Wer ist Stowe Buntz? US-Profi im Interview

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Darts-Profi Stowe Buntz exklusiv: "Um der Beste zu sein, muss ich die Besten schlagen"
Stowe Buntz überzeugte durch starke Leistungen bei seinem ersten Auftritt in Europa.
Stowe Buntz überzeugte durch starke Leistungen bei seinem ersten Auftritt in Europa.Profimedia
Vor dem Grand Slam of Darts kannte ihn keiner, nach dem großen Event war er in aller Munde bei den Darts-Fans. Stowe Buntz beeindruckte nicht nur mit seinem farbenfrohen Outfit und seiner guten Laune, sondern auch mit extrem guten Leistungen.

Zwei Spitzenspieler hatten in der Gruppenphase das Nachsehen gegen ihn und auch Andrew Gilding konnte "The Neon Nightmare" nicht stoppen. Flashscore hat mit dem Newcomer in der PDC über seinen rasanten Aufstieg, Darts in den USA, sein unkonventionelles Training und vieles mehr gesprochen.

In Deutschland schauen die meisten ihre Darts-Ergebnisse auf Flashscore.de nach und aus dem Nichts kam dann dieser Stowe Buntz, der gegen Peter Wright und Steven Bunting gewonnen hat und alle fragten sich, wer zur Hölle ist Stowe Buntz?

(lacht)

Du spielst seit 2003 Darts, aber plötzlich tauchst du in Europa auf und bist auf demselben Level wie die Weltspitze, wie kam es dazu?

Es hat sich nicht wirklich etwas verändert, es gab jetzt aber einfach diese Möglichkeit. Ich spiele seit Jahren auf einem hohen Level in den Vereinigten Staaten, nur eben nicht jedes Wochenende, so wie ein Leonard Gates oder Alex Spellman. Durch die Kooperation der CDC mit der PDC, wodurch CDC-Spieler die Möglichkeit haben, sich für die PDC-Events zu qualifizieren gab es dann die Chance. Letztes Jahr habe ich begonnen in der CDC zu spielen und bin in den Top-10 gelandet.

Dieses Jahr habe ich noch besser gespielt und bin auf dem zweiten Platz gelandet, was mir die WM-Qualifikation einbrachte. Für den Grand Slam hingegen habe ich mich über den Sieg beim Continental Cup qualifiziert. Es ist also nichts neues, dass ich auf diesem Niveau spielen kann. Doch durch die Umstrukturierung werden die Spieler jetzt nicht mehr willkürlich ausgewählt, jetzt läuft alles nach einem strikten Punktesystem.

Match-Center: Stowe Buntz vs. Peter Wright

Stowe Buntz über Darts in den USA, Vorbilder und seinen neuen Spitznamen

Wie groß ist der Unterschied im Allgemeinen zwischen Darts-Turnieren in den USA und Europa?

Also in erster Linie natürlich die vielen Fans, bei den PDC Events schaust du in die Gesichter von mehreren tausend Menschen, während wir bei den paar Fernseh-Events in den USA vielleicht 200 Leute im Publikum haben. Vom Niveau ist natürlich der Durchschnitt stärker in Europa als unserer in den USA. Aber ich sage ehrlich, ich kenne mein Potenzial und weiß, was ich jetzt schon Jahre für eine Leistung bringe und kann dort mithalten.

Manchmal spiele ich 105, 108 oder 111er Averages, leider nicht konstant, weil ich wegen meiner 6-Tage-Arbeitswoche nicht täglich ans Board kann. Ich trainiere dann, wenn es passt, meist mit meinen Kindern, die mir sehr wichtig sind. Häufig bin ich auch zum Zuschauen bei deren Events: Aufführungen, Spiele ihres Schulteams und noch mehr. Also ich bin da zeitlich sehr limitiert, weil ich andere Prioritäten setze. Im Schnitt trainiere ich vielleicht eine Stunde am Tag, aber das liegt auch daran, dass ich manchmal 3 Stunden dafür habe und dann mehrere Tage keinen Dart in die Hand nehme.

Viele in Europa haben durch Phil Taylor mit dem Sport angefangen, die jüngeren blicken beispielsweise zu Michael van Gerwen auf, hast du auch eine inspirierende Figur?

