Bundesliga Vorschau: Borussia Dortmund will sich gegen Frankfurt rehabilitieren

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Bundesliga Vorschau: Borussia Dortmund will sich gegen Frankfurt rehabilitieren

Mit allem was sie haben: Borussia Dortmund muss sich gegen Frankfurt reinhängen, um die Chance auf die Meisterschaft zu wahren
Mit allem was sie haben: Borussia Dortmund muss sich gegen Frankfurt reinhängen, um die Chance auf die Meisterschaft zu wahrenProfimedia
Borussia Dortmund verpasste am vergangenen Wochenende die Chance, nach Punkten mit dem FC Bayern gleichzuziehen. Während die Münchner in der Allianz-Arena nicht über ein 1:1 hinauskamen, verspielte der BVB in Überzahl eine Zwei-Tore-Führung gegen den VfB Stuttgart. Nun gastiert zum Topspiel Eintracht Frankfurt im Signal-Iduna-Park. Anpfiff ist am Samstag um 18:30 Uhr (live mitverfolgen in der Flashscore Audioreportage).

Es ist das 100. Aufeinandertreffen beider Vereine in der Fußball-Bundesliga und für den BVB ein enorm wichtiges Spiel. Eine Niederlage könnte die Träume von der deutschen Meisterschaft in weiter Ferne rücken lassen. Doch muss man sich vor Eintracht Frankfurt überhaupt fürchten? Die SGE stolpert durch die Rückserie: Seit sieben Ligaspielen hat sie nicht mehr gewonnen. In der Liga wartet man seit über zwei Monaten auf einen Dreier. Gefundenes Fressen für Borussia Dortmund?

Keine Zeit für Tabus mehr

Es war einer der normalerweise seltenen – in letzter Zeit aber etwas häufigeren – Patzer der Bayern gegen ein Team aus der unteren Tabellenhälfte. Und es war ein normalerweise häufiger – in letzter Zeit aber etwas seltener - Patzer der Dortmunder gegen ein Team aus der unteren Tabellenhälfte, der die Bayern trotz offensichtlicher Schwächen als Sieger des 27. Spieltags hervorgehen ließ. 

Der Moment des Schocks: Stuttgarts Silas (Mitte) trifft in der Nachspielzeit zum 3:3 gegen den BVB
Der Moment des Schocks: Stuttgarts Silas (Mitte) trifft in der Nachspielzeit zum 3:3 gegen den BVBAFP

Dortmund verfiel in alte Muster, die man doch im Jahr 2023 abgelegt zu haben schien. In den vergangenen Jahren war der Löwenanteil liegengelassener Zähler auf schwache Duelle mit den Außenseitern zurückzuführen. Auch in der Hinrunde hatten sich zwischenzeitlich neun Punkte Rückstand auf den Rekordmeister angestaut.

Durch eine furiose Aufholjagd überholte man die Bayern sogar, ehe man das direkte Duell ebenso wie die Tabellenführung verdientermaßen aus der Hand gab. Seitdem stockt der zuvor so gute geölte Ruhrpott-Motor. Aus im Pokal, mühevoller Sieg gegen Union und zuletzt das Remis in Stuttgart.

Dortmund kann mehr – das wissen alle. Die schwachen Leistungen ließen die Kritiker mit den Hufen scharen. Dem schlossen sich Emre Can und auch Edin Terzic an. "Wir sind zwei Punkte hinter Bayern und es sind noch sechs Spiele. Jeder hier in der Stadt will Meister werden, aber wir wissen auch, dass wir dafür mehr machen müssen", erklärte Can im Vorfeld des Saisonendspurts.

Auch Edin Terzic sah sich zu einem flammenden Appell genötigt: "Wenn wir Dinge verändern wollen, wenn wir erfolgreicher sein wollen, dann müssen alle bereit sein, nicht nur positiv zu sein, sondern auch die Bereitschaft haben, den Extrameter zu machen. Wenn wir aber davon ausgehen, dass das jemand anderes für uns tut – wenn wir davon ausgehen, dass diese Situation die wir jetzt haben, nächstes Jahr oder in zwei Jahren noch einmal kommt oder vielleicht bei einem anderen Verein, dann sind wir fehl am Platz. Wir müssen unsere jetzige Situation, in die wir uns gespielt haben, dass wir so nahe dran sind wie seit Langem nicht mehr, mit Haut und Haaren verteidigen und alles dafür investieren. Das beginnt am Samstag mit einem Heimsieg hier gegen Frankfurt!"

