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"Luxuriöse Situation" beim Europameister: Geht der Basketball-Rausch immer weiter?

Die deutschen Basketballer lassen sich nach dem EM-Triumph in Riga feiern.
Die deutschen Basketballer lassen sich nach dem EM-Triumph in Riga feiern.ALEX GRIMM / Getty Images via AFP
Während ganz Basketball-Deutschland nach dem EM-Coup im Freudentaumel versank und von einer goldenen Zukunft träumte, herrschte für den Bundestrainer striktes Party-Verbot. Wie geplant kehrte Àlex Mumbrú nach dem großen Triumph gleich nach Spanien zurück, um sich seiner angeschlagenen Gesundheit zu widmen. In der Heimat unterzieht sich der Coach bald einer Operation, wie DBB-Präsident Ingo Weiss dem SID am Dienstag bestätigte.

Zu Beginn der magischen EM-Reise hatte Mumbrú wegen eines "akuten Abdomens" sechs Tage im Krankenhaus von Tampere verbracht - er übergab den Posten des Cheftrainers bis zum Ende an seinen Assistenten Alan Ibrahimagic und verpasste aufgrund seiner Bauchspeicheldrüsenentzündung schließlich auch die Feierlichkeiten in Frankfurt.

Weiss wünscht Mumbrú "selbstverständlich einen guten Verlauf und vollständige Genesung" - er geht fest von einer baldigen Rückkehr des Bundestrainers aus.

Deutschland will weiter "ein Wörtchen mitreden"

Aufmuntern dürfte den Coach in dieser komplizierten Zeit der Gedanke an seine berufliche Zukunft. Denn Deutschlands Basketball-Nationalmannschaft erlebt gerade nicht nur einen beispiellosen Höhenflug, sie darf auch von weiteren großen Titeln träumen. Der Blick in Richtung Weltmeisterschaft 2027 in Katar und zu den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles ist sehr verheißungsvoll.

"Wir haben bis jetzt einen guten Job gemacht, wollen natürlich den Standard halten und weiter Medaillen und Trophäen gewinnen", stellte Kapitän und EM-MVP Dennis Schröder klar. Und auch der sonst so nüchterne Ibrahimagic ist sicher, dass man auch "in den kommenden Jahren ein Wörtchen mitzureden" haben werde - wegen des außergewöhnlichen Teamspirits, und weil die klitzekleinen Alterssorgen eigentlich keine sind.

Ja, Kapitän Dennis Schröder ist seit Montag 32; ja, Daniel Theis ist noch ein Jahr älter als sein Braunschweiger Kumpel; und ja, der fürs Mannschaftsgefüge so wichtige "Team-Papa" Johannes Voigtmann (32) hat auch schon 15 Profijahre in den Knochen.

Doch erstens: Schröder will nach der maximal erfolgreichen "Klassenfahrt" mit seinem Lieblingsteam laut eigener Aussage am liebsten noch "bis 40" spielen und gab auch seinen älteren Kollegen zu verstehen, noch weiter auf sie zu setzen - und zweitens: Der andere Teil des Mannschaftskerns hat seine besten Jahre noch vor sich.

Wagner schwärmt von Talenten

Die NBA-Stars Franz Wagner (24) und Tristan da Silva (24) sowie Publikumsliebling Isaac Bonga (25), sie alle dürften sich in den kommenden Jahren zu noch besseren Basketballern entwickeln. Und dann ist da ja auch noch NBA-Champion Isaiah Hartenstein. Der Center ist 27, war bei der EM verletzungsbedingt nicht mit dabei, steht aber künftig wohl auch zur Verfügung.

"Wir als Basketball-Deutschland sind in einer so luxuriösen Situation. Du hast so viele Jungs, die noch spielen hätten können bei diesem Team", schwärmte Moritz Wagner (28) - ebenfalls ein möglicher Rückkehrer in seiner "Prime" - im MagentaSport-Podcast "Abteilung Basketball". Hinzukämen, so Wagner, die Talente, die "jetzt in den nächsten Jahren hochkommen".

Die von Ibrahimagic betreute U19 schwang sich im Sommer zum Vizeweltmeister auf, nun scharren die hochveranlagten Christian Anderson, Hannes Steinbach und Eric Reibe mit den Hufen. Bei den nächsten Länderspielen in der WM-Quali im November, wenn der hoffentlich gänzlich genesene Mumbrú auf seine NBA-Stars verzichten muss, könnten sie im A-Kader-Rampenlicht stehen.

Eines scheint jedenfalls sicher: Auch in die kommenden Turniere wird eine deutsche Mannschaft auf Weltklasseniveau starten. Bereit für die nächste goldene Klassenfahrt.