Er sei sich der Bedeutung des Moments bewusst, sagte Djokovic, "darüber müssen wir nicht reden". Ihm fehlen im All England Club nur noch zwei Siege zur Erfüllung seines letzten sportlichen Traums, die Nummer 25 ist bald zum Greifen nah - und doch noch immer so weit entfernt.
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Djokovic ist 38 Jahre alt, das Ende seiner beispiellosen Karriere ist in Sicht. Und die Überflieger der neuen Generation werden immer besser. Seit fast zwei Jahren jagt Djokovic nun dem 25. Grand-Slam-Titel hinterher. Und auch in London liegen ihm auf der Zielgeraden seines Vorhabens die größtmöglichen Brocken im Weg.
Schon im Halbfinale am Freitag gegen den Weltranglistenersten Sinner braucht er sein allerbestes Tennis, um überhaupt am Sonntag die historische Chance auf den alleinigen Rekord zu bekommen. Das weiß auch Djokovic.
"Ich kriege eine neue Möglichkeit. Das zählt für mich am meisten", sagte der Ausnahmeathlet, der vor fünf Wochen im Halbfinale von Roland Garros in drei Sätzen an Sinner gescheitert war. Nur: Bei einem Sieg könnte im Endspiel - wie in den beiden Vorjahren - Carlos Alcaraz warten, der im Halbfinale auf Taylor Fritz trifft. Der Weg auf den Thron ist steinig.
Die Zeit als größter Gegner?
Es motiviere ihn jeden Tag zu sehen, sagte Djokovic, wie sehr er noch mit den beiden besten Tennisspielern der Welt mithalten kann. Sinner und Alcaraz teilten sich die letzten sechs Grand-Slam-Titel, auch für Djokovic war kein Platz mehr. In seinem geliebten Wimbledon, wo er schon sieben Mal triumphiert hat und mit Rekordsieger Roger Federer gleichziehen könnte, will er es allen noch einmal beweisen.
Hier ist er immer noch der größte Star, hat immer noch die größte Aura. Am Mittwoch durfte er vor seinem Viertelfinale gegen den Italiener Flavio Cobolli als einziger Spieler Königin Camilla kennenlernen, beide tauschten sich nach einem Handschlag launig aus. 2010 war er im All England Club auf Queen Elizabeth II. getroffen, ein Jahr vor seinem ersten Triumph an der Church Road und im Alter von 23 war das.
15 Jahre später wird die Zeit knapp. Das Ende ist nicht mehr weit entfernt. Sein Körper sei nicht mehr derselbe wie früher, sagte Djokovic, er sei ein wenig erschöpft von den Aufgaben, die er täglich erledigen müsse, um seinen Körper auch im gehobenen Tennisalter noch leistungsfähig zu halten. Seinen Siegesdurst und seinen unbändigen Kampfgeist aber, das beweist er dieser Tage in Wimbledon einmal mehr eindrucksvoll, hat er noch nicht verloren.