Lars Rickens Lupfer für die Geschichtsbücher ist an einer der Säulen des Dortmunder Stadions verewigt. Dieser goldene Moment ist nun 28 Jahre her, – aber doch unvergessen.
Andreas Möller spielt einen Steilpass in Rickens Lauf. Der trifft im Finale der Champions League 1997 zum 3:1 gegen Juventus Turin. Der Triumph in der Königsklasse war perfekt – und Ricken fortan ein Heiliger in Dortmund.
Fast drei Jahrzehnte später eröffnet der BVB die neuerliche Jagd nach dem Henkelpott – ausgerechnet in Turin. Und Ricken – mittlerweile 49 Jahre alt – ist als Sport-Geschäftsführer mittendrin.
Klar, dass die Helden von damals in diesen Tagen noch mehr als üblich an die Sternstunde im Finale von München denken. "Der Pass auf Lars Ricken war der wichtigste, den ich je gespielt habe", sagte Möller dem kicker: "Das sage ich ihm heute noch, wenn ich ihn sehe."
"Dortmund muss keine Angst haben"
Doch natürlich ist beim Dortmunder Auftakt in der Champions League am Dienstag (21 Uhr/Prime Video) in Turin die heutige Mannschaft gefordert.
Möller erwartet ein Duell "auf Augenhöhe", das der BVB durchaus für sich entscheiden könnte. "Stand heute ist Juventus Turin für mich keine Mannschaft, die alles in Grund und Boden spielt, Borussia Dortmund muss keine Angst haben", sagte Möller: "Klar, Juve ist kein einfacher Gegner, aber der BVB hat gute Chancen."
Match-Center: Juventus vs. Dortmund
BVB möchte "intensiv spielen"
Vor allem, weil die Mannschaft von Trainer Niko Kovac mit reichlich Selbstvertrauen anreist. Das lockere 2:0 beim 1. FC Heidenheim am vergangenen Wochenende war das elfte Bundesligaspiel in Serie ohne Niederlage. Der pragmatische Spielstil von Kovac bietet zwar kein Spektakel, er hat dem BVB aber endlich Sicherheit und Struktur gebracht.
Die Gleichung ist simpel: Hinten soll die Defensive mit Waldemar Anton nichts zulassen, vorne sorgt druckvolles Anlaufen für frühe Ballgewinne – und da ist ja auch noch Torjäger Serhou Guirassy, der "immer trifft", wie jüngst Heidenheims Trainer Frank Schmidt feststellte.
"Wir wollen intensiv spielen. Wir wollen vorne draufgehen. Wenn wir das auf den Platz bringen, ist das die halbe Miete", sagte Anton. Zeigt dies auch bei Juventus Turin Wirkung?
Erster echter Härtetest
Der italienische Rekordmeister hat eine turbulente, aber erfolgreiche Generalprobe hinter sich. Beim wilden 4:3 gegen den Champions-League-Finalisten Inter Mailand offenbarte Turin defensive Schwächen, bewies aber auch Kampfgeist und drehte das Spiel in der Schlussphase.
Zudem haben die bisherigen Bundesligagegner des BVB – St. Pauli, Union Berlin und Heidenheim – bei allem Respekt nicht die Klasse Juves. Der BVB muss dagegenhalten. "Wir brauchen die Energie, dass jeder für den anderen da ist", forderte Kovac.

Auf dem Papier ist das Spiel in Turin direkt eine der schwierigsten Aufgaben in der Ligaphase, auch das Duell bei Pep Guardiolas Manchester City hat es in sich. Ansonsten hatte der BVB bei der "Auslosung" weitgehend Glück und entging den ganz dicken Brocken.
Aber, und das zeigt ein Blick in die jüngere Vergangenheit: Greift bei Borussia Dortmund ein Rädchen nicht ins andere, sind auch gegen vermeintlich "kleine" Gegner Patzer möglich.
