Mehr

VfB Stuttgart: Ein Klub auf der Suche nach seinem verlorenen Selbstbewusstsein

Enttäuschte VfB-Profis um Maximilian Mittelstädt (r.) nach der Niederlage in Freiburg.
Enttäuschte VfB-Profis um Maximilian Mittelstädt (r.) nach der Niederlage in Freiburg.TOM WELLER / dpa Picture-Alliance via AFP
Der Fehlstart ist offiziell: Nach drei Bundesliga-Spielen steht der VfB Stuttgart bei nur drei Punkten. Vor allem die Art und Weise der jüngsten Niederlage in Freiburg (1:3) gibt Anlass zur Sorge. Die Schwaben führten bis zur 81. Minute, brachen dann aber komplett auseinander. Aus einem möglichen Arbeitssieg wurde ein ernüchterndes Spiegelbild der aktuellen Schwächen.

Dabei begann die Partie vielversprechend. Ermedin Demirović brachte den VfB mit einem sehenswerten Hackentreffer früh in Führung. Doch anstatt die Kontrolle auszubauen, zog sich die Mannschaft zurück, wirkte passiv und ideenlos. Drei späte Gegentore besiegelten die Pleite.

Und die steht symptomatisch für einen Trend, der sich schon seit Rückrundenbeginn der vergangenen Saison abzeichnet: Stuttgart verteidigt knappe Führungen, anstatt mutig auf das zweite Tor zu gehen.

Auch Hoeneß in Stuttgart in der Kritik

Trainer Sebastian Hoeneß und Kapitän Atakan Karazor sprachen nach der Partie ungewöhnlich offen von fehlender Entlastung, mangelnder Konsequenz und einem Einbruch der „Basics“. Auch die Statistik war eindeutig: Freiburg kam auf 14 Abschlüsse, Stuttgart nur auf sieben, dazu legte der VfB sieben Kilometer weniger zurück.

Statistiken zu Freiburg vs. Stuttgart
Statistiken zu Freiburg vs. StuttgartFlashscore

In Fankreisen ist der Ton rauer geworden. Zu viel Sicherheitsdenken, zu wenig Spielfreude, fragwürdige Wechselentscheidungen (etwa die Herausnahme von Maximilian Mittelstädt vor den entscheidenden Minuten) prägen die Diskussionen.

Auch TV-Experte Dietmar Hamann übte bei „Sky“ deutliche Kritik: Spieler wie Karazor, Angelo Stiller oder Jamie Leweling blieben weit hinter ihren Möglichkeiten, die Mannschaft wirke, als ob sie „einen Schritt weniger“ mache als der Gegner.

Offensiv-Abgänge wiegen schwer

Das Problem liegt vor allem im Zentrum. Karazor und Stiller, zuletzt gesetzt, laufen ihrer Form hinterher. Hoffnung macht dagegen Sommer-Neuzugang Chema Andrés: Der 20-Jährige überzeugte in Kurzeinsätzen mit Passsicherheit, Dynamik und Präsenz: Eigenschaften, die dem VfB-Mittelfeld aktuell fehlen. Sollte Hoeneß den Mut haben, den Spanier auf Kosten seines Kapitäns von Beginn an zu bringen, könnte ein Impuls gesetzt werden.

Auch im Angriff drückt der Schuh. Nach dem Abgang von Nick Woltemade und der Verletzung von Deniz Undav lastet die Last fast ausschließlich auf Demirović.

Tiago Tomás und Jamie Leweling sind noch nicht so weit, die alleinige Verantwortung zu übernehmen, und so rutscht mit Mohamed Sankoh ein fast schon vergessenes Talent aus der U21 wieder ins Blickfeld des Bundesliga-Teams. Fest steht: Spätestens mit Beginn der Europa-League-Belastung braucht der VfB zusätzliche Lösungen.

Wegweisendes Heimspiel gegen St. Pauli

Die Tabellensituation ist nach drei Spieltagen noch nicht dramatisch, aber der Trend ist besorgniserregend. Eine Mannschaft, die in der Hoeneß-Ära eigentlich für mutigen Offensivfußball steht, wirkt gehemmt und ängstlich. Verteidigen allein reicht nicht, wenn es an Kreativität und Selbstvertrauen fehlt.

Das Heimspiel gegen den FC St. Pauli am Freitagabend (20:30 Uhr/Sky und Flashscore-Audioreportage) wird daher zum Prüfstein. Will der VfB weiter ein Europacup-Anwärter sein, das seinen Stil auch in schwierigen Phasen durchzieht, oder eine Mannschaft, die sich von Gegnern zu oft den Rhythmus aufzwingen lässt?

Zum Match-Center: VfB Stuttgart vs. FC St. Pauli