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Vom Weltmeister zum Skandalspieler: Das zwiespältige Erbe von Jerome Boateng

Jerome Boateng (links) im Trikot des FC Bayern
Jerome Boateng (links) im Trikot des FC BayernČTK / DPA / Sven Hoppe

Am vergangenen Freitag hat Jerome Boateng im Alter von 37 Jahren sein Karriereende bekanntgegeben. Er tat es per Instagram-Video, in dem er seinen Weg voller „Lernen, Gewinnen und Verlieren“ reflektierte und betonte, dass er „bereit“ sei, ein neues Kapitel zu beginnen. Mit dieser nüchternen Botschaft verabschiedete sich einer der erfolgreichsten deutschen Innenverteidiger der letzten Jahrzehnte aus dem Profifußball. Ein Rücktritt, der in seiner Schlichtheit fast unbemerkt blieb.

Geboren 1988 in West-Berlin als Sohn eines ghanaischen Vaters und einer deutschen Mutter, wuchs Boateng in einem Umfeld auf, in dem Fußball weit mehr als ein Hobby war. Gemeinsam mit Halbbruder Kevin-Prince startete er eine steile Karriere.

Bereits 2002 durchlief er die Jugend von Hertha BSC, mit 18 Jahren wurde er Stammspieler. Über den Hamburger SV, wo er seinen Ruf in der Bundesliga festigte, führte ihn der Weg 2010 zu Manchester City. Dort blieb er ohne dauerhaften Platz in der Startelf, holte sich aber Wettkampfhärte und mentale Stärke.

Die Rückkehr nach Deutschland erwies sich als Wendepunkt: Bei Bayern München reifte Boateng unter Jupp Heynckes zum Abwehrchef. 2013 war er eine Schlüsselfigur beim legendären Triple aus Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League. Spätestens seit dem WM-Titel 2014, bei dem er die deutsche Defensive stabilisierte und im Finale gegen Argentinien überragte, gehörte Boateng zur Elite des Weltfußballs.

Goldene Jahre – und Verletzungen

Boateng wurde 2016 zum „Fußballer des Jahres“ gewählt, schaffte es in die UEFA-Teams des Jahres und war über Saisons hinweg ein Fixpunkt in Bayern Münchens Abwehr. Doch Verletzungen minderten seine Bedeutung, und Konflikte mit Trainer Nico Kovac ließen erste Risse im Verhältnis zum Rekordmeister erkennen. Zwar kehrte er noch mehrmals in die Startelf zurück, doch nach der Saison 2020/21 endete seine lange Zeit in München.

Die letzten Jahre führten Boateng nach Lyon, Salernitana und schließlich zu LASK Linz. Dort war er nur noch ein Schatten seiner früheren Klasse. Besonders bitter: Die letzten Schlagzeilen machte er nicht sportlich, sondern durch seine Verurteilung wegen Körperverletzung an seiner Ex-Freundin. Das Münchner Gericht sprach eine Bewährungsstrafe und Geldbuße aus.

Jerome Boatengs zwiespältiges Erbe

Rudi Völler sagt gern, ein WM-Sieger bleibe ein Leben lang Weltmeister. Bei Jerome Boateng aber steht dieser Ruhm im Spannungsfeld mit einem Karriereausklang, der von Skandalen und Konflikten geprägt war. Für viele bleibt er ein Symbol der goldenen Jahre des FC Bayern und der Nationalmannschaft. Gleichzeitig wird die Erinnerung an seine sportlichen Triumphe immer auch mit den Schattenseiten seines Privatlebens verbunden bleiben.