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Kleine Inseln, große Träume: Wenn Außenseiter Geschichte schreiben

Livano Comenencia (m.) im Match gegen El Salvador.
Livano Comenencia (m.) im Match gegen El Salvador.Garcia/Eyepix Group / Shutterstock Editorial / Profimedia

Die Kapverden stehen kurz vor ihrer WM-Premiere. Auch andere Fußball-Winzlinge dürfen hoffen.

Die "Wikinger" aus Island haben es vorgemacht. Ihr "Hu" hallte 2018 von Russland aus in die Fußball-Welt, ihr Torwart Hannes Halldorsson - im wahren Leben Filmemacher - ließ sogar Lionel Messi verzweifeln. Und auch wenn das 1:1 gegen Argentinien nicht zum Weiterkommen reichte, hält Island noch immer stolz einen WM-Rekord: Mit 330.000 Einwohnern ist die Insel das kleinste Land, das je an der Endrunde teilgenommen hat - bis jetzt!

Beim Mammutturnier 2026 mit 48 Nationalmannschaften könnte sich das ändern. Mehrere andere Inselstaaten schicken sich an, es den Nordmännern gleichzutun. Die Kapverden sind nur noch einen Sieg von ihrer WM-Premiere entfernt, mit 427.000 Einwohnern wären sie der kleinste Teilnehmer aus Afrika und weltweit die Nummer zwei. Curacao (150.000) und Neukaledonien (270.000) greifen sogar nach Islands Rekord.

All diese Fußball-Winzlinge eint dasselbe Konzept: Sie bedienen sich ihrer Kolonialgeschichte und profitieren von der Ausbildung ihrer Nationalspieler in Übersee.

"Blaue Haie" sind stolz auf ihre Herkunft

Beispiel Kapverden, das sich anschickt, der nächste WM-Debütant nach Jordanien und Usbekistan zu werden: Außerhalb der neun bewohnten Inseln leben mehr Menschen mit kapverdischen Wurzeln als in der ehemaligen portugiesischen Kolonie selbst. Auch gut die Hälfte der Kicker, die am Mittwoch (15.00 Uhr) in Libyen das WM-Ticket lösen können, ist in einem anderen Land geboren.

Den Stolz der "Blauen Haie" mindert das nicht im Geringsten. "Es bedeutet mir sehr viel, für mein Heimatland zu spielen und meine Familie glücklich zu machen", sagt Sidny Lopes Cabral, der schon in Erfurt und bei Viktoria Köln kickte. Wie vier seiner Mitspieler ist er in Rotterdam geboren.

Curacao bedient sich ebenfalls gerne in den Niederlanden - die Karibikinsel ist autonomer Teil des Königreichs. Der frühere Bondscoach Dick Advocaat betreut die "Blaue Welle" und spricht von einer "einzigartigen Truppe". Obwohl sie zusammengewürfelt ist, seien ihr Zusammengehörigkeitsgefühl und ihre Leidenschaft "beeindruckend".

In der Nacht auf Samstag (1.00 Uhr) kann Curacao gegen Jamaika den nächsten großen Schritt in Richtung WM machen. "So weit" aber, betont Advocaat, "sollten wir noch nicht schauen. Der Weg ist noch lang." Doch selbst als Zweiter in der CONCACAF-Gruppe B wären die interkontinentalen Play-offs im März noch drin.

Match-Center: Curacao vs. Jamaika

Neukaledonien hat sie schon erreicht. Das französische Überseegebiet qualifizierte sich trotz des 0:3 gegen Neuseeland in Ozeaniens Quali-Finale für das Sechserturnier, bei dem noch zwei WM-Tickets vergeben werden. Die "Kagus" (nach dem gleichnamigen Kranichvogel) setzen auch auf Spieler aus den unteren Ligen des Mutterlandes.

Einer von ihnen ist Joseph Athale vom FC Lunéville. "Im Fußball", sagt der Verteidiger, "kann alles passieren. Jeder weiß, dass der Außenseiter den Favoriten jederzeit schlagen kann."

Siehe Island.