Ich war ein riesiger Fan von Ronnie Baxter und nachdem er nun nicht mehr aktiv spielt, kam Peter Wright auf die Tour und er ist, so wie ich ein Fan von diesen grellen Farben und das gefiel mir sehr. Ich war schon immer ein Fan von Farbenvielfalt. Mein erstes Auto habe ich lila lackiert, mein erstes Motorrad ebenso. Alle sagen jetzt, weil ich ebenso schrille Outfits trage, ich würde versuchen wie er zu sein, aber ich war mein ganzes Leben schon so. Trotzdem würde ich sagen, dass Peter Wright und Rob Cross Spieler sind, zu denen ich aufschaue.

Man findet zu dir den Spitznamen "Buntzy" in den Darts-Profilen, aber zum Grand Slam kam auch "The Neon Nightmare" auf. Was gefällt dir mehr?

(lacht) Ich habe immer noch keine Ahnung, wo der Nickname „Buntzy“ herkommt, ich habe mich niemals so genannt. "The Neon Nightmare" stammt von Dan Dawson und war eine Hommage an meine Performance beim Grand Slam. Und es scheint so als würden die Fans, die Öffentlichkeit und auch andere Spieler den Namen mögen, vielleicht bleibe ich dabei, schauen wir mal.

Gegen sein Idol, Peter Wright zeigt sich Buntz voller Respekt.
Gegen sein Idol, Peter Wright zeigt sich Buntz voller Respekt.Profimedia

Stärken, Schwächen und der familiäre Rückhalt

Nach deinem Grand Slam Match gegen Andrew Gilding sagtest du, dass es für dich nicht ungewöhnlich wäre, so lange Partien zu spielen, im Training Zuhause würdest du dich genau auf diese Distanzen vorbereiten. In der Gruppenphase konntest du Stephen Bunting noch besiegen, später als ihr Best-of-31 gespielt habt, hat er gewonnen, was war dort das Problem, was wirst du hinsichtlich der anstehenden WM anpassen?

Er hatte eine 62% Checkout-Quote und ich ungefähr 30%, in vielen Legs war ich vorher am Board und am Ende hat er das High-Finish gecheckt. Ich verpasse das Doppel, er holt die 93, ich verpasse das Doppel er holt die 87 und so ging es weiter. Nachdem ich in der Woche wirklich gute Doppel-Quoten hatte, habe ich diesen Abend echt einiges liegen gelassen. Bei ihm war es eben umgekehrt, die Doppel-6 hat er mir in dem Match glaube ich fünf Mal reingedrückt. (lacht)

Nach dem Match gegen Steven Bunting war Schluss beim Grand Slam of Darts.
Nach dem Match gegen Steven Bunting war Schluss beim Grand Slam of Darts.Profimedia

Was macht dich als Spieler aus, wo liegen deine Stärken, mit denen du auch bei der WM glänzen möchtest?

Ich finde, dass ich einige Stärken habe, vor allem mein gutes Scoring, selten habe ich trebleless visits und da bin ich meist besser als mein Gegenüber. Mein größtes Problem hingegen ist die Konstanz, einmal spiele ich ein Leg in 12 Darts, im nächsten brauche ich plötzlich 21 Darts. Es ist eine Achterbahnfahrt und das liegt auch an meinem wenigem Training. Deswegen versuche ich, wenn ich trainiere mein Muscle Memory, meine Technik und die Bewegungsabläufe zu trainieren und achte weniger auf das Board. 

Du sprachst über deine Kinder und beim Grand Slam of Darts sagtest du, dass sie dir die gewisse Kraft geben, sind sie ebenso talentiert im Darts?

Ja tatsächlich, gestern Abend erst haben beide gespielt, mein Sohn hat sich sogar den ersten Platz geholt und dafür 100 Dollar bekommen. Vor ein paar Wochen hatte hingegen meine Tochter gewonnen, sie lieben den Sport, sie trainieren viel. Gestern Abend habe ich dann noch vier Sätze mit meinem Sohn gespielt, bevor es losging, damit er gut vorbereitet in das Turnier starten konnte. Danach habe ich mich dann auf die Couch geschmissen und einfach entspannt. Meine Kinder sind auf jeden Fall eine große Motivation, sie pushen mich und motivieren mich diese ganze Zeit darin zu investieren, mein Spiel zu verbessern.

