Die Motivationsreden eines Anführers beherrscht Benedikt Duda schon einwandfrei. "Alle haben ihren Job erfüllt. Auch die, die nicht gespielt haben, haben gut angefeuert", sagte der neue Spitzenspieler der deutschen Tischtennis-Männer nach dem erfolgreichen ersten Schritt zum Start in eine neue Epoche.
Neben Boll fehlt auch Ovtcharov
Bei der Team-Europameisterschaft in Zadar kämpft Duda gemeinsam mit Patrick Franziska, Dang Qiu, Ricardo Walther und Andre Bertelsmeier um den zehnten EM-Titel der deutschen Männer - den ersten nach der Ära Timo Boll. Einen klaren Führungsspieler, wie es Ikone Boll über Jahrzehnte war, scheint das DTTB-Team aber nicht mehr zu haben.
Bisher reichte es immerhin für zwei ungefährdete Siege und den Einzug in die K.o.-Phase. "Wir sind als Team aufgetreten und haben eine solide Leistung gezeigt", hatte Duda nach dem völlig ungefährdeten Auftakt gegen die Ukraine (3:0) gelobt, dem ein 3:0-Erfolg gegen Serbien folgte. Anschließend standen zwei spielfreie Tage und reichlich Training auf dem Programm, am Donnerstag (13.00 Uhr) wartet im Achtelfinale mit Dänemark der erste Prüfstein.
Neben Boll, der im Juni seine große Karriere beendet hatte, muss die Mannschaft von Bundestrainer Jörg Roßkopf mit Dimitrij Ovtcharov auf einen weiteren Routinier mit jeder Menge Titelerfahrung verzichten, der im Team nach Bolls Abschied eigentlich hätte vorweg gehen sollen.
Duda tritt ins Rampenlicht
Auftritt: Duda. Auf der Suche nach einer neuen Führungsfigur scheint der Linkshänder plötzlich gute Karten zu haben. Denn seit seinem tollen Lauf bei der EM vor einem Jahr, als er bis ins Finale gestürmt war und Silber gewonnen hatte, liefert er reihenweise gute Ergebnisse ab. Die späte Entwicklung des 31-Jährigen zum Weltklassespieler komme "für viele natürlich überraschend", sagte Roßkopf dem WDR: "Aber am Ende ist es so, dass sich Wille und Mentalität durchsetzen."
Duda ist ein eher ruhiger Typ, wirkt fast schüchtern. Einer, der sich seine Erfolge hart erarbeitet, anstatt von grenzenlosem Talent zu zehren. In der Bundesliga spielt er nicht etwa für Champions-League-Sieger 1. FC Saarbrücken-TT oder Rekordmeister Borussia Düsseldorf, sondern schlägt seit 2003 in seiner Heimat beim TTC Schwalbe Bergneustadt östlich von Gummersbach auf.
Aktuell Achter der Weltrangliste
Der Durchbruch bei der EM in Linz schien den Spätstarter zu beflügeln, es folgten weitere gute Turnierergebnisse, etwa eine Halbfinalteilnahme beim WTT-Champions-Turnier in Montpellier. So arbeitete sich Duda, der seit einiger Zeit viel auf Mentalcoaching in seinem Training setzt, bis in die Top Ten der Welt vor. Momentan belegt er in der Weltrangliste Platz acht und soll mit dem neuen Selbstvertrauen nun auch beim angestrebten EM-Titel eine tragende Rolle spielen.
Seine Entwicklung gefällt Coach Roßkopf jedenfalls sehr gut. "Er ist aktuell die Nummer eins in Deutschland - aber es geht immer weiter und er versucht, an vielen kleinen Stellschrauben zu drehen", sagt er.