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Zverev schießt gegen Becker - Zusammenarbeit endgültig vom Tisch?

Zverev reagierte mit Frust auf die Becker-Kritik
Zverev reagierte mit Frust auf die Becker-KritikČTK / imago sportfotodienst / Michael Weber IMAGEPOWER

Alexander Zverev nahm kein Blatt vor den Mund. Er glaube, sagte Deutschlands bester Tennisspieler angesprochen auf die zunehmende Kritik von Boris Becker, "dass er so ein bisschen nach Aufmerksamkeit sucht - und die bekommt er über mich." Aber eigentlich, stellte Zverev in der Bild am Sonntag klar, sei ihm das alles "inzwischen latte".

Es waren nur wenige Worte, die der Weltranglistendritte über den einstigen Wimbledon-Champion Becker verlor, doch die saßen. Von der von vielen Fans erhofften Zusammenarbeit jedenfalls scheinen die beiden aktuell größten Namen im deutschen Männertennis im Oktober 2025 meilenweit entfernt.

Bei Zverev, das wird derzeit nicht nur anhand recht undiplomatischer Aussagen deutlich, regiert im Herbst einer bislang enttäuschenden Saison der Frust. "Dieses Jahr ist einfach zäh - sobald man das Gefühl hat, gutes Tennis zu spielen, kommt der nächste Rückschlag", erläuterte er und sparte auch nicht an Selbstkritik: Er habe teilweise sogar "richtiges Kacktennis" gezeigt.

Nach Gerüchten im Frühjahr: Verhältnis abgekühlt

Schmerzhafte Niederlagen, frühe Ausscheiden, nur ein Titelgewinn in diesem Jahr, Verletzungsprobleme. All das veranlasste Becker kürzlich dazu den Hamburger recht treffend als "Sorgenkind" zu bezeichnen. Zverev sei "weit entfernt" von der Weltspitze und beschäftige sich - "vielleicht auch um von seinen eigenen Schwächen abzulenken" - zu sehr mit Nebenschauplätzen. Die Aussagen stammen aus der jüngsten Ausgabe des Podcasts "Becker Petkovic", ein Organ, das die Tennis-Ikone zuletzt häufiger nutzte, um den Finger in verschiedene Wunden zu legen - was Zverev so gar nicht schmeckt.

Das Verhältnis ist spürbar abgekühlt. Dabei roch es noch vor nicht allzu langer Zeit danach, dass es zu einer beruflichen Zusammenarbeit kommen könnte; dass der sechsmalige Grand-Slam-Sieger doch noch als Coach versuchen dürfte, den auf Major-Ebene noch immer Ungekrönten zur Erfüllung seines Traumes zu führen: Im April nämlich, als die beiden gemeinsam in Monte Carlo auf dem Tennisplatz standen.

Bleibt Zverev beim Familien-Team?

"Wenn etwas passiert, lassen wir es euch wissen", sagte Zverev damals, und dass Becker und er eine "super Verbindung" hätten. Konkreter aber wurde es nicht, und nun, sechs Monate später, erscheint eine Zusammenarbeit in etwa so realistisch wie ein siebter Grand-Slam-Titel Beckers. Dabei verfügt der 57-Jährige, dessen Kritik an Zverev meist legitim daherkommt, als sogenannter Supercoach über eine stattliche Reputation. Immerhin führte er Rekordspieler Novak Djokovic zu sechs seiner 24 Grand-Slam-Titel.

Djokovic hat sein Umfeld im Laufe seiner Karriere immer wieder verändert - auch um Reibung zu erzeugen und an unbequemen Meinungen zu wachsen. Zverev hingegen, die meiste Zeit seiner Karriere von seinem Vater Alexander Senior gecoacht, ist schon lange mit einem kaum veränderten Team unterwegs. Dabei hält sich beim geneigten Beobachter hartnäckig das Gefühl, dass es Zverev guttäte, wenn eine externe Person hinzukäme, um gelegentlich auf den Tisch zu hauen - und sei es mit der Becker-Faust.