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"Schikane" im Europapokal: Klubs und Fans wüten wegen Repressionen

Die mitgereisten Bayern-Fans im Pariser Prinzenpark.
Die mitgereisten Bayern-Fans im Pariser Prinzenpark.ČTK / imago sportfotodienst / BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl

Nur eine Toilette für 750 Bayern-Fans, strikte Kleidungsrichtlinien für Freiburger - und gar ein kompletter Ausschluss von Frankfurtern: Die behördlichen Repressionen gegen deutsche Fußball-Anhänger haben in dieser Europapokalwoche für großen Unmut gesorgt. "Mehr Schikane für Auswärtsfans gibt es nicht", polterte Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen beim Spiel in Paris: Das Vorgehen der Behörden sei "beispiellos" und "ein Schlag ins Gesicht unserer Fans".

Die europäische Fanorganisation Football Supporters Europe (FSE) sah die Maßnahmen gar als "Teil einer zutiefst besorgniserregenden Entwicklung". Mit seinem Groll war Bayern-Boss Dreesen daher keineswegs alleine.

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"Die Organisation dieses Spiels ist eine Farce", sagte FSE-Exekutivdirektor Ronan Evain nach dem 2:1 (2:0) der Bayern: "Indem die französischen Behörden die Gästefans wie Tiere behandeln, beweisen sie nur ihre eklatante Unfähigkeit, ein Fußballspiel unter sicheren und einladenden Bedingungen auszurichten."

Ein Einzelfall – oder doch ein Trend? Die Polizeipräfektur von Paris hatte nur einen Tag vor der Partie verfügt, dass sich alle 15 Fan-Busse des Rekordmeisters an einer Mautstelle außerhalb von Paris versammeln müssen und von dort erst um 17.00 Uhr unter Polizeigeleit zum Stadion Parc des Princes aufbrechen dürfen. Die Münchner zogen unterstützt von PSG und der UEFA vor Gericht, auf die Schnelle half das jedoch nicht.

Stattdessen warteten auf die Anhänger "inakzeptable" Bedingungen. Es habe an der Mautstelle "exakt eine Toilette" für 750 Menschen gegeben, erzählte Dreesen, dazu "weder zu essen noch zu trinken". Weil die Busfahrer durch die Verfügung die angedachten Ruhezeiten nicht einhalten konnten, organisierten die Bayern kurzfristig Ersatzfahrer, damit die Anhänger wie geplant in der Nacht wieder abreisen konnten.

Frankfurt-Fans ausgeschlossen

Gar nicht erst anreisen durften die Frankfurter Fans zum 0:0 in Neapel. Der Verkauf von Eintrittskarten an Einwohner der Mainmetropole war bereits Wochen vor dem Spiel vom Präfekt von Neapel untersagt worden. Für den 3. und 4. November ordnete das Innenministerium gar die vorübergehende Wiedereinführung von Grenzkontrollen an, um die Anreise möglicher deutscher Anhänger zu verhindern.

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SGE-Sportvorstand Markus Krösche sprach von "Wettbewerbsverzerrung", den Antrag der Hessen auf Verlegung der Partie an einen neutralen Ort hatte die UEFA abgelehnt. Und das, obwohl Aleksander Ceferin sich bereits im Jahr 2023 klar positioniert hatte. "Wir müssen sagen, wenn so etwas passiert, wird dort nicht gespielt. Ganz einfach: Wir werden die Regeln ändern", hatte der Verbandschef damals dem ZDF gesagt.

Nach SID-Informationen arbeitet die UEFA im Hintergrund auch intensiv an Lösungen, doch das gestaltet sich alles andere als einfach. Immer wieder greift die Politik in einigen Ländern unter dem Vorwand angeblicher Sicherheitsbedenken ein, seit 2022 kam es laut Sportschau bei 18 Europapokalspielen zu einem Ausschluss der Gästefans.

Dazu sorgen immer wieder weitere Repressionen für Unmut – so wie sie auch die Freiburger Fans für das Spiel in Nizza am Donnerstag (18.45 Uhr/RTL+) treffen. Die Anhänger des Sport-Clubs dürfen sich nicht mit Vereins-Utensilien in der Stadt zeigen, zum Stadion geht es nach einem verpflichtenden Treffen auf einem Parkplatz nur mit von der Polizei begleiteten Shuttles.

Es gab gewiss schon einfachere Wochen für die deutschen Fußball-Fans im Europapokal.

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