Der Ton wird rauer und zielgerichteter. Die Ambitionen, deutscher Meister zu werden, werden nicht länger hinter dem Berg gehalten. Zuletzt rief Sebastian Kehl dies dann auch zum ersten Mal in der Öffentlichkeit als Ziel aus. Ein Thema, das bisher nicht nur ausgespart wurde, sondern mit einem Tabu belegt war. 

Zum Match Centre: Dortmund vs. Frankfurt

Störfeuer gefährden die Frankfurter Ziele

Bei Eintracht Frankfurt rumort es ebenfalls hinter und inzwischen auch vor den Kulissen. Neben der sportlichen Krise ist die T-Frage weiterhin heißes Thema. Trainer Oliver Glasner vermeidet es noch, sich klar zum Verein zu bekennen und hat ein Angebot auf Verlängerung seines bis 2024 gültigen Arbeitspapiers bisher ausgeschlagen. Interessenten stehen angebliche schon auf der Matte: so etwa die Tottenham Hotspurs.

Auf der Spieltagskonferenz sah Glasner sich also nun noch einmal genötigt, Stellung zu beziehen. Vorwürfe des Egoismus wies er entschieden zurück: "Ich würde mir wünschen, dass man das mal zu Ende denkt. "Wenn ich egoistisch wäre, würde ich meinen Vertrag verlängern, bekäme mehr Kohle und ließe mir eine Ausstiegsklausel hineinschreiben. Falls ich hinausgeworfen werden würde, bekäme ich auch mehr Kohle. Das ist Egoismus. Aber da mache ich nicht. Mir geht es um viel mehr als diese Banalitäten. (..) Wenn ich mich zu einem Arbeitgeber, zu einem Projekt committe, dann möchte auch genau wissen, wie das aussieht. (...) Wir planen den Kader und die Ausrichtung gemeinsam, weil ich davon ausgehe, nächstes Jahr weiter hier Trainer zu sein. Wir schauen, wie die Zukunft aussieht. Wenn Oliver Glasner sich in diesem Projekt wiederfindet, dann wird es auch eine Vertragsverlängerung geben. Und wenn nicht, dann wird es keine geben. Ich möchte einfach wissen, wo die Reise der Eintracht hingeht und da ist das eine oder andere eben noch nicht so ganz klar. Geht mal aber alle davon aus, dass ich nächstes Jahr hier noch Trainer bin." 

Eine Brandrede also, vor versammelten Journalisten. Sie gewährte tiefe Einblicke. Der Coach möchte international spielen. Mit den ablösefreien Abgängen von Evan N'Dicka und Daichi Kamada wird die Eintracht jedoch zwei Leistungsträger verlieren. Randal Kolo Muani und Jesper Lindström werden von halb Europa gejagt. Die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens einer geht, ist groß. Glasner möchte also die langfristige Perspektive sehen –und erst dann bei der Eintracht verlängern.

Kurzfristig steht die Ergebniskrise auf der Agenda. Frankfurts letzter Sieg in der Liga datiert vom 18. Februar diesen Jahres. Es folgten drei Niederlagen und vier Unentschieden, in der Formtabelle der letzten fünf Spiele liegt man auf Platz 16. Betrachtet man die letzten 10 Spiele, wurden immerhin 10 Punkte geholt, was für Rang 12 reichen würde. Anhaltende Personal- und Verletzungssorgen sorgen für zusätzliche Missstimmung. Viele Störfeuer, wenig Ruhe in Hessen.

Die Erwartungshaltung und das Selbstverständnis sind inzwischen anders als noch vor einem Jahr. Der Triumph in der Europa League und die damit verbundene Qualifikation für die Königsklasse haben Begehrlichkeiten geweckt. Unpassend dazu fiel Frankfurt in ein inzwischen obligatorisches Leistungsloch in der Rückrunde. Die Hessen sind zwar immer noch in einer guten Ausgangsposition im Rennen um die internationalen Ränge, dennoch steigt der Druck.

In der jetzigen Phase kann einiges gewonnen, aber auch alles verspielt werden. "Die Ausgangslage ist eigentlich wunderbar", erklärte Glasner zuletzt. Wenn da nicht dieses "eigentlich" wäre. Denn: Im Idealfall müssen ab sofort Ergebnisse her, sonst wird es kompliziert. Zwar hätte man auch noch die Chance sich über den DFB-Pokal für Europa zu qualifizieren. Doch die Gesetzmäßigkeiten des Wettbewerbs führen dazu, dass eine einzige Niederlage diese Möglichkeit sofort zunichtemachen würde.

