Der Jänner hält für die Ski-Stars absolute Klassiker bereit. Ob die Schweizer in Wengen ihrer Favoritenrolle gerecht wurden, ob die Italienerinnen beim Heimrennen überzeugen konnte und wieso es zurzeit Material-Diskussionen gibt, erfährst du im SkiFlash.
TOP – Norwegische Matchdemonstration im Slalom von Wengen
Norwegische Meisterschaften im Berner Oberland! Die norwegischen Technikspezialisten waren in Wengen nicht zu schlagen. Die Plätze 1 bis 3 im Slalom gingen auf ihr Konto. Atle Lie McGrath verteidigte seine Halbzeitführung und triumphierte vor Timon Haugan und Henrik Kristoffersen.
Für den 24-jährigen McGrath war es mehr als eine Genugtuung nach den beiden Ausfällen in der Vorwoche in Adelboden. “Es ist wirklich ein schöner Tag. Ich hatte so viel Druck. Es ist schon lange her, dass ich gewonnen habe. Ich habe zuletzt ein paar Mal nach gutem ersten Lauf versagt. Es war aber ein mentaler Kampf. Nach der Führung hab ich mir gedacht: ‚Heute muss es sein.‘ Und jetzt stehe ich hier mit dem Sieg. Das ist ein wahnsinnig schönes Gefühl, das ich noch nicht so oft in meiner Karriere hatte“, zeigte sich McGrath im ORF-Interview erleichtert.
Haugan legte eine richtige Aufholjagd hin und verbesserte sich im zweiten Durchgang noch von Platz 10 auf Rang 2. Henrik Kristoffersen fiel in der Entscheidung zwar um einen Platz zurück, durfte sich aber trotzdem über seinen fünften Podestplatz der Saison freuen.
TOP – Italienische Festspiele in Cortina d‘Ampezzo
Die Olimpia delle Tofane ist eine der anspruchsvollsten Strecken im Weltcup und ein echter Klassiker für die Speed-Damen. Die italienischen Lokalmatadorinnen zeigten sich bei Traumbedingungen in Topform und waren in beiden Rennen nicht zu schlagen. In der Abfahrt wurde Sofia Goggia ihrer Favoritenrolle gerecht. Die 32-Jährige siegte vor Kajsa Vickhoff Lie und Frederica Brignone.
Im Super-G fuhr Brignone, mit dem dritten Platz vom Vortag im Rücken, der Konkurrenz auf und davon. Die 34-jährige Italienerin nahm volles Risiko und erwischte einen fehlerfreien Lauf. Lara Gut-Behrami konnte als einzige annähernd mithalten. Sie verlor als Zweite aber schon 0,58 Sekunden. Corinne Suter komplettierte als Dritte das Podest. Diese Leistung ist ihr hoch anzurechnen, da sie sich erst vor einem Jahr das Kreuzband riss.
FLOP – Nur ein ÖSV-Podestplatz in fünf Rennen
Der lang ersehnte Befreiungsschlag aus österreichischer Sicht blieb auch dieses Wochenende aus. In nur einem der fünf Rennen schaffte es ein ÖSV-Star auf das Podest. Vincent Kriechmayr sicherte sich im Super-G von Wengen Platz 2. Die besten Chancen bei den Damen hatte Ricarda Hasser beim Super-G in Cortina d’Ampezzo. Sie nutzte die besser werdende Sicht und fuhr auf Platz 5. Die 31-jährige Tirolerin verpasste das Podium um sechs Hundertstelsekunden.
Bei den ÖSV-Herren kann Marco Schwarz als weiterer Lichtblick hervorgehoben werden. Er erreichte mit Platz 7 sein bestes Ergebnis nach langer Verletzungspause. Im Hinblick auf die Heim-WM im Februar sind diese Leistungen nicht zufriedenstellend. Der interne Kampf um die Startplätze ist eröffnet und bringt hoffentlich auch wieder mehr Podestplätze mit sich.
>> Alle FIS-Rennen im Alpinen Skiweltcup der Herren 2024/25
>> Alle FIS-Rennen im Alpinen Skiweltcup der Damen 2024/25
TOP – Schweizer Heimsiege in den Speed-Bewerben
Die Schweizer Herren präsentieren sich die ganze Saison über in herausragender Form. Beim Heim-Weltcup in Wengen gewannen sie sowohl den Super-G als auch die Abfahrt. Im Super-G durfte der Shootingstar Franjo von Allmen über seinen ersten Weltcupsieg jubeln. “Wirklich unglaublich, ich kann es selbst noch nicht ganz realisieren und versuche es aufzusaugen, das Wetter, die Leute. Mir fehlen die Worte“, sagte der 24-Jährige nach dem Rennen.
Nachdem er im ersten Rennen noch zu viel riskierte, schlug Marco Odermatt in der Abfahrt zurück. Der Schweizer Superstar hatte schon letzten Jahr beide Abfahrten auf dem Lauberhorn gewonnen. Der Vortagessieger Franjo von Allmen landete auf Rang 2. Dieses Endergebnis gab es in der bisherigen Saison schon drei Mal. Das Heimpublikum verwandelte das Zielstadion in einen Hexenkessel. Odermatt sagte im ORF-Interview: “Wenn man vor vollem Haus in Führung gehen kann, ist das extrem schön. Es hat sich genau gleich gut angefühlt wie letztes Jahr. Das Ziel-S war vielleicht nicht so gut.“ Die Schweizer fahren damit als absolute Favoriten nach Kitzbühel.
FLOP – Lauberhorn wirft die nächsten Athleten ab
Die Rennen in Wengen forderten leider auch wieder zwei Verletzungsopfer. Blaise Giezendanner musste das Rennen abbrechen. Er wurde sofort medizinisch versorgt und mit dem Helikopter ins Krankenhaus geflogen. Mit der Diagnose Kreuzbandriss ist die Saison für den Franzosen vorzeitig vorbei.
Glück im Unglück hatte Vincent Kriechmayr. Der ÖSV-Star kam im Ziel-S zu Sturz und flog mit hoher Geschwindigkeit ins Sicherheitsnetz. Er konnte auf einem Ski ins Ziel rutschten, klagte aber über Schmerzen im rechten Knie. Die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht, denn er kam mit einer starken Bänderzerrung halbwegs glimpflich davon.
Der Sturz war von Kriechmayr war nicht der einzige in letzter Zeit. Letzte Saison stürzten unter anderem Aleksander Aamodt Kilde und Alexis Pinturault schwer. Heuer gab es ebenfalls schon sehr viele Verletzte in den Speed-Bewerben. Möglicherweise spielen die Carbon-Schienbeinschützer dabei eine bedeutende Rolle. “Die sind wie Socken aus festem Material, die auch die geringste Bewegung des Fußes im Skischuh verhindern“, beschreibt FIS-Renndirektor Hannes Trinkl. Die Meinungen gehen hier sehr weit auseinander. “Ich glaube, dass die zu aggressiven Abstimmungen solche massiven Verletzungen und die Vielzahl der Stürze schon forcieren“, sagt etwa ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer.
FIS-Renndirektor Markus Waldner will der Verletzungsserie jetzt entgegenwirken. Bei der WM in Saalbach ist ein Treffen mit allen Verantwortlichen geplant. Dort sollen alle Probleme auf den Tisch gelegt werden und gemeinsam an Lösungen gearbeitet werden, damit der Skisport wieder sicherer wird.