Darts-WM Vorschau Tag 11: MvG in Bestform - Kann Schindler den "Bullyboy" gefährden?

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Darts-WM Vorschau Tag 11: MvG in Bestform - Kann Schindler den "Bullyboy" gefährden?
Darts-WM Vorschau Tag 11: MvG in Bestform - Kann Schindler den "Bullyboy" gefährden?
Darts-WM Vorschau Tag 11: MvG in Bestform - Kann Schindler den "Bullyboy" gefährden?
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An Tag zwei nach der Weihnachtspause gehen die Drittrundenmatches bei der Darts-WM im Alexandra Palace weiter. Am Nachmittag treffen mit Gary Anderson und Chris Dobey zwei Spieler mit großen Ambitionen aufeinander, wobei es vor allem für Anderson um viel Geld geht. Im Anschluss an die Partie von "Mighty Mike" gegen Mensur Suljovic versucht Martin Schindler, gegen den scheinbar übermächtigen Vorjahresfinalisten Michael Smith für eine Überraschung zu sorgen.

 

Nachmittags-Session

Ryan Searle v. José de Sousa

Mit dem Tschechen Adam Gawlas hatte Ryan Searle in seinem Auftaktspiel bei dieser Weltmeisterschaft einen durchaus unangenehmen Gegner zugelost bekommen, denn der Youngster kam mit viel Energie nach London. Trotz 3:1 180er-Aufnahmen gegen ihn gewann der Engländer am Ende aber souverän mit 3:1 nach Sätzen und steht somit in der dritten Runde. Der 35-Jährige hat vor allem in der ersten Hälfte des Jahres überzeugt, nach eigener Aussage brachte ihn dann ein Urlaub aus dem Tritt, in dem er "keinen Dart in die Hand genommen" habe. Rechtzeitig zur Weltmeisterschaft scheint er seine Form wiedergefunden zu haben, auch wenn er seinen Average von unter 90 aus dem Zweitrundenspiel noch steigern muss, um im weiteren Turnierverlauf zu seinen Chancen zu kommen.

Die erste Möglichkeit dazu erhält Searle im Spiel gegen den Portugiesen José de Sousa. Der 48-jährige Routinier ist seit vielen Jahren auf der Tour dabei und steht momentan auf Platz 17 der PDC-Order of Merit. Anders als Searle hatte er es in der ersten Runde mit einem Gegner auf Augenhöhe zu tun, konnte sich aber ebenso gegen den Australier Simon Whitlock durchsetzen. Das Spiel war auf durchschnittlichem Niveau (beide Spieler legten einen Average von knapp 87 auf) spannend, De Sousa hatte durch die bessere Checkout-Quote (36%) am Ende die Nase mit 3:2 Sätzen vorn. Auch beim Sieger des Grand Slam of Darts aus dem Jahr 2020 gibt es also noch deutlichen Verbesserungsbedarf, wenn er zum ersten Mal in seiner Karriere das Achtelfinale im Alexandra Palace erreichen will.

Danny Noppert v. Alan Soutar

Einer der Aufsteiger des Darts-Jahres 2022 kommt aus den Niederlanden und heißt Danny Noppert. Durch den Major-Sieg bei den UK Open in diesem Jahr konnte sich der 31-Jährige endgültig in der Weltspitze festsetzen, momentan wird er auf Rang acht der Order of Merit geführt. Trotzdem hat den Mann aus Friesland noch nicht jeder auf dem Schirm, was sich für ihn als Vorteil erweisen könnte. In seinem Auftaktspiel hatte er mit dem Kanader David Cameron nur wenig Probleme: Mit einem Average von 95 Punkten pro Aufnahme spielte er eine Partie auf gutem WM-Niveau - zu der fairerweise aber auch sein Gegner beitrug, der mit 90 Punkten im Schnitt deutlich über seinem gewohnten Wert spielte. Mit dem Erfolg gegen Cameron hat sich Noppert am Abend vor Weihnachten ein schönes Geschenk gemacht. Die selbe Ausgangslage steht aber schon direkt wieder an, denn am Silvestertag wird er 32 Jahre alt. Da wäre es doch nur logisch, sich mit einem Achtelfinaleinzug selbst für ein gutes Jahr zu belohnen.

