Die besten Newcomer der Bundesliga-Hinrunde – Undav, Simons und Co.

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Die vier besten Newcomer der Bundesliga-Hinrunde – Undav, Simons und Co.
Deniz Undav (l.) und Victor Boniface (r.) sind zwei der besten Newcomer der Bundesliga-Hinrunde 2023.
Deniz Undav (l.) und Victor Boniface (r.) sind zwei der besten Newcomer der Bundesliga-Hinrunde 2023.Profimedia
Neben den arrivierten Leistungsträgern wie Harry Kane, Granit Xhaka oder Julian Brandt konnten sich auch ein paar neue Gesichter abseits des großen Rampenlichts in den Fokus spielen. Flashscore wirft für euch einen Blick auf die Senkrechtstarter der Bundesliga-Hinrunde und beleuchtet, auf welchen ungewöhnlichen Pfaden sie den Weg in die Eliteklasse gefunden haben.

Deniz Undav: Mit unermüdlichem Einsatz zum Durchbruch

Deniz Undav kam vor dieser Saison auf Leihbasis aus der Premier League von Brighton & Hove Albion zum VfB Stuttgart und konnte sich trotz großer Konkurrenz am Neckar durchsetzen. Mit viel Einsatz, Kampfgeist und einer beeindruckenden Bilanz in der Hinrunde. In nur 13 Spielen schoss er 9 Tore und legte 3 Mal auf. Dabei hatte der 27-Jährigen aus Achim nahe der Hansestadt Bremen in der Jugend mit viel Gegenwind zu kämpfen. 

Das Werder-Urteil: "Zu klein und zu dick"

Sein Ausbildungsverein Werder Bremen nahm ihm vorübergehend den Glauben an eine Profikarriere. "Als kleiner Junge hat ja jeder den Traum gehabt, Fußballer zu werden. Und gefühlt war mein Traum dann geplatzt, als es bei Werder nicht mehr weiterging", blickt der Torjäger zurück. Vor allem die Begründung hatte dem jungen Undav zugesetzt: Ihm sei damals von den Bremer Verantwortlichen gesagt worden. Er sei zu klein und zu dick. "Das war sehr, sehr hart."

Über den SV Meppen auf die große Bühne

In der Dritten Liga beim SV Meppen war der leicht gedrungen wirkende Undav, der seine Tore meist mit angespannten Oberarmen bejubelte, der herausragende Spieler. Er ballerte die Emsländer in 73 Spielen mit 24 Toren und 15 Assists sogar fast in die Zweite Liga. Auch nach seinem Wechsel in die belgische Liga zu Union Saint-Gilloise bestätigte er nicht nur seine Leistung, sondern setzte nochmal einen drauf, sodass Brighton & Hove Albion auf ihn aufmerksam wurde und verpflichtete. Trainer Roberto De Zerbi glaubte zwar an seine Fähigkeiten, aber wollte ihm durch eine Leihe Spielpraxis ermöglichen, wie Undav im aktuellen Sportstudio verriet. 

VfB-Coach Hoeneß stellte wegen Undav auf Doppelspitze um

Inzwischen ist der Leihspieler von Brighton & Hove Albion aus der Startelf der Stuttgarter nicht mehr wegzudenken. Selbst als vor dem Spiel gegen Werder Bremen 16-Tore-Mann Serhou Guirassy zurückkehrte, rotierte Undav nicht zurück auf die Bank. Stattdessen stellte VfB-Coach Sebastian Hoeneß erstmals auf eine Doppelspitze um. Seitdem bilden die beiden das wohl gefährlichste Sturmduo der Liga. Für Undav könnte der Bundesliga-Durchbruch im Hinblick auf den kommenden Sommer genau zur richtigen Zeit kommen.

