Was ist das Besondere an Wimbledon?
Nicht nur Boris Becker wird es warm ums Herz, wenn er an sein "Wohnzimmer" denkt. Wimbledon ist für viele Tennisfans das Highlight des Jahres, die "Championships" im Londoner Stadtteil SW19 gelten als das älteste und prestigeträchtigste Tennisturnier im Kalender. Ab Montag geht es an der Church Road in betont traditioneller Atmosphäre um ein Rekordpreisgeld in Höhe von 53,5 Millionen Pfund (rund 63 Mio. Euro). Die Sieger im Einzel kassieren drei Millionen Pfund. Zum zweiten Mal ist Prime Video der deutsche TV-Partner.
Wer sind die Favoriten?
Im Kampf um den Titel führt kein Weg an Titelverteidiger Carlos Alcaraz vorbei. Der Spanier triumphierte 2023 und 2024 in Wimbledon und kommt mit dem Rückenwind von 18 Siegen und drei Turniererfolgen in Serie nach London. Sein größter Widersacher ist der Weltranglistenerste Jannik Sinner aus Italien, der Alcaraz in einem epischen Finale bei den French Open unterlag. Niemals abschreiben sollte man Grand-Slam-Rekordchampion Novak Djokovic, der weiter seinem 25. Major-Titel nachjagt und im All England Lawn Tennis Club schon siebenmal triumphierte.
Und was ist mit Alexander Zverev?
Rasen ist nicht der Lieblingsbelag des Hamburgers - Wimbledon ist das bislang klar schwächste Majorturnier der deutschen Nummer eins. Doch die Vorbereitung stimmt positiv: In Stuttgart erreichte Zverev das Finale, bei seiner Generalprobe in Halle das Halbfinale. "Ich bin mit meinem Level zufrieden", sagte Zverev, der in Wimbledon noch nie über das Achtelfinale hinausgekommen ist - im Vorjahr jedoch durch eine Knieblessur ausgebremst wurde. 40 Jahre nach dem Premieren-Triumph von Boris Becker wäre ein Turniersieg des Weltranglistendritten eine Überraschung.
Wer gewinnt bei den Frauen?
Da scheint das Feld offen. Die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka hat noch keinen Rasentitel gewonnen, French-Open-Siegerin Coco Gauff verlor in Berlin bereits zum Auftakt. Titelverteidigerin Barbora Krejcikova bestritt in dieser Saison erst wenige Matches und ist schwer einzuschätzen. Chancen auf den Titel werden neben der Berlin-Siegerin Marketa Vondrousova, die 2023 in Wimbledon triumphiert hatte, auch Vorjahresfinalistin Jasmine Paolini und Jelena Rybakina (Turniersiegerin 2022) ausgerechnet.
Was macht sonst aus deutscher Sicht Hoffnung?
Tatjana Maria gewann sensationell den Titel beim Vorbereitungsturnier im Londoner Queen's Club, mit ihrem Slice - auf der Vorhand- und Rückhandseite - ist die Halbfinalistin von 2022 auf Rasen für jede Gegnerin eine Gefahr. Viel los ist aus deutscher Sicht aber nicht. Bei den Männern stehen neben Zverev nur Daniel Altmaier und Jan-Lennard Struff im Hauptfeld. So wenige deutsche Männer spielten zuletzt 1983 in Wimbledon - ein Jahr vor dem Debüt des damals 16-jährigen Boris Becker. Bei den Frauen überstand am Donnerstag Ella Seidel die Qualifikation - damit sind es immerhin vier deutsche Starterinnen im Hauptfeld.
Und sonst?
Erstmals wird es in Wimbledon keine menschlichen Linienrichter mehr geben. Das Turnier setzt auf das Electronic Line Calling System, auch bekannt als Hawk-Eye. Streit um Millimeter-Entscheidungen soll es dadurch zukünftig nicht mehr geben.