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Der NFL-Zirkus erobert Berlin: "Das ist das nächste Level"

Aktualisiert
Penix (r.) beim Training
Penix (r.) beim TrainingČTK / DPA / Andreas Gora

Der NFL-Zirkus ist da, das "Berlin Game" kann kommen: Mit der Ankunft der US-Stars beginnt der Football-Ausnahmezustand in der Hauptstadt.

Als die Indianapolis Colts für den "Mini-Super-Bowl" in Berlin landeten, hatte der glamouröse NFL-Zirkus die Hauptstadt längst erreicht. Mit Polizei-Eskorte und sechs Bussen fuhren die Football-Stars der Atlanta Falcons bereits gegen 8:40 Uhr am Freitagmorgen am Trainingszentrum von Union Berlin vor – und an der Spree herrschte sofort Ausnahmezustand.

"Das ist das nächste Level", sagte Ex-Colts-Profi Björn Werner vor dem Duell seines früheres Teams gegen die Falcons am Sonntag (15:30 Uhr/RTL und DAZN) vor über 70.000 Fans im Olympiastadion im ersten regulären NFL-Saisonspiel in Berlin. Für Werner übertrifft die Begeisterung sein seiner Geburtsstadt sogar die Erfahrungen aus den Vorjahren in München und Frankfurt.

"Ich habe das Gefühl, das gehört hier her. Und es sollte auch hier bleiben. Sie sollten den Vertrag anpassen, dass jedes Jahr hier ein Spiel ist", sagte der 35-Jährige.

Match-Center: Colts vs. Falcons

"Eine Ehre, hier zu sein"

Für 2027 und 2029 sind weitere Berlin-Gastspiele geplant. Für 2026 und 2028 steht der Spielort noch nicht fest. Doch das Hauptstadt-Flair packte auch die Gäste aus Übersee, die mit einem Tross von jeweils rund 100 Personen angerollt waren.

"Es ist eine Ehre, hier zu sein", sagte Atlantas Trainer Raheem Morris, der von den Heldentaten von Jesse Owens im Olympiastadion bei den Sommerspielen 1936 schwärmte und sich zum Abschluss der Pressekonferenz mit einem "Danke" verabschiedete, ehe es auf den Trainingsplatz ging.

In der Morgensonne von Köpenick warf Falcons Quarterback Michael Penix Jr. zu lauter Pop-Musik ein paar Pässe, der deutsche Nachwuchskicker Lenny Krieg unterhielt sich entspannt mit seinen Mitspielern.

Die NFL-Rückkehr nach Berlin – wo von 1990 bis 1994 bereits Vorbereitungsspiele stattgefunden hatten – ist nach Aussage von Alexander Steinforth, General Manager der NFL Deutschland, ein echter Zuschauermagnet. Auch wenn es aktuell noch Tickets für 195 bis 375 Euro zu kaufen gibt, soll das Olympiastadion am Sonntag mit rund 72.000 Zuschauern ausverkauft sein.

"Mini-Super-Bowl" bringt viel Aufmerksamkeit mit sich

Die NFL betrachte, so erklärte Brett Gosper, der Leiter Europa und Asien-Pazifik im Interview mit Münchner Merkur/TZ, das Berlin Game wie auch die internationalen Spiele in London, Sao Paulo oder Madrid als "Mini-Super-Bowl". Und dementsprechend groß fahren sie auf. In der Halbzeit tritt der Rapper The Kid Laroi auf, die deutsche Nationalhymne wird vor dem Spiel vom Berliner Quartett German Gents gesungen, ehe die US-Künstlerin Norma Jean Martine "The Star-Spangled Banner" darbietet.

Doch auch in der Stadt wird es von Freitag bis Sonntag kaum ein Vorbeikommen an der NFL geben. Alle elf Teams mit Marketingrechten für Deutschland werden über die Stadt verteilt Events in Kneipen und Restaurants veranstalten. Es geht aber auch kurioser. Die Tampa Bay Buccaneers übernehmen beispielsweise ein Döner-Restaurant in Mitte und verkaufen dort den "Döner Kebuc", einen Mix aus Döner und Cuban Sandwich.

Colts gehen als Favorit in die Partie

Im Stadion wird derweil vieles anders im Vergleich zu den Fußballspielen von Hertha BSC. Vor allem die Mannschaftskabinen wurden umfassend umgebaut, damit 56 statt der im Fußball üblichen 23 Sportler Platz finden. Wände wurden eingerissen, die Türen für die Football-Riesen verbreitert. Insgesamt wurden 30 Duschen, zehn Waschbecken, elf Toiletten und 18 Urinale neu errichtet.

Sportlich liegt die Favoritenrolle klar bei den Colts um Quarterback Daniel Jones und Star-Runningback Jonathan Taylor ("Er ist einfach ein Tier", sagt Defensive Captain Zaire Franklin), die mit sieben Siegen und zwei Niederlagen überraschend eines der besten Teams der Liga sind. "Das hätte keiner kommen sehen können. Nicht einmal die Spieler selbst haben damit gerechnet", sagte Werner dem SID. Die Falcons, die zuletzt dreimal in Serie verloren hatten, stehen bei drei Siegen und fünf Pleiten.