovic noch einmal Geschichte schreiben?
38 Jahre alt – und immer noch ist Novak Djokovic dazu in der Lage, auf allerhöchstem Niveau Tennis zu spielen. Im Viertelfinale von Roland Garros brachte er Deutschlands Aushängeschild Alexander Zverev zur Verzweiflung, danach musste sich der Serbe allerdings Jannik Sinner geschlagen geben.
Djokovic gilt als einer der besten Rasen-Spieler aller Zeiten. Dementsprechend ist auch in Wimbledon mit ihm zu rechnen, wo er sich bereits siebenmal den Titel gesichert hat – zuletzt 2022. In besonders guter Erinnerung ist das Finale 2019 geblieben, als er Roger Federer nach fünf Stunden Schwerstarbeit in die Knie gezwungen hat.
Zwar nähert sich der Routinier allmählich seinem Ruhestand – doch das große Ziel vom 25. Grand-Slam-Titel hat er immer noch nicht aufgegeben. Immerhin hat er sich erst vor wenigen Wochen seinen 100. Karriere-Titel auf der ATP-Tour gesichert, als er sich den Pokal in Genf (Sandplatz) geschnappt hat.
Murrays legitimer Nachfolger?
Der All England Club hat kürzlich Pläne angekündigt, den zweimaligen Wimbledon-Champion Andy Murray mit einer Statue am Gelände ehren zu wollen – Ehre, wem Ehre gebührt. Immerhin gilt der Schotte als einer der besten britischen Tennis-Spieler aller Zeiten, insgesamt 41 Wochen führte er die Weltrangliste an.
Ein Spieler, der in die Fußstapfen des mittlerweile 38-Jährigen treten könnte, ist Jack Draper. Im Frühjahr hat sich der Linkshänder in Indian Wells seinen ersten Titel bei einem Masters-Event gesichert. In Madrid schaffte er es immerhin bis ins Endspiel.
Draper hat sich mittlerweile auf allerhöchstem Niveau etabliert und liegt im ATP-Ranking auf Rang vier. Auch die Halbfinale beim ATP-500er in seiner Heimatstadt London gegen Jiri Lehecka hat den Ambitionen des Engländers keinen Abbruch getan.
"Ich habe die Unterstützung aus dem eigenen Land die ganze Woche über gespürt, das ist ein echter Vorteil und treibt mich an", so Draper, der in Wimbledon allerdings noch nie über die zweite Runde hinauskam. Dank seiner guten Form und einer explosiven Spielweise ist ihm aber definitiv zuzutrauen, dieses Ergebnis zu toppen.