Obwohl Manchester Uniteds Serie nach neun Pflichtspiel-Siegen in Folge gegen Crystal Palace nicht über ein 1:1 hinauskam, zeigten sich die Red Devils nach Spielende zufrieden. Grund genug gibt es. Nach einem miserablen Saisonstart hat sich United enorm gesteigert, zur Saison-Halbzeit ist man im Titelrennen noch immer dabei. Mit einem Erfolg am Sonntag im Spitzenspiel gegen Tabellenführer Arsenal (ab 17:30 Uhr live im Flashscore Audiostream) könnte der Abstand auf Platz eins von acht auf fünf Punkte reduziert werden.
Bei den Gunners werden vor dem Duell wohl unliebsame Erinnerungen wach. Im September fügte United den Londonern die bislang einzige Niederlage in Premier League zu, im Old Trafford gewann die Truppe von Erik ten Hag mit 3:1. Statistik-Freaks waren aber: im Emirates lief es zuletzt nicht besonders gut für den englischen Rekordmeister. Hier gewann Man United zuletzt im Dezember 2017. Wie lang das her ist? Petr Čech stand damals noch im Kasten der Gunners, Romelu Lukaku wurde von Trainer José Mourinho stellte damals Romelu Lukaku in der Sturmspitze von United auf.
Am Mittwoch verschenkte man unnötigerweise Punkte gegen Crystal Palace, Michael Olise erzielte in der Nachspielzeit den Ausgleich für den Außenseiter. Noch bitterer wiegt aber, dass Casemiro sich gegen Palace seine fünfte Gelbe Karte in der laufenden Saison abholte. Lange hatten sich United-Fans beschwert, der Mannschaft fehle ein Weltklasse-Sechser. Casemiro machte diese Beschwerden vergessen, er war in der laufenden Spielzeit durch seine körperliche Präsenz, gepaart mit hoher Spielintelligenz, ein unglaublich wichtiger Faktor für Ten Hag. Gegen Arsenal fehlt er der vielen Verwarnungen wegen gesperrt.
Nach außen hin bemüht sich Ten Hag, den Eindruck zu erwecken, deshalb keine schlaflosen Nächte zu verbringen: "Natürlich ist Casemiro enorm wichtig für uns. Er ist einer der Gründe, wieso wir in der Tabelle so weit oben stehen. Doch beim letzten Mal haben wir Arsenal auch ohne ihn geschlagen", erinnerte der Niederländer an den 4. September 2022. Der brasilianische Abräumer war damals bloß elf Minuten auf dem Platz gestanden. "Die Lücke, die er hinterlässt, müssen wir schließen. Hierfür müssen wir einen guten Plan ausarbeiten - aber die Jungs werden das gut machen", zeigte sich der United-Coach zuversichtlich.
Weniger gelassen blicken seine Schützlinge auf das Spitzenspiel am Sonntag. David de Gea etwa beschwerte sich, dass United unter der Woche ran musste, während sich die Gunners ausruhen konnten. Zur Erinnerung: Ursprünglich war das Duell gegen Crystal Palace für September angesetzt gewesen, der Tod von Königin Elisabeth II. hatte die FA zu einer Verlegung veranlasst. Es konnten nicht genügend Sicherheitskräfte aufgeboten werden. Dass der neue Termin erst zehn Tage vor Austragung festgelegt worden war, brachte den spanischen Torhüter auf die Palme: "Ich verstehe überhaupt nicht, warum wir spielen mussten, sie aber nicht. Dadurch haben wir plötzlich einen unserer besten Spieler verloren - vor einem so wichtigen Spiel. Ein richtig großer Verlust für uns."
Arteta euphorisch
In den letzten neun Ligaspielen hat Casemiro keine einzige Minute verpasst, während dieser Phase war United unschlagbar gewesen. Der ehemalige Liverpool-Experte Jamie Carragher glaubt, dass die Auswirkungen von Casemiros Fehlen deutlich spürbar sein werden: "Arsenal kann davon sehr profitieren. Das Mittelfeld mit Odegaard, Partey und Xhaka funktioniert zurzeit gut. Angesichts des tollen Selbstbewusstseins ist Artetas Mannschaft der klare Favorit in diesem Duell".
Laut Carragher werden Fred und McTominay um den freien Platz im Zentrum kämpfen. "Auf jeden Fall hat United niemanden im Team, der diese Arbeit so gut verrichten kann wie Casemiro. Ich glaube, als Mikel Arteta die Verwarnung für ihn zu Hause vor dem Fernsehen gesehen hat, ist er vor Freude im Wohnzimmer umhergesprungen", sagte der für Sky Sports als Experte tätige Carragher mit einem Augenzwinkern.
Seit 2013 wartet United auf den Premier-League-Titel. In der vergangenen, glücklosen Saison belegte man den sechsten Platz - dabei sammelte man die wenigsten Punkte in der Geschichte der Premier League. Mit einer Niederlage könnte jede realistische Hoffnung auf den Titel im Jahr 2022/23 bereits flöten gehen.