Danny Noppert will im Duell der Außenseiter auch Alan Soutar schlagen.
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Der Schotte Alan Soutar hat allerdings etwas dagegen. Ganze elf Tage Pause musste der 44-Jährige überstehen, nachdem er am dritten Turniertag am 17. Dezember den höher eingeschätzten Daryl Gurney geschlagen hatte. Soutar präsentierte sich im Match gegen den Engländer nervenstark und traf fast 50 Prozent seiner Würfe auf die Doppelfelder. Als Nummer 45 in der Order of Merit ist es Soutar nicht gewohnt, tagtäglich auf hohem Niveau zu spielen. Daher gibt es noch ein kleines Fragezeichen, ob der Mann aus Arbroath an der schottischen Ostküste diese Leistung auch in das Spiel mit dem formstarken Danny Noppert transportieren kann. Gelingt ihm das, sind ihm durchaus Außenseiterchancen auf den Einzug ins Achtelfinale einzuräumen.

Gary Anderson v. Chris Dobey

Die Form von Gary Anderson ist weiterhin ein kleines Rätsel. Der Weltmeister von 2015 und 2016 musste in den letzten beiden Jahren einen klaren Karriereknick hinnehmen, doch im Alexandra Palace liefert er traditionell immer ab. So auch in der diesjährigen zweiten Runde, in der er den Letten Madars Razma dank eines guten 96er-Averages sicher mit 3:1 schlug. Der 51-Jährige, der seit 11 Jahren auf der Tour dabei ist, liegt momentan auf Rang zehn der Order of Merit und ist einer der Spieler, der bei einem frühen WM-Ausscheiden ein Abrutschen in der Weltrangliste und damit hohe Einbußen bei den Preisgeldern hinnehmen müsste. Im letzten Jahr ging es für Anderson ins Halbfinale, wo er an seinem Landsmann Peter Wright scheiterte. Mit dem selben Selbstverständnis will Anderson, den Nachfragen über seine Form auf der Pressekonferenz nach dem Razma-Spiel nicht interessierten, auch in diesem Jahr ins Achtelfinale einziehen.

Um das zu schaffen, muss er allerdings die Hürde Chris Dobey überspringen. Und das ist keine kleine Hürde. In einem als ausgeglichen erwarteten Spiel konnte der Engländer aus Northumberland in der zweiten Runde den Niederländer Martijn Kleermaker überraschend deutlich mit 3:0 besiegen. Am Abend vor Weihnachten spielte Dobey zwar keinen starken Average (ca. 87 Punkte pro Aufnahme), war mit einer Checkout-Quote von fast 50 Prozent aber in den entscheidenden Momenten voll da. Nach einem ordentlichen Jahr 2022 will der 32-Jährige zum vierten Mal ins Achtelfinale einer Weltmeisterschaft vorstoßen, dort wartet der Sieger aus dem Spiel Rob Cross gegen Mervyn King.

 

Abend-Session

Joe Cullen v. Damon Heta

Joe Cullen war vor der Weihnachtspause der letzte Spieler, der ins Turnier eingestiegen ist. Sein Auftaktmatch gegen Ricky Evans hat der "Rockstar" gewonnen und dabei durchaus überzeugt. Sieben perfekte Aufnahmen und ein Average von 93 Punkten sind sehr solide Zahlen, um in ein WM-Turnier einzusteigen. Positiv könnte ihn beeinflusst haben, dass auch sein Gegner Evans ähnliche Zahlen aufgelegt hat, was zu einem insgesamt sehr unterhaltsamen Spiel führte. Der Premier League-Finalist und Sieges des Majors hat 2022 ein starkes Jahr gespielt und bisher sieht es so aus, als könnte er seine gute Form auch ans Oche des Alexandra Palace mitnehmen. Die Nummer 16 der Order of Merit will mit einem Sieg in der dritten Runde und dem Einzug ins Achtelfinale seine WM-Bestleistung aus dem Jahr 2021 egalisieren, wo er in einem spektakulären mit 3:4 Michael van Gerwen unterlag.

Ins Achtelfinale will auch Damon Heta, und aussichtslos ist das Unterfangen mit Sicherheit nicht. Ähnlich wie Cullen hat sich auch der Australier in diesem Jahr in der Weltrangliste nach oben gearbeitet. Ein Sieg beim Players Championship und einige weite Runs bei Major-Turnieren beweisen, dass Heta an der Weltspitze kratzt. Das bekam in der zweiten Runde auch Ex-Weltmeister Adrian Lewis zu spüren, der nach einem klaren 0:3 gegen Heta die Heimreise antreten musste. Mit einem Average von über 96 Punkten pro Aufnahme ließ der 35-Jährige aus Perth seinem Gegner nicht den Hauch einer Chance. Nun steht der Nummer 19 der Order of Merit mit Joe Cullen aber ein anderes Kaliber ins Haus. Favorisiert ist Damon Heta an diesem Mittwochabend sicher nicht, doch wir erwarten ein Spiel auf Augenhöhe mit Potenzial zu einem Spektakel.

