BVB gegen RB am Freitagabend: Brisanz im modernen Ost-West-Klassiker der Bundesliga

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BVB gegen RB am Freitagabend: Brisanz im modernen Ost-West-Klassiker der Bundesliga
Marco Rose wird am Freitagabend unter anderem auf seinen Ex-Schützling Jude Bellingham treffen.
Marco Rose wird am Freitagabend unter anderem auf seinen Ex-Schützling Jude Bellingham treffen.Profimedia
Trotz der vergleichsweise kurzen Geschichte hat das Duell zwischen RB Leipzig und dem BVB bereits eine eigene Rivalität entwickelt. Wilde Spiele, Trainerwechsel von Seite zu Seite, das Werben um die gleichen Transferziele und nicht zuletzt der Kampf um die Nummer zwei im deutschen Fußball. Am Freitagabend im Signal Iduna Park dürfte die nächste Auflage des packenden Ost-West-Duells geboten werden.

Am 20. Mai 2022, nur sechs Tage nach dem 2:1-Erfolg am letzten Bundesliga-Spieltag der abgelaufenen Saison gegen Hertha BSC, entließ Borussia Dortmund seinen damaligen Trainer Marco Rose. Für Fans und Experten kam die Entscheidung überraschend schnell, aber nicht gänzlich unerwartet. Der Trainer wirkte in den letzten Wochen seiner Anstellung in Dortmund müde, reagierte oft gereizt auf Fragen von Journalisten und schien so gar nicht das mitzubringen, was der große Jürgen Klopp einst als Messlatte für Trainer beim BVB gelegt hatte: Mut, Optimismus, Tatendrang.

Genau 287 Tage später wird Marco Rose wieder im Signal Iduna Park antreten, diesmal allerdings als Trainer von RB Leipzig. Der 46-Jährige scheint seine Akkus in der knapp viermonatigen Auszeit aufgeladen zu haben, gibt er in der sächsischen Metropole doch ein gänzlich anderes Bild ab. Die Mannschaft scheint seinem Spielstil zu vertrauen. Die oft emotionale, knurrige – aber immer authentische Art des Trainers kommt bei Spielern und Fans an. Der gebürtige Leipziger will am Samstag auf einen Punkt an den BVB heranrücken und beweisen, dass sein neuer Verein auf Augenhöhe mit der "alten Liebe" ist.

Dass das nominelle Top-Spiel des Spieltags an diesem Wochenende bereits am Freitagabend (ab 20:30 Uhr live bei DAZN und in der Flashscore-Audioreportage) stattfindet, liegt an Dortmunds Champions League-Spiel in der kommenden Woche beim FC Chelsea. Umso schöner, dass sich die Bundesliga-Fans auf einen echten Flutlicht-Fight freuen können. Die Anreise zum Top-Spiel dürfte allerdings etwas komplizierter werden, da die Gewerkschaft ver.di die Angestellten des öffentlichen Nahverkehrs am Freitag zum Streik aufgerufen hat.

Dortmunds Schlüssel heißt Julian Brandt

Wer eine Karte für das Spiel im Signal Iduna Park besitzt, sollte also sicherstellen, rechtzeitig zum Anpfiff vor Ort zu sein, denn er läuft Gefahr, etwas zu verpassen. Die Dortmunder Borussia ist im Jahr 2023 das erfolgreichste Team aller Top 5-Ligen in Europa, will am Freitagabend den zehnten Pflichtspielsieg in Folge einfahren und sich zumindest für 24 Stunden an die Tabellenspitze der Bundesliga setzen.

Ein wichtiger und möglicherweise immer noch etwas unterschätzter Faktor bei der Auferstehung des BVB ist die Konstanz in den Leistungen von Julian Brandt. Der 26-Jährige, der im Januar zum Spieler des Monats der Bundesliga gewählt wurde, war mit seinem Siegtreffer der entscheidende Mann beim 1:0-Auswärtssieg am vergangenen Wochenende bei der TSG Hoffenheim. Für den ehemaligen Leverkusener bedeutete das bereits den vierten Torerfolg in Serie.

Brandts Leistung wird wichtig sein, um für die Dortmunder auch eine historische Dominanz aufrechtzuerhalten. Im Jahr 2004 setzte es für die Schwarz-Gelben zuletzt eine Heimniederlage an einem Freitagabend, damals traf Kugelblitz Ailton zum 1:0-Auswärtssieg von Schalke 04 beim Lokalrivalen. Knapp 20 Jahre haben die Dortmunder kein Heimspiel am Freitag verloren. Sollten sie diese Serie halten und das Spiel gar gewinnen, würden sie den Vorsprung auf den Konkurrenten aus Sachsen auf sieben Punkte ausbauen.

