Die HLA MEISTERLIGA und HLA CHALLENGE sind mit jeder Menge Spannung in die neue Saison gestartet. Schon nach wenigen Runden zeigt sich, dass die Ausgeglichenheit in Österreichs höchster Spielklasse weiter zugenommen hat. Hinter den Kulissen gibt es zugleich wichtige Weichenstellungen innerhalb der Ligaorganisation. Im Interview mit Flashscore zieht Christoph Edelmüller eine erste Zwischenbilanz, spricht über die Herausforderungen der vergangenen Jahre, den hohen Stellenwert der Nachwuchsarbeit und verrät, worauf sich Fans beim neuen Bewerb Ende des Jahres freuen dürfen.
Die neue HLA-Saison ist seit wenigen Wochen im Gange. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Auftakt – sowohl sportlich als auch organisatorisch? Gab es schon erste Highlights?
Ja, absolut. Ich denke, sowohl in der HLA MEISTERLIGA als auch in der HLA CHALLENGE sind wir spektakulär in die Saison gestartet, mit sehr vielen engen, spannenden Spielen. In der MEISTERLIGA hatten schon nach drei Runden alle zwölf Teams gepunktet, das zeigt, wie dicht und eng die Liga beisammen ist. In den ersten 18 Spielen gab es ein Unentschieden und zehn Spiele, die mit nur einem Tor Differenz ausgegangen sind. Das zeigt schon, wie eng es heuer wieder wird - und das Spannung garantiert ist.
Außerdem hatten wir mit dem druck.at HLA SUPERCUP und dem druck.at WHA SUPERCUP schon vor dem ersten Liga-Spiel ein echtes Highlight zu bieten. Denn auch heuer sind wir wieder traditionell mit dem Duell Meister Krems gegen den Cupsieger Tirol in die Saison gestartet und hatten dabei ein super Handballfest in Krems – mit überraschenden Spielverläufen.
Und auch hinter den Kulissen ist zu Saisonbeginn immer einiges los. TV-Verträge, neue Partnerschaften, Media Day, Liga-Sitzungen, Generalversammlung, TV-Verträge, etc. Auch in diesen Bereichen sind wir hier sehr gut voran gekommen und in die Saison gestartet.
In der HLA MEISTERLIGA hat sich in den letzten Jahren eine enorme Ausgeglichenheit entwickelt. Wie erleben Sie die ersten Spieltage in dieser Hinsicht – bestätigen sich die Prognosen einer besonders spannenden Saison?
Das ist eine Tendenz, die wir seit vielen Jahren beobachten. In den 2000er- und 2010er-Jahren waren es meist ein oder zwei Teams, die sehr dominant aufgetreten sind – lange Zeit etwa die Duelle Bregenz gegen die Fivers oder später Hard gegen die Fivers. Und gelegentlich kam ein drittes Team dazu, das dann vorne mitgemischt hat.
Seit einigen Jahren haben wir nun eine andere Situation und eine extrem ausgeglichene Liga. Wir hatten in den letzten Jahren nie einen Double-Sieger, wir hatten von 2021 bis 2024 vier unterschiedliche Meister, dazu ständig wechselnde Final-Paarungen in der Liga und im Cup-Bewerb.
Das zeigt, dass mittlerweile vier, fünf, sechs oder sieben Teams auf einem sehr ähnlichen Niveau agieren. Es geht um Kleinigkeiten, die entscheiden. Für die Liga und die mediale Wahrnehmung ist das großartig, weil praktisch jedes Spiel spannend ist und es kaum Spiele gibt, wo schon vor dem Spiel klar zu sein scheint, wer gewinnen wird. Klare Favoriten sind mittlerweile fast eher die Ausnahme als die Regel. Diese Ausgeglichenheit setzt sich auch in der aktuellen Saison fort.

Stichwort österreichischer Nachwuchs vs. Legionäre: Zuletzt äußerte ein Klub-Chef seine Bedenken rund um die steigende Anzahl an Legionären in der Liga und die dadurch geringeren Chancen für junge, österreichische Spieler. Wie steht die Liga zu diesem Thema?
Das Thema ist sehr komplex und lässt sich nicht in Schwarz-Weiß darstellen. Wichtig sind für mich drei Grundsätze: Respekt, Sachlichkeit und Zuständigkeit. Respekt bedeutet: Wir sprechen bei Legionären nicht über Zahlen, sondern über Menschen. Menschen, die nach Österreich kommen, hier arbeiten, teilweise Familien mitbringen und sich jeden Tag im Training ihrer Klubs voll reinhauen und alles einbringen. Diese Spieler heben die Qualität – sonst wären sie von den Klubs ja wohl nicht engagiert worden. Und wir sollten auch nicht vergessen, dass viele prägende Persönlichkeiten des österreichischen Handballs ihr Wurzeln in Österreich als Legionäre haben – unser ehemaliger ÖHB-Teamchef Ales Pajovic etwa, um nur ein Beispiel zu nennen.
