Die Latte nach der ersten WM-Woche lag hoch, aber die Technik-Athleten konnten die Erwartungen erfüllen. Welcher ÖSV-Athlet sich nun Weltmeister nennen darf, ob die Schweiz weiterhin das Maß aller Dinge blieb und welche ÖSV-Stars sich ebenfalls über Medaillen freuen durften, erfährst du im SkiFlash.
TOP – Venier und Truppe mit Bronze in neuer Team-Kombination
Die Team-Kombination feierte in Saalbach-Hinterglemm ihre Premiere. Ein Team setzte sich aus einem Abfahrer und einem Slalom-Läufer zusammen. Die Speed-Asse legten auf der Abfahrtsstrecke vor und die Technik-Spezialisten starteten danach in gestürzter Reihenfolge. Pro Nation durften höchstens vier Teams an den Start gehen.
Während die ÖSV-Herren leer ausgingen, sorgten Stephanie Venier und Katharina Truppe gleich bei der Premiere für eine Medaille. Super-G-Weltmeisterin Venier sicherte Truppe mit Rang 7 nach der Abfahrt eine komfortable Ausgangsposition. Trotzdem lagen sie 0,86 Sekunden hinter den Halbzeit-Führenden. Truppe attackierte in der Entscheidung und fuhr ihren besten Lauf in dieser Saison.
Das ÖSV-Duo musste aber lange um Bronze zittern. “Plötzlich waren wir im Ziel am Schleudersitz. Da habe ich mir schon gedacht, bitte nicht Vierter werden jetzt“, war Venier nach dem Rennen sichtlich erleichtert. Die neue Kombination gefiel sowohl den Athleten als auch den Fans. „Ich war so nervös, viel nervöser, als wenn ich selber fahre. Ich finde den Bewerb cool, ich glaube, der Bewerb hat Potenzial für die Zukunft“, sagte Mirjam Puchner.
TOP – Raphael Haaser überraschend RTL-Weltmeister
Was für eine Sensation! Raphael Haaser holte RTL-Gold. Der 27-jährige Tiroler stand im Riesentorlauf davor noch nie am Podium und seine beste Platzierung war ein 7. Platz. Der ÖSV-Star raste im ersten Durchgang mit der hohen Startnummer 22 auf Platz 5 und legte damit den Grundstein zum größten Erfolg seiner Karriere. Im zweiten Lauf erwischte er vor allem im Mittelteil eine grandiose Fahrt und verwies die Schweizer Thomas Tumler und Loic Meillard auf die Plätze.
„Es ist unglaublich, ich bin noch nie bei einem Weltcup-Rennen ganz oben gestanden und jetzt hier bei der Heimweltmeisterschaft, auch noch im Riesenslalom, was mich eh immer ein bisserl gefuchst hat. Ich weiß gerade nicht, was ich sagen soll, gewaltig“, sagte Haaser im ORF-Interview.
Die Freude war im ganzen WM-Ort und im gesamten ÖSV-Lager zu spüren. „Das war nicht normal, wie er den Riesentorlauf runtergebracht und sogar die Schweizer Armada gebogen hat“, sagte Marko Pfeifer. „Eine Goldene bei einer Heim-WM, das werde ich als Cheftrainer auch nur einmal erleben. Und sie ist wirklich höchst verdient.“
FLOP – ÖSV-Damen im Riesentorlauf schwer geschlagen
Für die österreichischen Damen lief es im Riesentorlauf gar nicht nach Wunsch. Julia Scheib ging als größte ÖSV-Hoffnung ins Rennen. Die Chance auf eine Medaille war aber nach dem ersten Durchgang schon fast dahin, denn ihr Rückstand betrug 2,50 Sekunden auf Federica Brignone. Die 26-jährige Steirerin ging in der Entscheidung volles Risiko und schied am Weg zu einer neuen Bestzeit kurz vor dem Ziel aus. Scheib hätte einen großen Sprung nach vorne gemacht, aber für eine Medaille hätte es wohl nicht gereicht.
Katharina Liensberger wurde als Zwölfte beste ÖSV-Athletin und hatte einen Rückstand von 4,55 Sekunden. Stephanie Brunner war um 4,82 Sekunden langsamer als die überragende Brignone. „Ich kann von heute gar nichts mitnehmen. Skifahrerisch sollte ich das schnell wieder vergessen, die Atmosphäre immerhin war richtig cool. Wenn man fünf Sekunden hinten ist, dann brauch ich nichts mehr suchen, sondern muss einfach Abstand gewinnen“, sagte Brunner.