Xavi Simons: Supertalent auf zweitem Bildungsweg

Am Talent von Xavi Simons bestand nie ein ernsthafter Zweifel. Bereits in seiner Kindheit spielte der Sohn eines Profi-Fußballers gegen Gegner, die zehn Jahre älter waren als er. Nach seinem Wechsel in Barcelonas berühmte Nachwuchsakademie La Masia folgten für den extrovertierten Simons schnell Anfragen abseits des Platzes: In Nike-Werbespots war er neben Superstars wie Ronaldinho und Neymar zu sehen. Doch sollte diese Aufmerksamkeit für einen Teenager nicht etwas zu früh kommen?

Mehr Social Media- als Fußballstar

Die einzigen Zahlen, die zu dieser Zeit wirklich beeindrucken konnten, waren die seiner Social Media-Reichweite. Der Niederländer hatte mit 19 Jahren 4,2 Millionen Instagram-Follower angehäuft, gleichzeitig aber in elf Einsätzen im Profiteam von Paris Saint-Germain nur 331 Minuten Profifußball gespielt und noch nicht ein einziges Tor geschossen. In einer Zeit, in der manche Youngster bereits mit 16 oder 17 Jahren den Durchbruch in erste Mannschaften schaffen, kamen erste Zweifel an der Weltkarriere des Regisseurs auf.

Luftveränderung bringt den Erfolg

Doch die Antwort lieferte der in Amsterdam geborene Simons seit seinem Weggang aus der französischen Hauptstadt. Zunächst wechselte er zur PSV Eindhoven und zerschoss dort in einem Jahr die Eredivisie, bevor PSG ihn mittels einer Rückkaufoption wiederholte. In der aktuellen Spielzeit überzeugt Simons in der Bundesliga bei RB Leipzig mit vier Toren und sieben Vorlagen in bisher 16 Bundesliga-Spielen.

Der Mittelfeldspieler glänzt mit makelloser Technik und einem tollen Antritt, kann er das Tempo des Spiels innerhalb eines Augenblicks zu seinen Gunsten verändern. Inzwischen ist der 20-Jährige elffacher niederländischer A-Nationalspieler, und die Zukunft scheint ihm offenzustehen. Auch wenn die nächsten Jahre des Supertalents vermutlich nicht in Leipzig liegen werden, wird von seiner Entwicklung auch über Deutschland hinaus noch zu hören sein.

Victor Boniface: Mit Willen und Physis zum Erfolg

Sieht man Victor Boniface in diesen Wochen bei Bayer Leverkusen spielen, so könnte sich schnell der Eindruck aufdrängen, der Erfolg des Nigerianers sei gottgegeben. Gute Technik, gepaart mit einem starken Abschluss gesellen sich zu der unwiderstehlichen Physis, mit der er sich wie eine Dampfwalze durch gegnerische Abwehrreihen schiebt. Doch die größte Qualität des Angreifers ist es, in seiner Karriere auch unter schwierigsten Bedingungen nie aufgegeben zu haben.

Schwere Rückschläge nach Europa-Wechsel

Als Produkt der Real-Sapphire-Fußballakademie in der nigerianischen Hauptstadt Lagos machte er seine ersten Schritte in Europa mit gerade einmal 18 Jahren und schloss sich dem norwegischen Verein Bodo/Glimt an. Zu diesem Zeitpunkt war er zwar bereits Juniorennationalspieler seines Landes, doch in Fußball-Europa kannte ihn noch niemand. Nur zwei Wochen nach seiner Ankunft in Nordnorwegen riss er sich im Training das Kreuzband.

Boniface war jung, kannte niemanden und musste sechs Monate lang aussetzen. Doch er gewann diesen Kampf und konnte sich zu einer festen Größe im Team des Europapokalteilnehmers entwickeln. Ein Wechsel zu Club Brügge stand kurz vor dem Vollzug, als das Unglück zum zweiten Mal dazwischen kam: Im November 2021 riss sich Boniface erneut das Kreuzband. Diesmal war es noch ernster. Er würde über 12 Monate lang nicht mehr spielen können.

