Die Ziele sind also groß, wenn am Freitag in Lillehammer die Saison beginnt. Die Hoffnungen ruhen vor allem auf zwei Namen: Zum einen ist da Andreas Wellinger, der seit Jahren konstanteste DSV-Adler. Und dann ist da noch Philipp Raimund, der beste Springer des Sommers und einer der wenigen Namen, die auch für die Zeit nach Horngacher derzeit Hoffnung machen.
"Ich bin aktuell in der Form, dass ich um Medaillen kämpfen kann. Mit genau dem Gefühl und dem Ziel gehe ich auch in die Wintersaison", sagt Raimund. Ende Oktober hatte der 25-Jährige den ersten deutschen Gesamtsieg bei der Sommer-Grand-Prix-Serie seit Wellinger zwölf Jahre zuvor perfekt gemacht. Die deutsche Nationalhymne würde er gerne öfter hören, sagte er danach.
Keine Qual der Wahl für Horngacher
In der Vergangenheit war für Hymnen meist Wellinger zuständig, in der Vorbereitung suchte der zweimalige Olympiasieger aber noch nach seiner Form. Mit Spannung erwartet wird zudem der Saisonstart von Pius Paschke. Der Routinier hatte im vergangenen Winter gleich das erste Springen in Lillehammer gewonnen, danach weckte er mit fünf Siegen in den ersten acht Wettkämpfen Hoffnungen auf den ersten Tournee-Sieg seit Sven Hannawalds Vierfach-Triumph 2001/02. Doch daraus wurde wieder einmal nichts.
Komplettiert wird das DSV-Team vom im Sommer formschwachen früheren Skiflug-Weltmeister Karl Geiger und Felix Hoffmann, der sich seit Ende Oktober etwas überraschend deutscher Meister nennen darf. Da Horngacher in der ersten Saisonphase nur fünf Springer nominieren darf, stellte sich das Team quasi von selbst auf.
Denn hinter dem Quintett klafft weiter eine Lücke, die dringend gefüllt werden muss. Auch nach dem Rücktritt von Markus Eisenbichler und Stephan Leyhe liegt der Altersschnitt durch Paschke (35), Geiger (32), Wellinger (30), Hoffmann (28) und Raimund (25) zu hoch. Adrian Tittel (21), der als Junioren-WM-Dritter nur in der vergangenen Saison einen Weltcup-Startplatz sicher hatte, ist noch zu weit weg.
Um solche Fragen wird sich in erster Linie der Nachfolger von Horngacher kümmern müssen, viel spricht derzeit für Thomas Thurnbichler. Der Österreicher ist erst im April in die zweite Reihe des DSV gewechselt, zuvor war er wie einst Horngacher Chefcoach in Polen.
Doch noch hält Horngacher die Fäden in der Hand. "Wir werden alles dafür tun, dass seine letzte Saison eine erfolgreiche wird", sagt Wellinger. Ziele gibt es jedenfalls genug.
