Acht Monate ist der Skandal bei der WM inzwischen her, doch vergessen ist der Eklat um die manipulierten Anzüge von Marius Lindvik und Johann Andre Forfang noch immer nicht. "Ich habe sie zum Glück wenig gesehen", sagt Wellinger, in Lillehammer wird sich das nun ändern. Die beiden Norweger beteuern derweil weiter, von nichts gewusst zu haben. Aber: "Das kaufe ich ihnen nicht ab", sagt der DSV-Adler.
Wellinger und viele andere wollen nicht glauben, dass weder Lindvik noch Forfang die Veränderungen an ihrem Anzug bemerkt haben. Seltsam wirkt auch die Behauptung, die heimlich auf einem Video festgehaltene Manipulation sei damals erstmals durchgeführt worden. Denn warum sollten die Betreuer nach einer bis dahin starken WM ausgerechnet vor dem wichtigsten Wettkampf eine noch nie getestete Neuerung einweben?
Weil in der mehrmonatigen Untersuchung aber keine Beweise für eine Beteiligung von Olympiasieger Lindvik und Forfang gefunden wurden, bekamen beide im Sommer nur eine dreimonatige Sperre aufgebrummt und dürfen am Wochenende starten. "Es wird dauern, bis ich den Norwegern wieder vertrauen kann", sagt Raimund.
Ob die Glaubwürdigkeit des Sports gelitten hat, wird sich in den kommenden Monaten an den Zuschauerzahlen und den Einschaltquoten zeigen, auch in Deutschland. "Das ganze Image des Skispringen wurde durch den Dreck gezogen", sagt Raimund und gibt zu: "Ein bisschen böses Blut ist immer noch da."
Gelbe und Rote Karten als Sanktionsmöglichkeiten
Ähnliche Töne kamen zuletzt aus anderen Nationen, was Lindvik zu einer Replik veranlasste. "Diejenigen, die am lautesten schreien, sind diejenigen, die selbst am schlimmsten waren", sagte er dem Dagbladet, später war er um sanftere Töne bemüht. Dass er auch mit einem regelkonformen Anzug gut springen kann, bewies der Norweger im August, als er den ersten Sommer-Grand-Prix gewann. Wenige Tage später wurde die Sperre verkündet.
Im Ringen um die Glaubwürdigkeit hat auch der Weltverband FIS reagiert. Neben verschärften Regeln für die Anzüge gibt es nun Gelbe und Rote Karten. Demnach sieht ein Springer, der wegen eines Ausrüstungsverstoßes disqualifiziert wird, künftig Gelb. Ein weiterer Verstoß führt zu Rot und einer Sperre für den folgenden Wettbewerb.
Bundestrainer Stefan Horngacher, der in seine letzte Saison geht, hält zumindest diese Neuerungen für gut. Anders bewertete er das Verfahren gegen die Norweger. "Wir hätten uns etwas anderes erwartet. Gewisse Dinge sind gar nicht auf den Tisch gekommen. Es ist eher ernüchternd", sagte der Österreicher.
Ob zumindest die neuen Regeln das Vertrauen wiederherstellen, wird sich im Verlauf des Winters zeigen.
