Mehr

Zu Gold überredet: Shiffrin mit Spaß auf Rekordjagd

Emotionaler Medaillengewinn für Mikaela Shiffrin
Emotionaler Medaillengewinn für Mikaela Shiffrin ČTK / imago sportfotodienst / JULIA PIATKOWSKA
Mikaela Shiffrin stellt einen WM-Rekord ein. Zu verdanken hat sie dies einer langjährigen Freundschaft.

Es war Mikaela Shiffrin anzusehen, dass sie ihr großes Glück kaum fassen konnte. Gold! Gold nach dieser Vorgeschichte. Und ein Gold, zu dem sie tatsächlich erst überredet werden musste. "Breezy hat mir gesagt: Mach mit, hab einfach Spaß", berichtete die verunsicherte Ski-Königin nach dem Sieg in der Team-Kombination. Und nun: Hat sie Gold und zudem einen Rekord eingestellt, und Rekorde sind das Maß aller Dinge in den USA.

Am Tag vor der Eröffnungsfeier der alpinen WM in Saalbach-Hinterglemm hatte Shiffrin (29) ihre Teilnahme an dem neuen Wettbewerb zunächst abgesagt, weil: Sie wollte sich nur auf den Riesenslalom und den Slalom konzentrieren.

Mikaela Shiffrin bei der alpinen Ski-WM in Saalbach
Mikaela Shiffrin bei der alpinen Ski-WM in SaalbachFABRICE COFFRINI/AFP

Dann eine Kehrtwende: Wegen "posttraumatischer Probleme" nach ihren Sturz beim Riesenslalom in Killington/USA Ende November wollte sie das WM-Rennen lieber doch nicht fahren.

Ins Spiel kam Johnson, gute Freundin noch aus Jugendtagen. "Nachdem sie am Samstag Weltmeisterin in der Abfahrt wurde, sagte Breezy zu mir: Wenn du die Team-Kombination machen willst, wäre es mir eine Ehre, mit dir zu fahren. Nicht wegen der Medaille, sondern weil dieser Sport wahnsinnig viel Spaß macht. Und es wäre toll, nach all den Jahren den Kreis zu schließen", berichtete Shiffrin und ergänzte: "Was für eine weise Frau."

Und was für ein emotionales Rennen. Johnson gelang nur die viertbeste Zeit in der Abfahrt, Shiffrin nur die drittbeste Zeit im Slalom - ein wenig wie auf rohen Eiern zitterte sie sich ins Ziel, zum Gesamtsieg reichte es dennoch.

"Angst" nach Sturz ein treuer Begleiter 

"Es ist so viel passiert, seit wir elf Jahre alt waren", sagte Shiffrin lächelnd. Es habe einfach diesen neuen Wettbewerb gebraucht, damit sie und Johnson nun endlich mal gemeinsam fahren konnten. "Für mich ist das wunderbar", sagte Shiffrin. Wunderbar – und Balsam für die Seele.

Bei ihrem Sturz in Killington hatte sich Shiffrin einen Skistock in den Unterleib gerammt, eine Notoperation war nötig. Sie wollte dennoch den WM-Riesenslalom fahren, und konnte dann doch nicht. Sie habe "nicht damit gerechnet", dass die Verletzung ihr so viele posttraumatische Probleme bereiten würde.

"Herzzerreißend" sei für sie gewesen festzustellen, "wie viel Angst" sie vor dieser Disziplin habe, "die ich noch vor zwei Monaten so sehr liebte".

Johnson hat Shiffrin nun erst mal den Spaß zurückgebracht, und zugleich den Erfolg. Mit ihrer 15. Medaille bei einer WM, ihrer achten goldenen obendrein, hat die unbestritten beste Skirennläuferin der Gegenwart nun die Rekordhalterin Christl Cranz (12-mal Gold/3-mal Silber) eingeholt, die deutsche Ski-Ikone der 1930-er Jahre. Im Slalom am Samstag wird Shiffrin vorbeiziehen können. Wenn sie den Spaß nicht wieder verliert.