Zwischen Affären und Olympia: Frankreichs Biathletinnen kommen nicht zur Ruhe

Jeanne Richard hat sich in die unglücklichen Auftritte der französischen Biathletinnen eingereiht.
Jeanne Richard hat sich in die unglücklichen Auftritte der französischen Biathletinnen eingereiht.Pauline Figuet / Zuma Press / Profimedia

Erst die Verurteilung der Topathletin Julia Simon wegen Diebstahls und Kreditkartenbetrugs, dann die angebliche "Gewehr-Affäre" um Jeanne Richard: Als die französischen Biathletinnen zum ersten Weltcup des Winters nach Östersund anreisten, hatten Lou Jeanmonnot, Justine Braisaz-Bouchet und Co. schweres "Gepäck" dabei.

Der ganze Wirbel, vor allem um die mehrmalige Weltmeisterin Simon, hatte die Vorbereitung der besten Biathlon-Mannschaft der Welt erheblich belastet - und das vor dem Höhepunkt Olympia (6. bis 22. Februar 2026). Doch vor dem Auftakt in Schweden waren die Verantwortlichen sichtlich bemüht, die skandalösen Vorkommnisse hinter sich zu lassen.

Der französische Frauentrainer Cyril Burdet sprach vom "Ende dieser Angelegenheit, wir können uns endlich beruhigt auf die Saison konzentrieren". Man werde, ergänzte Schießtrainer Jean-Paul Giachino, "auf den Sport fokussiert sein".

Simon braucht noch Zeit für Comeback

Kann das gelingen? Simon war Ende Oktober vor einem Gericht in Albertville zu einer Haftstrafe auf Bewährung und 15.000 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Die 29-Jährige hatte die Kreditkarte ihrer Teamkollegin Braisaz-Bouchet und einer Physiotherapeutin des Teams für Einkäufe im Wert von rund 2400 Euro missbraucht und zudem kleinere Geldbeträge entwendet. Der französische Verband (FFS) sprach deshalb zusätzlich eine sportliche Sperre von sechs Monaten aus, fünf davon auf Bewährung.

Simon fehlt deshalb bei den Rennen in Östersund, die am Samstag mit den Staffeln starten, und bereitet sich aktuell alleine auf ihre Rückkehr in Hochfilzen (12. bis 14. Dezember) vor. Sie habe allerdings Schwierigkeiten, "während einer Schießübung konzentriert zu bleiben", erzählte Giachino bei AFP. Er habe ihr jedoch "gesagt, dass das angesichts dieser Ereignisse normal ist".

Simon hatte sich für ihre Vergehen inzwischen entschuldigt. In den beiden vergangenen Wintern war das französische Quartett mit Simon und Braisaz-Bouchet trotz des Skandals Staffel-Weltmeister geworden. "Es war ein schwieriger Moment, aber er hat uns geholfen, uns viel mehr auf das zu konzentrieren, was wichtig und notwendig für unsere Leistung ist", sagte die Weltranglistenzweite Jeanmonnot.

Selbst Braisaz-Bouchet gab sich zuletzt versöhnlich. Sie respektiere "die Athletin aufrichtig. In dem Moment, in dem man mich ebenfalls respektiert, zumindest sportlich, und meine sportliche Karriere nicht behindert, gibt es kein Problem", betonte die 29-Jährige.

Manipulation von Ausrüstung der eigenen Teamkollegin?

Doch damit nicht genug der Probleme innerhalb des Teams, das im letzten Winter fünf Frauen in der Weltcup-Gesamtwertung unter den Top acht platziert hatte. Zuletzt machten Gerüchte die Runde, wonach Richard in Pokljuka das Gewehr ihrer Kollegin Océane Michelon manipuliert haben soll. Dies sei angeblich von Braisaz-Bouchet beobachtet worden.

Der Verband sah sich deshalb zu einer Stellungnahme gezwungen. "Im Gegensatz zu gewissen Gerüchten wurde kein Fehlverhalten (...) festgestellt." Allerdings, räumte die FFS ein, habe man sich zu Saisonbeginn "mit einem Verstoß gegen die Team-Regeln beschäftigt, der im Anschluss an eine Untersuchung zu einer Strafe geführt hat". Details wurden nicht genannt.

Man darf gespannt sein, wie sich der Wirbel auf die Leistungen der überragenden Französinnen auswirkt. Es sei "wichtig", hatte Verbandsanwältin Stéphanie Baudot nach dem Verfahren um Simon gesagt, "dass die Athleten ihre Gelassenheit wiederfinden, um sich den sportlichen Herausforderungen zu widmen, die auf sie warten".