Bundesliga: Hertha rutscht nach Berliner Derby endgültig in Krise, Werder schlägt Wolfsburg

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Bundesliga: Hertha rutscht nach Berliner Derby endgültig in Krise, Werder schlägt Wolfsburg
Wilfried Kanga (li.) im Duell mit Union-Verteidiger Leite
Wilfried Kanga (li.) im Duell mit Union-Verteidiger Leite
AFP
Fünf Spiele am Samstagnachmittag, jedes verlief außerordentlich brisant. Der SC Freiburg hatte mit dem FCA keine großen Probleme, Onisiwo sorgte mit drei Treffern und eineinhalb Torvorlagen fast im Alleingang für einen Rückschlag der Bochumer in Mainz. Die Hertha war gegen Union Berlin trotz großer kämpferischer Leistung chancenlos und verlor 0:2. Überraschen konnten Mönchengladbach und Werder Bremen: die Borussia mit dem ersten Auswärtssieg in der laufenden Saison, Werder mit einem Erfolg gegen die formstarken Wolfsburger.

Freiburg mit erstem Sieg 2023

Der starke Michael Gregoritsch (13.), Lucas Höler (30.) und Philipp Lienhart (85.) trafen vor 33.500 Zuschauern im Europa-Park Stadion für Freiburg. Mërgim Berisha (29.) hatte per Foulelfmeter für den zwischenzeitlichen Ausgleich gesorgt. Augsburg bleibt nach der zehnten Saisonniederlage im unteren Tabellendrittel stecken.

Streich, der gegen Augsburg im Januar 2012 seine Premiere als Bundesliga-Trainer gefeiert hatte und am Samstag Volker Finke als Rekordtrainer des SC ablöste, veränderte seine Startelf im Vergleich zum 1:1 gegen Frankfurt am Mittwoch nur auf einer Position. Für den gelbgesperrten Nicolas Höfler rutschte Yannik Keitel ins defensive Mittelfeld, Top-Scorer Vincenzo Grifo nahm zunächst wieder auf der Bank Platz.

Die Freiburger begannen verhalten und überließen den Augsburgern häufig den Ball. Doch defensiv standen die Breisgauer stabil und ließen wie schon gegen Frankfurt nichts anbrennen. Mit der ersten klaren Offensivaktion ging Freiburg dann in Führung.

Nach einem langen Pass aus der eigenen Hälfte landete der Ball bei Keitel. Der 22-Jährige setzte Gregoritsch in Szene, der aus spitzem Winkel mit einem platzierten Schuss ins lange Eck traf (13.). Die Hausherren nahmen das Spielgeschehen nun mehr in die Hand und versuchten mit viel Ballbesitz, die Partie zu beruhigen.

In der 27. Minute entschied Schiedsrichter Christian Dingert nach Foul am ehemaligen Freiburger Ermedin Demirović auf Strafstoß für Augsburg. Nach kurzer Überprüfung durch den Videoassistenten verwandelte Berisha (29.) sicher.

Doch Freiburg zeigte sich nicht geschockt und ging nur 13 Sekunden später wieder in Führung: Nach nur drei Stationen landete der Ball bei Höler, der aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste (30.).

Die beiden Torschützen umarmen sich
Profimedia

In der Folge wurde die Partie sowohl auf als auch abseits des Platzes hitziger und es gab mehr intensive Zweikämpfe. Kurz vor der Halbzeit bekamen beide Teams noch einmal Möglichkeiten. Doch während Gregoritsch am starken Gikiewicz scheiterte (39.), verfehlte Berisha per Kopf den Ausgleich (40.).

Nach dem Seitenwechsel drückten die Augsburger auf den Ausgleichstreffer, doch sie kamen nur selten zu nennenswerten Tormöglichkeiten (58.). Freiburg probierte weiter, mit langen Bällen gefährlich zu werden, doch war im Torabschluss zunächst nicht zwingend genug (59./71.). Lienhart war es dann vorbehalten, für die Entscheidung zu sorgen.