Michael van Gerwen v. Mensur Suljovic

Ist Michael van Gerwen nach zwei für seine Ansprüche schwächeren Jahren wieder auf Weltmeister-Kurs? Der 33-Jährige, der die Weltmeisterschaft 2019 zum dritten Mal gewinnen konnte, macht den Anschein, wieder ganz der Alte zu sein. Über das Jahr hinweg gewann er das World Matchplay, die Premier League und zuletzt im November auch die Players Championship Finals. Im Zweitrundenspiel mit dem jungen Lewy Williams hatte "Mighty Mike" keine Probleme - im Gegenteil, das Spiel schien bereits zu Beginn des zweiten Satzes entschieden, da der Niederländer seinen Konkurrenten auf der Bühne förmlich aufgrefressen hatte. Genau diese Einstellung und Willensstärke ist es, die "MvG" am Oche auszeichnet. Sein Wurfrhythmus und seine Körpersprache lassen sehr gut erkennen, ob sich der Mann aus Vlijmen im Süden der Niederlande in Bestform befindet. Schlechte Nachricht für die Konkurrenz: In Runde zwei sah es bereits ganz danach aus.

Kann der routinierte Österreicher Mensur Suljovic
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Einen ganz anderen Rhythmus fährt der Österreicher Mensur Suljovic. Der gebürtige Jugoslawe besticht auf der Bühne durch einen ruhigen, klar durchchoreographierten Bewegungsablauf wie das Antippen des Pfeils mit den Fingern bis kurz vor dem Wurf. Gerade die Weltmeisterschaft zählt nicht zu den Lieblingsturnieren des 50-Jährigen, bisher war immer spätestens im Achtelfinale Schluss. In diesem Jahr lief es insgesamt holprig für "The Gentle", der sich immerhin in der zweiten Runde überraschend klar mit 3:0 gegen den Belgier Mike de Decker durchsetzen konnte. Die direkte Bilanz vor dem Aufeinandertreffen gegen Van Gerwen schreckt allerdings ab: Von 23 Spielen gegen seinen niederländischen Gegner konnte Suljovic bislang nur vier gewinnen, das letzte im September 2019 zum Titel beim Austrian Darts Championship. Es wäre eine große Überraschung, wenn Sieg Nummer fünf ausgerechnet im Alexandra Palace dazukommen würde.

Michael Smith v. Martin Schindler

Zum Abschluss des elften Turniertages tritt der Vorjahresfinalist Michael Smith ans Oche. Als einer der Mitfavoriten auch in diesem Jahr hat die Nummer vier der Order of Merit eine lange Pause hinter sich, seit er am 16.12. sein Zweitrundenmatch gegen Nathan Rafferty gewann. Smith selbst sagte, dass sich die Vorbereitung das Drittrundenspiel am Mittwochabed nun wie der Einstieg in ein neues Turnier anfühle. Smith, der in diesem Jahr mit dem Sieg beim Grand Slam of Darts endlich die schwarze Serie von zuvor neun verlorenen Major-Finals beendete und den lang ersehnten ersten Titel holte, spielt im Kalenderjahr 2022 ein Average von knapp unter 100 Punkten - Weltklasse. An dieses Niveau muss er selbstverständlich auch herankommen, wenn es nach dem ersten Major-Erfolg und der Finalniederlage gegen Peter Wright im Vorjahr nun auch im "Ally Pally" den ersten Titel geben soll.

Martin Schindler bei seinem Zweitrundenerfolg gegen Martin Lukeman.
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Der Weg dorthin ist allerdings noch recht weit, als erstes wartet der Deutsche Martin Schindler auf den "Bullyboy". Dieser konnte in seinem Auftaktmatch gegen den Engländer durchaus überzeugen: Der 3:1 Sieg nach Sätzen war überraschend souverän, absolutes Highlight war der "Big Fish", also das 170er-Checkout zum Gewinn des dritten Satzes. Wenn Schindler am Mittwochabend auf Michael Smith trifft, wird das Publikum höchstwahrscheinlich auf der Seite des Lokalmatadoren sein, doch das ist für Schindler nichts Neues. Auch im Spiel gegen Lukeman ertönten bei seinem Einlauf ein paar Pfiffe, was den gebürtigen Strausberger durchaus überraschte. Trotzdem schaffte er es, sein Spiel durchzubringen und den Gegner am Ende zu schlagen. Nervenstärke wird für "The Wall" auch gegen den "Bullyboy" gefordert sein, will er das Spiel lange offenhalten. Realistisch gesehen wäre ein Sieg Schindlers aber nichts anderes als eine Darts-Sensation.