Sun Valley war die letzte Station der Saison. Welche Dame den Weltcup dominierte, welcher ÖSV-Star überzeugte und welche ÖSV-Damen die Erwartungen bei der WM übertrafen, erfährst du im SkiFlash.
TOP – Cornelia Hütter als stärkste ÖSV-Dame
Cornelia Hütter war im Weltcup die konstanteste ÖSV-Läuferin. Die 32-jährige Steirerin gewann drei Saisonrennen und machte den Abfahrtsweltcup bis zum Schluss spannend. Vor dem letzten Rennen lag sie lediglich 16 Punkte hinter der Italienerin Federica Brignone. Das Wetter machte der Titelverteidiger aber einen Strich durch die Rechnung. Die letzte Abfahrt in Sun Valley wurde zunächst wegen Neuschnee nach hinten verschoben, doch dann wurde der Wind zum Spielverderber. Das Rennen wurde abgesagt und somit hatte die österreichische Speed-Queen keine Chance mehr ihren Rückstand aufzuholen.
"Natürlich ist es bitter, aber so ist der Sport, so ist das Leben. Wenn man gewisse Rennen hernimmt, wäre es teilweise sicher besser gegangen. Ein paar Hundertstel auf meiner Seite und dann hat man die Punkte schon beieinander", zeigte sich die sympathische Steierin gewohnt fair. Hütter war nicht nur im Weltcup, sondern auch bei der Weltmeisterschaft vom Pech verfolgt. Nach verpatztem Super-G fehlten ihr in der Abfahrt nur 0,13 Sekunden auf eine Medaille. Mit ihren Leistungen kann Hütter trotzdem zufrieden sein und sie kann mit viel Selbstvertrauen in die Olympia-Saison gehen.
TOP – Federica Brignone dominierte die Saison
Was für eine Saison! Federica Brignone gewann nicht nur den Gesamtweltcup, sondern sicherte sich auch die kleine Kristallkugel in der Abfahrt und im Riesentorlauf. Die 34-jährige Italienerin konnte in dieser Saison nicht weniger als zehn Weltcuprennen für sich entscheiden. Darüber hinaus wurde sie noch einmal Zweite und fünfmal Dritte. “Mein Erfolg ist viel Arbeit, auch mental. Seit drei Jahren fahre ich mit einem guten Rhythmus. Manchmal habe ich mich selbst blockiert. Heuer habe ich alles zusammengebaut, es hat alles funktioniert“, freute sich die Saison-Dominatorin.
Bei der Weltmeisterschaft machte sie dort weiter, wo sie im Weltcup aufgehört hatte. Brignone krönte sich zur RTL-Weltmeisterin und darf sich Super-G-Vizeweltmeisterin nennen. Es bleibt zu hoffen, dass sie über den Sommer fit bleibt, um bei den olympischen Spielen in der Heimat ähnlich erfolgreich zu sein.
FLOP – ÖSV-Stars im Weltcup hinter den Erwartungen zurück
Mit Ausnahme von Cornelia Hütter blieben die ÖSV-Athletinnen in dieser Weltcup-Saison hinter den Erwartungen zurück. In der Abfahrt fuhr bis auf Hütter keine weitere Läuferin auf das Podest. Im Super-G wurde Stephanie Venier Zweite in St. Anton und Ariane Rädler konnte sich in Beaver Creek den dritten Platz sichern.
Beim Auftakt in Sölden wurde Julia Scheib gleich im ersten Riesentorlauf der Saison Dritte, doch danach schaffte es keine ÖSV-Läuferin mehr auf das RTL-Podium. Im Slalom zeigte sich Katharina Liensberger verbessert und durfte zweimal über Platz 2 und einmal Rang 3 jubeln. Katharina Truppe schaffte in Aare die Sensation und feierte ihren ersten Weltcup-Sieg. Natürlich gab es zwischendurch immer wieder positive Ergebnisse, aber alles in allem war das für die Skination Österreich nicht zufriedenstellend.
TOP – ÖSV-Stars überzeugten bei der WM
Bei der Heim-Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm präsentierten sich die ÖSV-Damen wie ausgewechselt. Stephanie Venier sorgte für einen Auftakt nach Maß und sicherte sich gleich zu Beginn der WM die Goldmedaille im Super-G. Es war ihre zweite Medaille, nachdem sie Abfahrts-Vizeweltmeisterin in St. Moritz 2017 wurde. “2017 war ich noch eine andere Stephie, da habe ich noch den jugendlichen Leichtsinn gehabt. Jetzt bin ich erwachsener geworden, reifer geworden, aber scheinbar viel nervöser. Keine Ahnung, warum es bei den Großereignissen nicht so gelaufen ist, aber da muss am Tag X alles passen, und heute hat es gepasst“, meinte Venier nach dem großen Triumph. In der neuen Team-Kombination durfte sich Venier über ihre zweite Medaille in der Heimat freuen. Die 31-jährige Tirolerin gewann gemeinsam mit Katharina Truppe die Bronzemedaille.