Onisiwo mit Dreierpack gegen Bochum

Vom Anpfiff weg waren die Gäste aus Bochum mit Abwehrarbeit beschäftigt. Nur 47 Sekunden nach Spielbeginn gingen die Mainzer in Führung. Aus der eigenen Abwehr wurde ein langer Diagonalpass auf Rechtsaußen Karim Onisiwo gespielt. Der Österreicher präsentierte sich in Topform, sein direkter Kontrahent Danilo Soares hatte im Gegensatz dazu einen rabenschwarzen Tag erwischt. Onisiwo fand einen Weg vorbei am Bochumer Linksverteidiger und brachte den Ball zur Mitte.

Torhüter Riemann wollte die Flanke abtauchen, lenkte den Ball stattdessen unglücklich zu Jae-Sung Lee. Unter der Woche hatte der 30-jährige Koreaner bereits das frühe 1:0 gegen Dortmund erzielt, drei Tage später erzielte er auch gegen den VfL den ersten Treffer des Spiels. Kurze Prüfung durch den VAR: kein Abseits. Blitzstart für Mainz 05, Horrorstart für Bochum.

In weiterer Folge änderte sich an der drückenden Überlegenheit der Gastgeber nichts. Bochum fand kaum einen Weg ins Angriffsdrittel, der 1.FSV kam zwar auf wenig Ballbesitz, profitierte allerdings von haarsträubender Fehlern der VfL-Defensive. Träumte Letsch' Mannschaft nach den starken Leistungen zuletzt womöglich davon, die Abstiegszone vorzeitig zu verlassen, zeigten die Rheinischen ihren Gästen sofort die Grenzen auf. In der 17. Minute genügte Onisiwo eine leichte Körpertäuschung, um Losilla ins Stolpern zu bringen. Im Fallen brachte der Österreicher den Ball zur Mitte, Silvan Widmer touchierte die Kugel und schickte sie flach ins Eck. 2:0 für Svenssons Mannen. Dem Treffer war eine feine Grätsche von Dominik Kohr vorausgegangen, der Ex-Mainzer Pierre Kunde hatte den Ball im Mittelfeld verloren. 

War er an beiden Toren indirekt beteiligt, nahm Karim Onisiwo in der 29. Minute das Heft selbst in die Hand. Wieder profitierten die Mainzer von einem dummen Ballverlust. Einen völlig naiv gespielten Rückpass von Soares fing der Österreicher problemlos ab, anschließend ließ er seine ganze Klasse aufblitzen. Frecher Lupfer ins lange Eck, Riemann war chancenlos. 

Thomas Letsch reagierte zur Pause, brachte vier neue Spieler. Am Spielverlauf änderte das zunächst wenig. Die Mannschaften kamen aus der Kabine, Onisiwo hämmerte den Ball auf den kurzen Winkel - diesmal war Bochums Schlussmann zur Stelle. In der 58. Minute allerdings war Riemann chancenlos. Zunächst wollte er mit einem langen Abstoß den Ball schnell ins gegnerische Drittel bringen. Sofort fand der Ball seinen Weg zum Gegner. Pass in die Tiefe, Onisiwo mit Tempovorteil auch gegen den eingewechselten Stafylidis.

Sein erstes Tor im Bochumer Dress erzielte Kunde in der 70. Minute. Er veredelte eine schöne Kombination zwischen Antwi-Adjej und Hofmann. Finn Dahmen - aufgrund einer Rückenverletzung von Robin Zentner erneut im Mainzer Kasten - musste erstmals hinter sich greifen. Nur Ergebniskosmetik? Mitnichten. Ein Weckruf für die Bochumer! Erhan Mašović verkürzte wenig später nach einem Eckstoß auf 4:2.

