"Das ist ja immer die interessante Frage", führte der Bundestrainer intensiv aus: "Wie besetzt du die erste Elf? Wie viele Spieler hast du da drin, die es lieben, offensiv zu denken? Und wie viele Spieler besetzt du mit eher defensiv denkenden Köpfen?"
Da passe die Verteilung "nicht 100 Prozent zu dem Status, den wir gerade haben", analysierte er. "Da werden wir Anpassungen vornehmen, was die Struktur der ersten Elf angeht." Dazu gehöre auch, Dinge taktisch zu vereinfachen, "noch mehr runterzubrechen".
Havertz nicht mehr hinten links - Kimmich rechts?
Die jüngsten Niederlagen gegen die Türkei (2:3) und in Österreich (2:0) haben erhebliche Zweifel an einer schnellen Wende unter dem neuen Bundestrainer aufgeworfen. Nach dem Spiel in Wien hatte Nagelsmann eingeräumt: "Wir werden wohl keine Verteidigungsmonster mehr." Nun versicherte er: "Wir haben unsere Lehren aus diesen Spielen gezogen." Eine sei, dass das Experiment mit Kai Havertz auf der linken Abwehrseite "vorbei" sei.
"Josh ist ein Kandidat für hinten rechts", sagte Nagelsmann am Samstagabend im ZDF-Sportstudio, darüber habe er mit dem Bayern-Profi auch bereits gesprochen. Kimmich sei bereit, dort zu spielen, wo er am besten helfe. "Er ist ein Spieler, der sich immer in den Dienst der Mannschaft stellt. Er kann auch Einfluss haben, wenn er nicht auf der Sechs spielt, sondern rechts hinten", sagte Nagelsmann, der Kimmich zuletzt noch klar zu den defensiven Mittelfeldspielern gezählt hatte.
Seinen Kapitän Ilkay Gündogan (FC Barcelona) sieht Nagelsmann künftig eine Position weiter vorne, abgesichert von zwei eher defensiven Sechsern.

Neuer-Rückkehr ins DFB-Tor im März
Der langjährige Kapitän Manuel Neuer wird im März höchstwahrscheinlich wieder seinen angestammten Platz im Tor einnehmen. "Manuel macht das außergewöhnlich gut, sein Comeback war ein sehr emotionaler Moment. Ich finde seine Leistungen herausragend gut", sagte Nagelsmann weiter.
Beide seien "außergewöhnlich gute Torhüter", Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona/Rücken-OP) aber sei "leider derzeit verletzt", kommentierte Nagelsmann. Auf die Frage nach Neuers Rückkehr ins DFB-Tor antwortete er wörtlich: "Wenn alles so weitergeht, wie es aktuell den Anschein hat Richtung März, dann läuft es darauf hinaus."
Die deutsche Nationalmannschaft trifft in diesem Länderspielfenster am 23. März in Lyon auf Frankreich und empfängt drei Tage später in Frankfurt/Main die Niederlande.

Vorfreude statt Sorgen auf EM im Sommer
Trotz zuletzt schwacher Ergebnisse warf der Bundestrainer einen optimistischen Blick auf die Heim-EM im Sommer. "Es soll viel Vorfreude bringen. Wenn wir in München im Eröffnungsspiel stehen, sollten wir zuerst mal Freude spüren, und das Privileg, dass es etwas Besonderes ist, im eigenen Land eine EM spielen zu können", so Nagelsmann.
Der Schwere der Aufgabe sei er sich bereits vor seinem Amtsantritt bewusst gewesen. "Ich wusste, dass es schwierig ist, eine sehr große, aber auch reizvolle Aufgabe, die wir alle gemeinsam meistern können. Eine Heim-EM - das werde ich nicht mehr erleben, viele andere Trainer auch nicht", sagte Nagelsmann.