Also hast du Trainingspartner auf einem guten Level in deinen eigenen vier Wänden?

Ja auf jeden Fall, wir spielen mit einer DartsApp auf dem höchsten Level und da können sie beide mithalten, beide haben ein gutes Spielniveau und spielen 60-70er Averages.

Du sagtest, wenn deine Kinder etwas älter sind, könntest du dir vorstellen, komplett ins Spielgeschehen der PDC einzutauchen, würdest du dann auch für mehrere Monate der USA den Rücken zukehren oder steht das außer Frage?

Aktuell wäre ich auf jeden Fall nicht daran interessiert, für einen längeren Zeitraum meine Heimat zu verlassen. Wenn die Kinder dann aus der Schule sind und ihr eigenes Leben starten, wäre ich wohl bereit, nach Europa zu kommen, mir eine Tourcard zu erspielen und dem Ganzen eine Chance zu geben. Aber ich bin 44 Jahre alt, habe solange Zeit gehabt, meine Träume zu leben und jetzt möchte ich erstmal meinen Kindern ermöglichen, dass sie ihre Träume leben dürfen.

WM-Ziele, Favoriten und das mögliche Smith-Duell

Nun geht es für dich erstmal zur Weltmeisterschaft - was ist dort dein Ziel, was hast du dir vorgenommen?

Ehrlich gesagt ist alles nach der Qualifikation ein Bonus. Das Hauptziel lautet, mich nicht zu blamieren (lacht). Wenn ich eine gute Performance hinlege, aber trotzdem verliere, ist das in Ordnung für mich. Mir ist es wichtig, dass ich erhobenen Hauptes rausgehen kann und im Nachhinein sagen kann, dass ich mein Bestes gegeben habe und wenn mein Gegner besser war und gewinnt, war das eben verdient.

In der ersten Runde geht's für dich gegen Kevin Doets, als Belohnung für einen Sieg würde sogar ein Match gegen Michael Smith warten, hast du das im Hinterkopf?

Die Auslosung ist mir tatsächlich egal, es sind alles gute Spieler und um der Beste zu sein, muss ich die Besten schlagen, mit diesem Mindset gehe ich an jedes Spiel ran.

Wer wäre aus neutraler Sicht dein Favorit auf den Weltmeistertitel?

Die ganze Welt denkt, dass es Luke Humphries wird und es ist unmöglich zu sagen, dass er nach seinen Leistungen in den letzten Monaten nicht der Top-Favorit ist. Durch den Sieg bei den Players Championship Finals bestätigt sich diese Favoritenrolle nur noch mehr, aber ganz ehrlich - ich würde gerne Rob Cross als Sieger sehen.

Robert Marijanovic, einer unserer größten Experten in Deutschland sagte in einem Interview mit uns, dass diese WM viele Überraschungen bieten wird - wie stehst du dazu?

Da gehe ich auf jeden Fall mit, wir werden eine komplett andere WM sehen als in den vergangenen Jahren. Es gibt so viele Spieler, die aktuell in guter Form sind: Luke Humphries, Josh Rock oder auch Rob Cross. Und wenn nur einer von ihnen einen guten Start erwischt, dieses Momentum halten kann und damit durch das Turnier geht, wird's schwer, ihn aufzuhalten. Auch Dave Chisnall mit seiner aktuellen Leistung ist eine ernstzunehmende Gefahr, Steven Bunting ist ebenfalls nicht zu unterschätzen, also da liegt Robert richtig. Es wird Überraschungen geben und es wird einen anderen Weltmeister als die letzten Jahre geben.

Vielen Dank für das Interview, wir freuen uns auf deine Performance bei der WM!

Dankeschön, ich bin sehr gespannt, am 11. Dezember geht's für mich rüber nach London und dann werden es aufregende Tage!

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Interview geführt von Henri Briese
Interview geführt von Henri BrieseFlashscore