Rund 2.000 Fans waren aus dem Pott mitgereist. Die Hoffnung im Gästeblock, doch noch Punkte aus der Mewa Arena mitzunehmen war deutlich zu spüren - doch es blieb beim Heimerfolg. Onisiwo - wer sonst? - hämmerte den Ball spektakulär in den Winkel. Schon im Hinspiel hatte er doppelt getroffen, diesmal verwertete er dreimal. Diskussionen um den Mann des Spiels sind nicht nötig. Mainz 05 hatte die zahlreichen Geschenke im ersten Durchgang angenommen.

Jonas Hofmann Matchwinner gegen Hoffenheim

Angeführt von Doppelpacker Jonas Hofmann hat Borussia Mönchengladbach die TSG Hoffenheim noch tiefer in die Krise geschossen. Die Hoffenheimer unterlagen zum Bundesliga-Rückrundenbeginn 1:4 (0:2) gegen die Borussia und warten damit seit mittlerweile acht Spielen auf einen Sieg. Nur zwei Punkte stehen für die TSG in diesem Zeitraum zu Buche.

Nationalspieler Hofmann (12./37.), Kapitän Lars Stindl (83.) und Hannes Wolf (90.+1) trafen für die Gladbacher, die ihre ersten beiden Partien im neuen Jahr verloren hatten. Der Erfolg in Sinsheim war der erste Auswärts-Dreier der Borussia in der laufenden Saison. Den Hoffenheimern, die weit hinter den Erwartungen zurückbleiben, droht der Abstiegskampf - daran änderte auch der Treffer von Ihlas Bebou (80.) nichts.

Vor 24.119 Zuschauern kamen beide Mannschaften nur schleppend ins Spiel. Die Hoffenheimer, bei denen Neuzugang John Anthony Brooks in der Startelf stand, erarbeiteten sich zwar nach rund zehn Minuten eine optische Überlegenheit - der erste starke Konter der Gäste führte nach Vorarbeit von Stindl aber direkt zur Führung durch Hofmann.Postwendend die Chance auf den Ausgleich: Der Österreicher Christoph Baumgartner brachte den Ball aber nicht über die Torlinie, Ko Itakura rettete in höchster Not (13.).

Im Anschluss bestimmten die Gladbacher das Geschehen. Der zweite Treffer der Borussen, bei denen Hofmann, Stindl Christoph Kramer und Julian Weigl geschickt die Fäden zogen, schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Die harmlosen Hoffenheimer brachten kaum etwas Konstruktives zustande.

Erst nach rund einer Stunde entwickelten die Gastgeber mehr Druck. Die Gladbacher agierten in dieser Phase zu passiv. Dennoch hatte Stindl bei einem erneuten Konter das dritte Gäste-Tor auf dem Fuß (66.). Elf Minuten später vergab Andrej Kramarić die bis dahin beste Möglichkeit zum Anschluss, Sekunden später traf Baumgartner per Kopf den Pfosten (78.). Den Treffer von Bebou beantwortete Stindl nur drei Minuten später. Hannes Wolf setzte schließlich den Schlusspunkt.

Nächster Dämpfer für Hertha, nächster Sieg für Union

Das Berliner Derby bot schon im Vorfeld der Partie große Brisanz. Während Union Berlin die beste Saison der Vereinshistorie spielt und sich erster Bayern-Jäger nennen darf, ist die Hertha akut abstiegsgefährdet. Fans und Medien spekulierten gar vom Schicksalsspiel für Sandro Schwarz. Geschäftsführer Sport Bobić wollte den Spekulationen mit einem klaren Bekenntnis ein rasches Ende setzen. Schwarz sitze fest im Sattel. Wer das Fußballgeschäft kennt, weiß: nette Worte, die sich schnell als heiße Luft erweisen können.