"Wir werden bis zum letzten Spieltag alles dafür geben, am Ende unter den ersten Sechs zu stehen. Im DFB-Pokal werden wir alles dafür geben, nach Berlin zu fahren und dort das Finale zu gewinnen. Das sind unsere Herausforderungen" verdeutlichte Glasner nochmals.

Die nächste Herausforderung Borussia Dortmund ist zumindest für ihn kein gutes Pflaster. Aus sieben Duellen mit dem BVB konnte Glasner noch nie etwas Zählbares mitnehmen. Eine weitere Niederlage gegen Dortmund wäre die Einstellung eines Bundesliga-Negativrekords. Was außerdem gegen die SGE spricht: Dortmund ist in diesem Jahr eine Heimmacht, hat erst ein Duell auf dem eigenen Platz verloren. Mit 34 von 39 möglichen Punkten führen sie die Heimtabelle an. Frankfurt hingegen wartet seit acht Auswärtsreisen auf einen Dreier. Im November schlug man Augsburg in der WWK Arena mit 2:1 und fuhr den letzten Sieg in der Fremde ein. 

Zumindest das Hinspiel könnte Mut machen. Die SGE verlor zwar mit 1:2 im eigenen Stadion, und spielte nicht nur über lange Strecken sehr gut mit, sondern dominierte das Geschehen. Gregor Kobel musste seine Dortmunder mehrfach retten. Der Unparteiische Sascha Stegemann verweigerte der Eintracht obendrein einen klaren Foulelfmeter.

Die Aufreger-Szene des Hinspiels: Karim Adeyemi foulte Jesper Lindström im Strafraum, die SGE erhielt aber keinen Strafstoß
Die Aufreger-Szene des Hinspiels: Karim Adeyemi foulte Jesper Lindström im Strafraum, die SGE erhielt aber keinen StrafstoßProfimedia

Teamnews: Innenverteidigung bereitet Terzic und Glasner Sorgen

In der Innenverteidigung haben beide Trainer mit Probleme zu kämpfen. Bei Dortmund agierten dort zuletzt Emre Can und Mats Hummels. Das eigentliche Stammduo Schlotterbeck-Süle hatte mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Beide konnten im Laufe der Woche jedoch am Training teilnehmen und sind eine Option für die Startelf. "Niko und Niklas konnten ihre Trainingsintensitäten steigern, aber da müssen wir noch abwarten, wie sich das heute anfühlt, nachdem sie gestern im Training Teile mitgemacht haben", erklärte Edin Terzic. Dabei versuche man  "das Risiko so klein wie möglich zu halten, dass eine wiederkehrende Verletzung kommt."

Dies würde den Vorteil bringen, dass angesprochener Can wieder ins Mittelfeld rücken darf und dort als Aggressive Leader vorangehen könnte. Cans erzwungene Versetzung in die Verteidigung war mit ein Grund für das schwache Spiel in Stuttgart. 

Bei Frankfurt gestaltet sich die Personalsituation komplizierter. Mit Jesper Lindström, Philip Max und Evan N'Dicka fallen gleich drei Stammspieler verletzt aus. Das Problem: Nicht nur die Stammspieler, nein, auch ihre Vertreter fehlen angeschlagen. Gemeint sind Hrvoje Smolcic und Kristijan Jakic. Ebenso fehlen wird Almamy Touré, der zwar nicht verletzt, aber von der erforderlichen Fitness weit entfernt ist. "Hinten laufen wir auf dem letzten Zacken, aber der letzte Zacken hat es gegen Gladbach in der Defensive hervorragend gemacht" brachte es Oliver Glasner treffend auf den Punkt. 

So könnten sie spielen: 

Borussia Dortmund (4-1-4-1): Kobel – Wolf, Süle, Hummels, Guerreiro – Can – Malen, Brandt, Bellingham, Adeyemi – Haller

Eintracht Frankfurt (3-4-2-1): Trapp – Tuta, Hasebe, Lenz – Buta, Rode, Sow, Knauff – Kamada, Götze - Kolo Muani

Flashscore-Prognose: Dortmund bleibt an Bayern dran

Die Dortmunder finden in die Spur und werden sich gegen giftige Frankfurter anfangs etwa schwer, gewinnen aber am Ende mit den eigenen Fans im Rücken mit 3:2. Frankfurt muss sich umorientieren und in der nächsten Woche Augsburg unbedingt schlagen, wenn die Endstation Europa heißen soll.