TOP – Katharina Liensberger sicherte sich Bronze im Slalom
Katharina Liensberger schlug nach der RTL-Enttäuschung zurück und durfte im Slalom über Bronze jubeln. Die 27-jährige Vorarlbergerin zeigte einen starken ersten Durchgang und lag zur Pause auf Platz 2. Im zweiten Lauf gelang dem ÖSV-Star nur noch die 13. Zeit und es wurde nochmal richtig eng, denn Paula Moltzan hatte als Vierte nur 0,02 Sekunden Rückstand auf Liensberger. „Es hat mich so motiviert, dass mich die Fans angefeuert haben. Ich habe die positive Energie gespürt. Alles in allem bin ich happy, wie es ausgegangen ist, auch wenn natürlich noch Potenzial vorhanden ist“, bedankte sich Liensberger bei den vielen Skibegeisterten.
TOP – Schweizer Festspiele auch in Woche 2
Die Schweizer Skistars wurden ihrer Favoritenrolle mehr als gerecht. Mit Ausnahme des Riesentorlaufs haben die Schweizer Herren in jedem Rennen die Goldmedaille gewonnen. Dazu kommen zwei Silbermedaillen und drei Bronzemedaillen. In der Team-Kombination der Herren gab es Schweizer Meisterschaften. Loic Meillard und Franjo von Allmen triumphierten vor Alexis Monney und Tanguy Nef. Stefan Rogentin und Marc Rochat komplettierten das Podium.
Die Damen aus der Schweiz steuerten noch eine Goldene und zwei Silbermedaillen bei. Mit dem Vizemeistertitel im Teambewerb gewann die Schweiz insgesamt 13 Medaillen und sicherte sich überlegen den Sieg im Medaillenspiegel. Der Doppelsieg im Slalom der Damen war neben dem Dreifachsieg in der Team-Kombination der Herren das Schweizer Highlight der zweiten WM-Woche. Camille Rast zeigte eine überragende Leistung und gewann vor Wendy Holdener.
Die 31-jährige Holdener lieferte einmal mehr ab, gewann drei Silberne in Saalbach-Hinterglemm und hält damit bei neun WM-Medaillen. Kurioserweise wurde sie schon sechs Mal Zweite. „Ich glaube, ich bin die Rekordhalterin der zweiten Plätze. Aber heute war es das, was ich gezeigt habe, und es ist in Ordnung. Ich bin sehr zufrieden, dass ich in Saalbach so erfolgreich sein konnte“, sagte Holdener. Obwohl eine Weltmeisterschaft ihre eigenen Gesetze hat, haben die Schweizer Superstars ihre starken Saisonleistungen bestätigt.
TOP – Stimmung und Organisation
Was für eine Stimmung! Die Weltmeisterschaft sorgte überall für Staunen und Begeisterung. Die Pisten wurden schon im Vorfeld perfekt hergerichtet und die Veranstalter hatten auch ein wenig das Glück des Tüchtigen, denn alle Bewerbe konnten planmäßig über die Bühne gehen. Der Wettergott meinte es gut und es herrschte fast zwei Wochen lang traumhaftes Skiwetter.
Sowohl die Athleten als auch die Verantwortlichen der verschiedenen Nationen lobten die Veranstalter in höchsten Tönen. "Österreich hat neue Maßstäbe gesetzt, ich habe noch nie so etwas gesehen", gab sich Swiss-Ski-Chef Urs Lehmann als staunender Beobachter der Saalbach-WM. Die neue "Benchmark" gelte für Infrastruktur, aber auch den Sport und etwa eine Pistenpräparierung im Sinne der Sicherheit. "Das sind die Speed-Pisten der Zukunft, die ich hier gesehen habe", sagte Lehmann.
“Skifahren ist unglaublich schön, aber ohne Fans wäre es nur die Hälfte wert“, sagte Vincent Kriechmayr. Rund 175.00 Ski-Fans fanden den Weg in den WM-Ort und verwandelten das Stadion Rennen für Rennen in einen wahren Hexenkessel. Die Fans machten dem Motto „Skiverrückt“ also alle Ehre.