Ganz und gar nicht nach Wunsch lief der Winter für Mirjam Puchner. Der 32-jährigen Salzburgerin fehlten die Ergebnisse und sie musste bei der Weltmeisterschaft in die interne Qualifikation, um überhaupt an der Abfahrt teilnehmen zu dürfen. Sie fühlte sich aber von Anfang an wohl auf der Strecke und wurde schnell von der Qualifikantin zur Geheimfavoritin. Im Rennen zeigte sie eine beherzte Fahrt und wurde Vizeweltmeisterin in der Königsdisziplin. "Es ist unglaublich. Hier habe mich hier vom ersten Tag an wohlgefühlt, und die Quali hat mir nicht gereicht, ich wollte mehr, das ist einfach geil“, sagte Puchner nach dem Rennen. Für die vierte Damen-Medaille sorgte Katharina Liensberger im abschließenden Slalom. Die Technik-Spezialistin musste sich nur Camille Rast und Wendy Holdener geschlagen geben und wurde Dritte. "Zu wissen, dass heute ein großer Traum in Erfüllung geht, ist wunderschön“, jubelte die 27-jährige Vorarlbergerin.
TOP – Mikaela Shiffrin durchbrach unglaubliche Schallmauer
Mikaela Shiffrin musste unfreiwillig länger auf die magische Marke von 100 Weltcupsiegen warten. Ausgerechnet bei ihrem Heimrennen in Killington kam die Halbzeitführende im Riesentorlauf zu Sturz und zog sich eine schwere Verletzung am Bauch zu. Nach achtwöchiger Zwangspause feierte sie im Slalom von Courchevel ihr Comeback. In Sestriere war es dann so weit und die Ausnahmekönnerin feierte ihren 100. Weltcupsieg. "Ich denke, eine unserer größten Aufgaben in dem Sport ist es, die Leidenschaft mit den nächsten Generationen zu teilen. Mit Kindern, die vielleicht nicht den Zugang zu diesem Sport zu haben. Ich denke, das ist die erfüllendste Aufgabe für uns Athleten“, sagte der vorbildliche US-Superstar nach diesem erreichten Meilenstein. Shiffrin erreichte in Aare ihren 156. Podestplatz und ist damit alleinige Rekordhalterin vor Ingemar Stenmark. Als Draufgabe krönte sich die 30-jährige Amerikanerin zur Team-Kombination-Weltmeisterin gemeinsam mit Breezy Johnson.
FLOP – Öffentlicher Schlagabtausch zwischen Roland Assinger & Athletinnen
Tamara Tippler erklärte vor kurzem ihren Rücktritt und ließ mit scharfer Kritik an Damen-Cheftrainer Roland Assinger aufhorchen. Die 33-jährige Steirerin wagte in diesem Winter nach Babypause das Comeback, aber ein Renneinsatz war ihr nicht mehr vergönnt. Die Spitze des Eisbergs war ein Erlebnis beim Weltcup-Finale 2024 in Saalbach. “Es ist geduldet, dass ich da bin, aber nicht erwünscht. Zitat Ende. Das tut schon weh“, blickte Tippler zurück. “Auch wenn ich dann ausquartiert werde und mir ein eigenes Hotel suchen muss und hoffen muss, dass mich irgendwer kontrolliert auf der Piste.“
Beim Saisonstart in Beaver Creek im Herbst fühlte sie sich noch nicht bereit und verzichtete auf einen Start. In weiterer Folge waren laut Trainerteam „zu schlechte Körpersprache, zu schlechte Trainingsleistungen, zu schlechte Einstellung“ ausschlaggebend für die Nichtnominierungen. Laut Tippler passiert vieles “von oben herab“ und nach schlechten Ergebnissen werden die Athletinnen “regelrecht ausgedämpft“. Assinger kann die Kritik nicht ganz verstehen, denn laut ihm hätte Tippler “alle Trainingskurse mitfahren und alle Konditionskurse bestreiten“ können.
Der Fakt, dass Tippler nicht zur Qualifikation in Cooper Mountain antrat, ließ ihn vermuten, dass sie nicht mehr ganz die Alte sei. Deshalb kam die Frage, ob sie zu 100 Prozent bereit sei. Das mache er mit allen Fahrerinnen, die ihm diesen Eindruck vermitteln. “Wir reden von Leistungssport, da zählt Leistung, und wenn die Leistung nicht da ist, dann kann man nicht starten, weil man zu langsam ist. Ich glaube, das ist ihr ein wenig aufgestoßen“, sagte der Kärntner.
Alles in Ordnung dürfte aber im ÖSV-Team nicht sein, denn auch Stephanie Brunner äußerte beim Saisonfinale in Sun Valley öffentlich Kritik an den Trainingsmethoden. "Ich habe heuer keinen einzigen Lauf ohne Fehler runtergebracht. Da muss ich sicher daran arbeiten, dass wir auch im Training vielleicht längere Läufe trainieren als immer nur 40, 45 Sekunden", sagte die 31-Jährige im ORF-Interview. "Sicher gibt es Verbesserungsmöglichkeiten, aber auch auf der Seite der Läuferinnen. Da braucht man vom Mindset her einen anderen Zugang, etc. Wir müssen das analysieren und schauen, wo wir ansetzen können", will Assinger diese Anschuldigungen intern klären.