Preuß entspannt vor Biathlon-Auftakt: "Alles, was kommt, ist Zugabe"

Franziska Preuß ist in diesem Jahr die Gejagte.
Franziska Preuß ist in diesem Jahr die Gejagte.ČTK / DPA / Martin Schutt

Nachdem sich Franziska Preuß ihren großen Traum vom Gesamtweltcup im vergangenen Winter erfüllt hatte, flog Deutschlands Top-Biathletin total entspannt zum Weltcup-Auftakt nach Östersund. "Im Großen und Ganzen bin ich völlig fein mit dem, was ich schon erreicht habe. Alles, was in diesem Jahr dazukommen könnte, ist für mich definitiv Zugabe", sagte die 31-Jährige gelassen. Sie müsse niemandem mehr "etwas beweisen, vor allem mir selbst nicht".

Der Erfolg im dramatischen Kampf mit Lou Jeanmonnot um die große Kristallkugel hat Preuß viel Druck genommen – auch mit Blick auf den Höhepunkt Olympia (6. bis 22. Februar) in Mailand und Cortina.

Sie wolle noch einmal "schöne Spiele erleben ohne Nebenbaustellen, einfach mit einer guten Form und ohne Verletzung oder Krankheit im Vorfeld", betonte sie vor dem Saisonstart am Samstag. "Dann schauen wir", ergänzte sie cool, "wofür es reicht. Das wäre dann das i-Tüpfelchen."

Es könnte der krönende Abschluss einer wechselhaften Karriere sein, die oft genug von Verletzungen und Krankheiten geprägt war. Doch noch schiebt Preuß das Thema Karriereende beiseite. Mindestens bis Februar mag sie "nicht darüber reden. Das zieht nur Energie, weil es aktuell überhaupt nicht relevant ist."

Viel lieber richtet die Verfolgungsweltmeisterin aus Ruhpolding, die bei Olympia bisher "nur" eine Bronzemedaille mit der Staffel gewonnen hat, den Fokus voll auf den Sport. Am Samstag (13.15 Uhr/ARD und Eurosport) geht es mit der Staffel los, ehe am Dienstag das erste Einzel über 15 km ansteht.

Gesamtweltcup und olympische Medaille?

Preuß, die mit dem Gesamtweltcupsieg auch aus dem Schatten einer Magdalena Neuner, einer Laura Dahlmeier oder einer Denise Herrmann-Wick trat, ist diesmal die Gejagte. Vor allem Jeanmonnot, mit der sie sich im vergangenen Winter buchstäblich bis zur letzten Kurve ein erbittertes Rennen geliefert hatte, will die Bayerin vom Thron stoßen.

Doch das Vertrauen ist groß. Nicht nur bei Preuß selbst. "Ich traue ihr alles zu, es sieht gut aus", sagte DSV-Sportdirektor Felix Bitterling im SID-Interview, schränkte aber mit Blick auf die prall gefüllte Krankenakte von Preuß, die auch in der Vorbereitung an der Hand operiert werden musste, mit einem Schmunzeln ein: "Sofern es da nicht wieder irgendeinen blöden Unfall oder ähnliches gibt."

Sollte Preuß gesund bleiben, gehört sie definitiv neben Jeanmonnot, der in Östersund verbandsintern gesperrten Julia Simon, Justine Braisaz-Bouchet, Elvira Öberg oder Lisa Vittozzi zum engsten Favoritenkreis.

Allerdings, so Bitterling, müsse man verstehen, dass der Fokus von Preuß "in diesem Jahr ganz klar auf Olympia liegt. Da möchte sie Medaillen, vor allem auch eine Einzelmedaille gewinnen." Im Weltcup werde Preuß deshalb "nichts übers Knie brechen. Diese Gelassenheit kann sie nach diesem Triumph im letzten Jahr auch haben."

Die Olympia-Rennen finden in Antholz auf 1600 m Höhe statt. "Ich bin dort meistens gut klargekommen und hatte schon einige Podestplatzierungen dort", sagte Preuß der Sport Bild. Natürlich wäre "Olympia-Gold jetzt das i-Tüpfelchen, würde aber nicht die große Kristallkugel toppen".

SID tn mk us