Passend zum Anlass des ersten Spiels der regulären Saison, das jemals in Deutschland stattgefunden hat, wurde bereits Tage vor dem eigentlichen Event ein großes Programm für interessierte Fans angeboten.
Match-Center: Indianapolis Colts vs. Atlanta Falcons
Am Spieltag legte die Veranstaltung nochmal zu. Ganz im amerikanischen Stil wurden nach dem bunten Trubel von Musik, Cheerleadern und einer menge US-Köstlichkeiten unter großem Blitzlicht und tosendem Applaus die Mannschaften empfangen.
Die Colts agierten auf dem Papier als die Heimmannschaft, was sich durch die große Überzahl an Fans des Spitzenteams auch in hörbarem Support niederschlug. In der Bundesrepublik genießt das Top-Franchise nicht zuletzt durch Ex-Defensivstar Björn Werner große Beliebtheit. Der heutige Moderator, Kommentator & Podcaster gilt als einer der besten deutschen NFL-Spieler aller Zeiten und hatte heute auch die Ehre, den berühmten Amboss der Colts zu schlagen.
NFL Berlin mit gigantischem Comeback
Bereits vor dem Kick-Off sorgte Ex-ESC-Teilnehmer Malik Harris für einen Gänsehautmoment. Zu den Klängen von Wind of Change gab es im ganzen Stadion eine riesige Choreo zu bestaunen, die die Rückkehr der NFL feierte, nachdem sie bereits in den 1990er Jahren für Exhibitions in Deutschland zu Gast war - nun gab es die Rückkehr mit einem Knall.
Im Fokus stand vor allem das Laufspiel beider Mannschaften, die Colts stellten mit Jonathan Taylor (895 Rushing Yards in dieser Saison) den besten Spieler der NFL in Sachen Scrimmage-Yards und Touchdowns (14). Bei den Falcons schaute man auf Bijan Robinson, der mit über 1000 Combined Yards, sowie 4 Touchdowns ebenfalls das Herzstück der Offensive darstellt.
Nach knapp sieben Minuten eröffneten dann die Colts das Scoring, natürlich war es Jonathan Taylor, der im zweiten Drive des "Heimteams" seinen 15. Touchdown der Saison in die Endzone bringen konnte - zuvergekommen war ein Fumble der Falcons auf Höhe der eigenen 20-Yard-Linie.
Eiskalte Falcons-Defensive taut auf
Im Vorfeld vermuteten die US-Experten aufgrund der Temperaturen und Reisestrapazen eine Defensivschlacht, doch die Teams baten zunächst das Gegenteil an. Erst kam die Antwort der Falcons über Allgeier, ehe Pierce einen Pass von Jones zum nächsten Touchdown fing.
Nach zehn gespielten Minuten gab es damit bereits 20 Punkte und einen Spielstand von 13:7 zu Gunsten der Colts zu bestaunen. Doch es wurde nicht nur klimatisch, sondern auch spielerisch kälter, den Colts fehlte der Zug und Drake London nutzte das eiskalt zur 14:13 Halbzeitführung für die "Gäste" aus.
Auch im zweiten Durchgang war Atlanta direkt erfolgreich und stellte mit dem ersten Field Goal des Spiels auf 17:13, ein Spielstand mit dem es auch ins vierte Viertel ging, wo die Colts sich per Field Goal langsam zurück ins Spiel zerren wollten. Die Stimmung war trotz der schwindenden Action auf dem Feld grandios. Neben Major Tom wurde natürlich auch Country Roads wieder in der ganzen Arena mitgesungen und sorgte für einen weiteren magischen Augenblick.
Heiße Schlussphase mit Nachschlag
Der Temperaturumschwung war das Narrativ zu diesem Match. Sechs Minuten vor Schluss konnte erneut Jonathan Taylor für den Unterschied sorgen und lief 83 Yards zu seinem 16. Touchdown in dieser Saison. Die erste Führung seit der ersten Hälfte und gleichzeitig ein Spielzug, der riesigen Druck auf die Schultern der Falcons legte.
Zumindest hätte man das denken sollen, aber das Team von Michael Penix Jr. marschierte mithilfe von RB2 Tyler Allgeier über das Feld, als wäre es die einfachste Aufgabe der Welt und der Running Back sorgte höchstpersönlich für den nächsten Führungswechsel.
Nach einer 2-Point Conversion lag also im Wechselbad der Gefühle auf dem Rasen des Olympiastadions alles in den Händen von Daniel Jones. 1:44 waren auf der Uhr und beim Stand von 22:25 aus Colts-Sicht musste zumindest ein Field Goal her - Michael Badgley, der bereits zwei Kicks daneben setzte, hatte bei 0:27 auf der Uhr die Möglichkeit und verwandelte. Nachschlag für die Zuschauer in Berlin und mehr Herzkasper für die Fans beider Teams.
Der Held mit dem Gnadenstoß
Atlanta bekam in der Verlängerung zuerst den Ball und hoffte und auf einen magischen Moment von Bijan Robinson oder Drake London, bekamen aber die knallharte Behandlung einer Colts-Defense, die langsam aus ihrem Schönheitsschlaf erwacht zu sein schien.
Dieser Wille war auch in der Offense zu erkennen, die nun einen Score zum Sieg brauchten und natürlich lieferte ihn Jonathan Taylor und brachte Berlin zum Beben - 31:25 für die Colts in einem dramatischen Spiel lautete der Endstand.
Bills stolpert über Dolphins
Titelkandidat Buffalo Bills hat in der National Football League derweil überraschend seine dritte Saisonniederlage kassiert. Das Team um Star-Quarterback Josh Allen unterlag bei den zuletzt ganz schwachen Miami Dolphins 13:30 und zeigte dabei seine schlechteste Saisonleistung.
Die Bills blieben gegen die Dolphins, die zuvor sieben von neun Spielen verloren hatten, bis ins Schlussviertel punktlos. Der sonst so verlässliche Allen blieb sowohl im Lauf- wie im Pass-Spiel ungewohnt lange wirkungslos, erst im Schlussabschnitt drehte er mit zwei Touchdowns (zu) spät auf.
Auf der Gegenseite agierte Miamis umstrittener Quarterback Tua Tagovailoa zwischen genial und haarsträubend. Zwei Touchdowns standen zwei Interceptions gegenüber - mit nun 13. Fehlpässen in die Arme des Gegners löste Tagovailoa wieder Geno Smith von den Las Vegas Raiders (12) an der Spitze der Interception-Rangliste ab. In seiner Karriere bringt es Tagovailoa nun auf 58 Interceptions in 74 Spielen.
