Die deutsche Hoffnungsträgerin ließ sich am Sonntag auch von einer zweimaligen Regenunterbrechung sowie Blitz und Donner nicht aus der Ruhe bringen und bezwang die Argentinierin Solana Sierra hochverdient mit 6:3, 6:2 - fünf Jahre nach dem Viertelfinaleinzug bei den French Open ist es im Einzel der größte Erfolg ihrer langen Laufbahn. Nun wartet auf Siegemund ein Kracher-Duell mit der Weltranglistenersten Aryna Sabalenka.
"Das war für mich das härteste Match", sagte Siegemund, nachdem sie ihrem Partner und Trainer Antonio Zucca um den Hals gefallen war: "Ich bin einfach sehr glücklich, dass ich es geschafft habe." Im Viertelfinale ist sie gegen die Belarussin Sabalenka klare Außenseiterin.
Doch schon der sensationelle Einzug in die Top acht bringt Siegemund 400.000 Pfund Preisgeld, in der Rangliste wird die Nummer 104 der Welt nach dem Turnier um rund 50 Plätze klettern. Dazu ist Siegemund, die im Turnierverlauf noch keinen Satz abgegeben hat, nun Mitglied im elitären Last-8-Club von Wimbledon, der allen Viertelfinalteilnehmern unter anderem lebenslang Tickets garantiert.
Match-Center: Sierra Solana vs. Laura Siegemund
Regenunterbrechungen stören den Rhythmus
Dabei liegt ihr Fokus eigentlich auf dem Doppel, in London spielt sie aber im Einzel wie entfesselt auf. Im Mixed verzichtete Siegemund am Samstag aus Regenerationsgründen auf einen Start, zu viele Matches steckten ihr an der Church Road schon in den Knochen. Auch im Doppel hat sie noch eine Titelchance, mit der Brasilianerin Beatriz Haddad Maia steht sie Achtelfinale.
In der dritten Runde hatte sie sensationell die Weltranglistenachte Madison Keys ausgeschaltet und dabei eine taktische Meisterleistung gezeigt. Schon ihr Achtelfinaleinzug mit 37 Jahren war historisch: Vor ihr hatten das in Wimbledon nur fünf weitere Frauen geschafft, darunter die Legenden Billie Jean King, Martina Navratilova und Serena Williams. Mit Sabalenka, die Elise Mertens aus Belgien in zwei Sätzen besiegte, wartet im Viertelfinale nun die Höchstschwierigkeit auf Siegemund.
Match-Center: Aryna Sabalenka vs. Elise Mertens
Ihre Partie gegen Sierra, die als Lucky Loser bei ihrem Wimbledon-Debüt bis in die Top 16 vorgedrungen war, wurde nach vier gespielten Punkten das erste Mal für rund eine Stunde unterbrochen. Nach der Wiederaufnahme spielte Siegemund gegen die Weltranglisten-101. sofort ihre ganze Erfahrung aus und machte immer wieder Punkte mit Stoppbällen. Sierra leistete sich häufig einfache Fehler, nach 48 Minuten ging Satz eins an Siegemund.
Und die Schwäbin startete auch gut in den zweiten Satz, beim Stand von 1:0 und Breakball für Siegemund wurde die Partie erneut wegen Regens unterbrochen. Nach der Fortsetzung schnappte sie sich sofort das Aufschlagspiel der Argentinierin und ließ sich nicht mehr vom Sieg abbringen - sie nutzte ihren dritten Matchball zum Viertelfinaleinzug.
Siegemund, die einst zehnmal in der Qualifikation für Grand Slams scheiterte, bevor sie 2015 in Wimbledon ihr Hauptrunden-Debüt gab, ist nach dem Aus von Eva Lys, Tatjana Maria und Ella Seidel die letzte Deutsche im Turnier - und noch lange nicht fertig.