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Neue Leichtigkeit in Lyon? Brands Champions-League-Wiedersehen mit Wolfsburg

Jule Brand will in Lyon zu alter Top-Form zurückfinden.
Jule Brand will in Lyon zu alter Top-Form zurückfinden.PAULINE FIGUET / GETTY IMAGES VIA AFP

Voll und ganz ist Jule Brand noch nicht in Lyon angekommen. Ihr Französisch sei nämlich "noch nicht so gut", sie arbeite zwar daran, nehme Unterricht, "aber er schlägt noch nicht ganz an", verriet die Nationalspielerin jüngst angesichts ihres Kampfes mit der Sprache. Doch auch auf dem Rasen muss sich die 23-Jährige noch durchbeißen, nachdem sie im Sommer ihre Komfortzone verlassen hatte.

Ein neues Land, eine neue Sprache, dazu rein in ein internationales Starensemble - die Blicke werden unweigerlich auf Brand gerichtet sein, wenn sie am Dienstag (21.00 Uhr/Disney+) mit dem Champions-League-Rekordsieger OL Lyonnes auf ihren Ex-Klub trifft. Denn beim VfL Wolfsburg fragen sich nicht wenige: Wie schlägt sich das einstige "Golden Girl", das in drei Jahren bei den Wölfinnen so viele Höhen, aber auch zahlreiche Tiefen erlebt hatte, in der neuen Umgebung?

Zum Match-Center: Olympique Lyon vs. VfL Wolfsburg

Der Wechsel nach Frankreich sei sportlich eine spürbare Herausforderung, schon im Training, gab Brand zu. "Wir machen viele Spielformen, auch auf kleinem Feld, wo ich auch mit dem Kopf immer voll da sein muss, wo ich nicht viel Zeit habe zu überlegen", sagte Brand über ihr neues Leben, für das sie sich ganz bewusst entschieden hat.

Nach ihrem steilen Aufstieg drohte die Karriere schließlich zu stagnieren. Ein Stück weit war Brand die Leichtigkeit verloren gegangen. In der Bundesliga neigte sie noch zu extremen Schwankungen - zwischen Weltklasse-Szenen und Kopflos-Momenten.

So sehr, dass VfL-Direktor Ralf Kellermann sich 2023 gar zu einer bemerkenswerten Kritik genötigt sah. Brand habe keine Konstanz in ihren Leistungen, lautete sein Vorwurf, sie müsse hart an sich arbeiten, um eine Top-Spielerin zu werden. Man helfe ihr "bestmöglich, aber ihr Umfeld können wir nicht beeinflussen".

Brand mit Premierentreffer für Lyon

Es waren Sätze, die Brand trafen und die sie zuletzt in einer ARD-Doku als "sehr schwierig" bezeichnete. "Meine Leistung kann man kritisieren, aber das mit dem Umfeld hat mich sehr getroffen - weil das nicht ganz gestimmt hat", betonte sie.

Ein Erfolg gegen die alten Kolleginnen dürfte Brand daher auch etwas Genugtuung bescheren - und weiteren Schwung in ihrer neuen Wahlheimat verleihen. Dort muss sich Brand nun plötzlich im Kreise etlicher Topspielerinnen behaupten, beim Sieg gegen St. Pölten (3:0) gelang ihr jüngst immerhin ihr Premierentreffer.

Ex-Bundestrainer Horst Hrubesch, der Brand fast ein Jahr im Nationalteam betreute, glaubt ohnehin, dass sie dazugelernt habe. Die Dribblerin sei "reifer geworden", sagte er dem kicker, aber sie müsse "sich durchbeißen, nicht alles klappt sofort". Nicht auf dem Platz. Und nicht beim Sprachunterricht.