Die bittere Nachricht vom Ausfall seines Kapitäns Joshua Kimmich nahm Julian Nagelsmann gelassen hin. Der Bundestrainer beobachtete mit hinter dem Rücken verschränkten Armen das Abschlusstraining seiner verbliebenen Stars im sonnig warmen Wolfsburg – auch ohne Kimmich und Nico Schlotterbeck soll der nächste Schritt zur Erfüllung des amerikanischen Traums gelingen.
Obwohl im ausverkauften Stade de Luxembourg sechs Stammspieler ausfallen, duldet Nagelsmann vor dem WM-Qualispiel beim krassen Außenseiter Luxemburg (Freitag, 20:45 Uhr/RTL und Flashscore-Audioreportage) keine Ausreden.

Ausrutscher strengstens verboten
Die Sinne sind nach dem kapitalen Qualifikations-Fehlstart in der Slowakei (0:2) ohnehin geschärft. "Wir dürfen uns aber keinen Ausrutscher mehr erlauben, diesen haben wir uns schon genehmigt", sagte Nagelsmann.
Auf dem kurzen Flug von Braunschweig nach Luxemburg musste er jedoch noch einmal über seine Startaufstellung grübeln. Für Kimmich (Kapselverletzung im Sprunggelenk) wird wohl der Leipziger Ridle Baku rechts hinten auflaufen, Schlotterbeck (Lauftraining nach Fußverletzung) dürfte von seinem BVB-Teamkollegen Waldemar Anton vertreten werden.

Schnelles Kimmich-Comeback?
Für den Showdown am Montag (20:45 Uhr/ZDF und Flashscore-Audioreportage) in Leipzig gegen die derzeit noch punktgleichen Slowaken bestehen bei Kimmich und Schlotterbeck noch berechtigte Hoffnungen auf einen Einsatz.
"Ich gebe alles, um am Montag wieder auf dem Platz zu stehen", versicherte Kimmich unter einem Foto auf Instagram, das ihn mit zerknirschtem Gesichtsausdruck auf der Physio-Liege zeigt. "Leider vorerst mein Arbeitsplatz", schrieb er dazu.
Der Kapitän stieg aber auch an Bord des Fliegers, die letzten Schritte auf dem Weg zur XXL-WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada sollen schließlich gemeinsam gegangen werden. Nagelsmann gab dafür den Mahner. "Wir müssen beide Spiele gewinnen und dürfen beide Gegner nicht unterschätzen oder die Spiele auf die leichte Schulter nehmen", forderte er.
Match-Center: Luxemburg vs. Deutschland
Bayerische Doppelsechs
Trotz der erheblichen Personalprobleme soll Deutschlands Chance auf die WM-Teilnahme keinesfalls verspielt werden. "Wir haben alle die Verantwortung, alles zu geben und uns zu qualifizieren", sagte der gesetzte Innenverteidiger Jonathan Tah.

Auf Karim Adeyemi muss Nagelsmann am Freitag aufgrund einer Gelbsperre ebenfalls verzichten, hinzu kommen die Langzeitverletzten Marc-André ter Stegen, Antonio Rüdiger, Jamal Musiala und Kai Havertz. Der Bundestrainer setzt daher auf einen starken Bayern-Block.
Im Tor wird erneut Oliver Baumann stehen, der formstarke David Raum dürfte hinten links beginnen. Die Mittelfeldzentrale werden die Münchner Aleksandar Pavlovic und Leon Goretzka bilden. In der Offensive könnten Rückkehrer Leroy Sané, Serge Gnabry und Florian Wirtz Stürmer Nick Woltemade mit Bällen füttern.

Wirtz und Sané auf Formsuche
Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Sorgenkindern Wirtz und Sané. "Wir müssen ihm da alle gemeinsam helfen, dass er seinen Kopf freikriegt", sagte Nagelsmann über Wirtz, der nach seinem Wechsel zum FC Liverpool auf Formsuche ist. Das gilt auch für Türkei-Legionär Sané, dem der Bundestrainer auch mangels Alternativen eine wohl letzte Chance gibt.

Wirtz und Sané sollen für kreative Momente und Torgefahr sorgen. Selbst beim souveränen Hinspielsieg gegen früh dezimierte Luxemburger (4:0) war beides nicht wie erhofft vorhanden. "Da müssen wir wieder gefährlicher werden", forderte Nagelsmann, der die Youngster Said El Mala und Assan Ouédraogo (beide 19) zunächst auf die Bank setzen wird.