Ansporn genug für das Team von Edin Terzic, der weiterhin auf den verletzten Karim Adeyemi und auf Youssoufa Moukoko verzichten muss. Bessere Nachrichten gibt es dagegen in der Defensive: Außenverteidiger Julian Ryerson könnte gegen Leipzig in die Startelf zurückkehren, nachdem ihm in Hoffenheim Probleme mit dem Auge zu schaffen gemacht hatten. Auch Rechtsverteidiger Marius Wolf ist fit – umso schöner, da er unter der Woche bekannt gegeben hatte, sich Ende 2022 einer minimalinvasiven Operation am Herzen unterzogen zu haben.

Offen ist noch, ob Terzic nach zwei Einsätzen von Beginn an erneut auf Youngster Jamie Bynoe-Gittens in der Startelf vertraut oder die konservative Variante mit Salih Özcan im Zentrum und Marco Reus auf außen wählt. 

Der BVB ist Leipzigs Lieblingsgegner

Die Leipziger jedenfalls wird das nach ihrem eigenen Selbstverständnis nur am Rande interessieren. Trainer Marco Rose wiederholt gebetsmühlenartig, dass RB sich auf sein eigenes Spiel konzentrieren müsse, anstatt sich zu sehr nach dem Stil des Gegners zu richten. Am Freitag steht aber auch für die Leipziger viel auf dem Spiel: Der Ausgang der Partie wird die Richtung vorgeben, ob die Roten Bullen mit einem Sieg nochmal in den Meisterschaftskampf eingreifen oder mit einer Niederlage Platz drei als restliches Saisonziel verfolgen können.

Auch RB kommt unterdessen mit einer starken Serie ins Spiel, die letzten drei direkten Duelle gegen die Dortmunder hat der amtierende DFB-Pokalsieger nämlich gewonnen. À propos: Bereits Anfang April werden sich die beiden Teams zum dritten Mal in dieser Saison treffen, dann im Viertelfinale des DFB Pokals in der Red Bull Arena. Sollte Leipzigs Trainer bis dahin weiterhin führend in der virtuellen "Marco-Rose-Tabelle" sein, sind für den Bundesliga-Aufsteiger von 2016 wohl weiterhin alle Saisonziele erreichbar.

Gegen seinen Ex-Klub wird Rose wieder auf eine starke Leistung von Timo Werner hoffen, der im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am vergangenen Wochenende mit einem Tor und einer Vorarbeit nach längerer Durststrecke der entscheidende Mann war. Im Sturm dürfte sich Werner immer wieder mit Andre Silva abwechseln, der unter der Woche vom BVB und seinem Stadion als "mythische Dinge im Fußball" sprach. Ehrfurcht sollten die Dortmunder trotzdem nicht erwarten, denn Leipzig kann vermutlich wieder mit Top-Star Christopher Nkunku für die Startelf planen. Obwohl es mit der Trennung von seiner langjährigen Freundin Amelie zuletzt private Sorgen für den 25-Jährigen gab, stellt der Franzose für jede Abwehr der Bundesliga eine große Bedrohnung dar.

Das Spiel zwischen dem BVB und RB ist auch der Kampf um die Nummer zwei des deutschen Fußballs. Während Leipzig und Dortmund in den vergangenen beiden Saison jeweils hinter den Bayern einliefen, beharken sie sich auch auf dem Transfermarkt. In der Vergangenheit triumphierten die Dortmunder bei Erling Haaland und Jude Bellingham zweimal prominent, zuletzt entschied sich der auch vom BVB umworbene Salzburg-Youngster Nicolas Seiwald für den 'kurzen Dienstweg' nach Leipzig. In den nächsten Wochen könnte der Zweikampf weiter aufflammen, buhlen doch beide Konkurrenten um die Dienste von Liverpools Naby Keita, dessen Vertrag beim Team von Jürgen Klopp im Sommer ausläuft.

Gesprächsstoff auf vielen Ebenen also vor einem Duell, das in den letzten Jahren auf dem Feld nie enttäuscht hat. Hoffen wir, dass es am Freitagabend genauso weitergeht.