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"Königin von Wimbledon": Iga Swiatek besteigt den Thron

Großer Moment für Swiatek
Großer Moment für SwiatekJohn Walton / PA Images / Profimedia
Iga Swiatek stürmt ohne Gnade zum Wimbledon-Titel. Für die Polin ist der Triumph auch eine Genugtuung.

Im Londoner Sonnenuntergang gab Iga Swiatek der glitzernden Wimbledon-Trophäe ein zärtliches Küsschen und zeigte stolz sechs Finger in die Kamera. Wenige Stunden nach ihrem historischen 6:0, 6:0-Finalsieg begann die Polin langsam, ihren unglaublichen Coup an der Church Road zu realisieren - die warmen Worte von Prinzessin Kate hatte der Tennisstar da aber schon wieder vergessen.

"Ich weiß es nicht mehr genau, weil ich zu überwältigt war. Ich wollte keinen Fauxpas begehen und mich gut benehmen", sagte Swiatek mit einem Lachen. Die Princess of Wales hatte der neuen Königin von Wimbledon die Venus Rosewater Dish übergeben und später vor der Terrasse des altehrwürdigen All England Club erneut zu ihrem sechsten Grand-Slam-Titel gratuliert.

An Details konnte sich Swiatek, nach eigener Aussage "großer Fan" der britischen Königsfamilie, aber nicht mehr erinnern.

Match-Center: Anisimova vs. Swiatek

Swiatek lässt Kritiker verstummen

Dafür dachte die 24-Jährige nach ihrer Machtdemonstration in nur 57 Minuten gegen die überforderte Amanda Anisimova an die laute Kritik der polnischen Presse in den letzten Monaten zurück – und rechnete mit den Medien ab. "Ich hoffe, dass sie mich einfach in Ruhe lassen und mich meine Arbeit machen lassen. Man sieht ja, was wir tun", sagte Swiatek.

Über ein Jahr hatte sie kein Turnier gewonnen, musste dazu im vergangenen Herbst eine einmonatige Dopingsperre absitzen und rutschte von der Spitze der Weltrangliste auf Platz acht ab. Mit dem unerwarteten Triumph beim Rasen-Klassiker meldete sie sich eindrucksvoll zurück.

Sie habe bereits "eine Menge bewiesen", sagte die Polin, die nun auf allen drei Belägen einen Major-Titel vorweisen kann: "Ich weiß, dass die Leute immer mehr wollen. Aber es ist mein eigener Prozess, mein eigenes Leben und meine eigene Karriere", sagte Swiatek deutlich. Sie hoffe, dass die Medien ihr "die Freiheit lassen, meine Arbeit so zu machen, wie ich es möchte".

Swiatek war im Wimbledon-Finale nicht aufzuhalten
Swiatek war im Wimbledon-Finale nicht aufzuhaltenZhao Dingzhe / Xinhua News / Profimedia

Historisches Ergebnis

Und im Moment läuft das wieder richtig gut. Auch ihr sechstes Grand-Slam-Finale gewann sie, das schafften vor ihr nur die Ikonen Margaret Court und Monica Seles. 

Ein 6:0, 6:0 in einem Grand-Slam-Finale hatte es zudem in der Open Era erst einmal gegeben, als Steffi Graf 1988 gegen Natallja Swerawa gewann.

In Wimbledon gab es dieses Ergebnis im Finale erst einmal, 1911 zwischen Dorothea Lambert Chambers und Dora Boothby. In ihrer Heimat stieg Swiatek durch den Erfolg sofort wieder zur Heldin auf.

Die "Königin von Wimbledon" habe Anisimova "demoliert", schrieb die Sportzeitung Super Express: "Die Sportwelt ist schockiert, die Polen platzen vor Stolz!" Auch Ministerpräsident Donald Tusk gratulierte: "Iga hat Geschichte geschrieben, obwohl ihre Geschichte gerade erst begonnen hat."

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Anisimova kämpft mit den Tränen

Das gilt auch für Anisimova (23), die in ihrem ersten Grand-Slam-Finale völlig überfordert wirkte und schon während des zweiten Satzes sowie bei ihrer Rede nach der Partie weinte. Die US-Amerikanerin konnte sich im Nachgang zumindest noch an die warmen Worte von Prinzessin Kate erinnern.

"Sie hat mir einige Dinge gesagt, die mich wieder emotional werden ließen", sagte Anisimova lächelnd: "Ich denke, das war das Positive an diesem Tag."