Über Belgien in die Bundesliga

Noch bevor Boniface 20 Jahre alt geworden war, hatte er also bereits alles Schlechte einer Fußballerkarriere erlebt. Während er sich von dieser zweiten Verletzung erholte, starb auch seine Mutter, und der doppelte Schicksalsschlag – beruflich und privat – brachte ihn an den Rand des Abgrunds, an den Rand der völligen Abkehr vom Fußball und in die Depression. Doch erneut erholte Boniface sich und landete mit dem Wechsel zu Royale Union Saint-Gilloise nach Belgien einen Volltreffer.

In Belgien spielte sich Boniface auf den Zettel der europäischen Top-Vereine.
In Belgien spielte sich Boniface auf den Zettel der europäischen Top-Vereine.AFP

In der Liga wurde der Nigerianer zu einem der besten Spieler des Teams, in Europa überzeugte er gegen Union Berlin und auch gegen Bayer Leverkusen, als er im Viertelfinale der Europa League 2023 in der BayArena bleibenden Eindruck hinterließ. Spätestens jetzt war Simon Rolfes & Co. klar, dass sie alles daran setzen mussten, diesen Spieler zu holen. Die Werkself setzte sich in den Gesprächen durch, die Folge sind 24 Scorer in bislang 23 Einsätzen.

Jan-Niklas Beste: Über den ruhenden Ball in den Fußball-Olymp

Mit 13 Scorerpunkten befindet sich Jan-Niklas Beste auf Platz sechs der erfolgreichsten Spieler der aktuellen Bundesliga-Saison. Einmal in Gesellschaft von Spielern wie Harry Kane, Leroy Sane oder Lois Openda zu stehen, davon hätte Beste lange Zeit nur träumen können. Nach seiner sehr erfolgreichen Jugendzeit in den Nachwuchsmannschaften von Borussia Dortmund schien dem Mann aus Hamm in Westfalen das Glück nicht wohlgesonnen zu sein.

Der holprige Weg nach Heidenheim

Im Gegenteil: Drei langfristige Bänderverletzungen plus zwei zähe Muskelverletzungen in fünf Jahren, so die ernüchternde Bilanz des zwischenzeitlich in die Niederlande ausgeliehenen Mittelfeldspielers bis zum Jahr 2020. Spätestens mit dem Wechsel zu Jahn Regensburg sollte sich die harte Arbeit aber auszahlen: In zwei Jahren in Bayern sammelte Beste 14 Torbeteiligungen, was ihn auf den Radar des ambitionierten Zweitligisten Heidenheim brachte.

Unter seinem neuen Trainer Frank Schmidt entwickelte sich Beste dann schnell zum Schlüsselspieler. Sein unberechenbarer linker Fuß hat den Männern von der Ostalb schon so manchen unerwarteten Punktgewinn beschert, außerdem musste er sogar für einen Eintrag in die Geschichtsbücher herhalten: Am 26. August erzielte Beste gegen die TSG Hoffenheim das erste Bundesliga-Tor der Heidenheimer Geschichte, später lieferte er mit drei Standard-Vorlagen in einem Spiel sogar einen weiteren Bundesliga-Rekord.

Bestes Weg muss nicht zu Ende sein

Beste ist auch privat in Heidenheim angekommen, ist Ende 2023 zum ersten Mal Vater geworden. Und trotzdem machen die Mechanismen des Profifußballs auch vor dem bald 25-Jährigen nicht halt: Seine starken Leistungen stoßen international auf Interesse, zuletzt soll der italienische Traditionsverein AC Florenz bei den Heidenheimern angeklopft haben. So wie nicht viele mit dem Aufstieg von Beste zum führenden Bundesliga-Spieler gerechnet haben, scheint auch die Eroberung der weiten Fußball-Welt für ihn nicht ausgeschlossen.