Im Olympiastadion herrschte grandiose Stimmung, das Haus war ausverkauft, auch aus Köpenick waren etliche Fans angereist. Das Geschehen auf dem grünen Rasen konnte mit diesem Rahmen nicht ganz mithalten. Nach 35 Minuten hatte noch keines der beiden Teams einen Schuss aufs Tor vorweisen können. Viele harte und enge Zweikämpfe, intensive Laufduelle um jeden Ball - wenngleich man weder den blau, noch den rot angezogenen Berlinern fehlenden Kampfgeist ankreiden konnte, war von spielerischer Klasse so gut wie nichts zu spüren.

Sandro Schwarz wirkt zunehmend ratlos
AFP

Standesgemäß sorgte eine Standardsituation für den ersten Treffer des Spiels. Freistoß im linken Halbfeld, kurz vor dem Pausenpfiff. Kapitän Christopher Trimmel brachte den Ball zur Mitte, Doekhi verwertete per Kopf. Eine wohlbekannte Kombination, schon im Heimspiel gegen Hoffenheim hatten Trimmel und der Niederländer zweimal erfolgreich kollaboriert.

Zwei Euro ins Phrasenschwein: Ein Treffer, der dem Spiel guttat. Nach der Pause war die Hertha zu einer Reaktion gezwungen, obwohl lange Zeit kein echter Klassenunterschied zu spüren war. Offensiv wie defensiv traf die abstiegsbedrohte Alte Dame viel zu oft falsche Entscheidungen. Als in der 67. Minute Paul Seguin einen über den flotten Sheraldo Becker gespielten Konter veredelte, war die nächste Pleite beschlossene Sache. Bis zum Abendspiel liegen die Eisernen punktgleich mit Tabellenführer Bayern München auf Platz zwei. Reklamationen der Hertha, dem Konter sei ein strafbares Foulspiel vorausgegangen, fanden bei Schiedsrichter Brych nicht auf offenes Gehör.

Verdienter Heimsieg für Werder

Torjäger Niclas Füllkrug (24., Handelfmeter/77.) ließ die Fans im Weserstadion dank seines Doppelpacks jubeln. Er erhöhte sein Trefferkonto auf 13 und war einmal mehr der Matchwinner für die Hanseaten. Kevin Paredes (90.) gelang nur das Anschlusstor. 

"Ich erwarte einen harten Kampf und viel Arbeit, sodass wir uns wirklich reinschmeißen müssen, um etwas mitzunehmen", hatte VfL-Trainer Niko Kovač vor der Partie gesagt. Dank der starken Auftritte zuletzt galten die Wölfe als klarer Favorit. Doch Kovac sollte recht behalten. In der Tat stellten die Bremer ihre Gäste vor eine große Herausforderung. 

Wolfsburg hatte durch Patrick Wimmer zwar direkt nach Anpfiff die erste gute Möglichkeit der Partie und zeigte die besseren Anlagen, aber Werder hielt auch ohne Leonardo Bittencourt (Erkältung) mit viel Leidenschaft dagegen. So war die Führung durch Füllkrug nicht unverdient. Nachdem den Bremer Offensivaktionen zuvor etwas die Präzision gefehlt hatte, verwandelte der Nationalspieler nach Videobeweis dann eiskalt ins rechte Eck vom Punkt.

Die Fans erlebten ein unterhaltsames Spiel. Mattias Svanberg traf für Wolfsburg die Latte (35.), auf der anderen Seite gab der Treffer Werder noch einmal Auftrieb und Selbstvertrauen. Füllkrug hatte später weitere gute Möglichkeiten (36., 38., 71.).

Mit zunehmender Spieldauer konzentrierte sich Werder vermehrt auf die Defensive. Über Konter versuchte man, für Entlastung zu sorgen. Mit seinem zweiten Treffer sorgte Niclas Füllkrug für einen bequemen Polster. Entspannen konnten die Fans der Raute dennoch nicht. Wolfsburg erhöhte die Schlagzahl, doch Werder hielt gut dagegen. Nach sieben Minuten Nachspielzeit erklärte WM-Referee Daniel Siebert die Partie für beendet. Wichtiger Sieg für Ole Werner und sein Team, ein kleiner Dämpfer für den VfL.