Sachlich betrachtet hat sich die Zahl der Legionäre zwar erhöht, gleichzeitig ist die Zahl österreichischer Spieler in der höchsten Liga in den letzten Jahren relativ stabil geblieben, weil ja auch die Liga von zehn auf zwölf Teams aufgestockt wurde. Rund 150 heimische Spieler trainieren und spielen auf Top-Niveau, oft Seite an Seite mit internationalen Kräften, wovon sie profitieren. Auch die jüngsten Erfolge der Jugend- und Junioren-Nationalteams zeigen, dass Talente nachkommen. Es geht also darum, die positiven und negativen Effekte nüchtern zu analysieren und bei Bedarf gegenzusteuern.
Beim Thema Zuständigkeit ist klar: Jeder Klub ist in erster Linie für seinen eigenen sportlichen Erfolg verantwortlich. Als Liga verstehen wir uns als Interessensvertretung der Klubs. Wir geben Denkanstöße, schaffen Diskussionsräume und setzen eigene Akzente – etwa mit der HLA NEXT GENERATION, dem HLA FUTURE CUP, dem Nachwuchspreis oder spezifischen Formaten für junge Spieler.
Andere Institutionen im österreichischen Handball kümmern sich um die Breite und das große Ganze. Wichtig ist jedenfalls, dass diese Diskussion nicht ins Populistische abgleitet und, sofern von den zuständigen Insitutionen gewünscht, ein respektvolelr und sachlicher Austausch stattfindet. Die Klubs und wir als HLA sind dazu jederzeit bereit.
Der HLA stehen personelle Änderungen bevor, wie werden diese aussehen?
Nach fünf Jahren als Vollzeit-Geschäftsführer werde ich meine Rolle künftig verändern und mich stärker auf repräsentative und strategische Themen konzentrieren. Operativ liegt mein Fokus künftig auf der SPORTBOX, einem Unternehmen das ich 2016 mit Sportpersönlichkeiten wie Conny Wilczynski, Marc Janko und Clemens Doppler und weiteren Partnern mitgegründet habe und wo ich nun auch aktiv tätig sein werde.
In der HLA übernimmt Matthias Führer einen großen Teil meiner bisherigen operativen Aufgaben, vor allem in den Bereichen Sales und Marketing. Die Zusammenarbeit mit dem Team ist bereits sehr gut angelaufen, und ich bin sehr optimistisch, dass wir auch in Zukunft viele gute Dinge auf den Weg bringen werden.

Was waren die persönlichen Highlights in den Jahren als Geschäftsführer der HLA?
Ich habe 2020 begonnen, da war die erste Zeit natürlich stark von Corona geprägt. Damals war es bereits ein Highlight, dass wir überhaupt Handball spielen konnten. Wir waren die erste Hallensportart in Österreich – und eine der ersten in ganz Europa –, die wieder den Spielbetrieb aufgenommen hat.
In den vergangenen fünf Jahren lag ein Schwerpunkt auf dem Ausbau im TV- und Streaming-Bereich. Wir haben neue Wege eingeschlagen, verstärkt eigene Medienrechte gehalten und neue Partnerschaften aufgebaut. Dadurch sind wir deutlich sichtbarer geworden – die letzten beiden Jahre brachten Rekord-Medienwerte für die HLA und damit für den nationalen Handball in Österreich. Auch die Kooperation mit unseren Partnern und Sponsoren läuft ausgezeichnet und wir sind sehr happy und dankbar, dass wir – in wirtschaftlich schwierigen Zeiten – dank unserer Partner durchaus gut dastehen.
Ein weiteres großes Thema war die Erweiterung auf die Zwölferliga. Das war nicht überall beliebt und durchaus herausfordernd, entsprach aber dem klaren Wunsch der Klubs. Auch die verstärkte Kooperation mit der Frauen-Liga, WHA, zeigt, dass wir versuchen, unsere Strahlkraft und unsere Ressourcen als HLA nicht „nur“ unseren Klubs, sondern generell dem österreichischen Handball zur Verfügung zu stellen.
Ein gutes Beispiel dafür sind richtungsweisende Projekte wie die gemeinsame Streaming-Plattform (mit Sport Krone) oder der neue Spielball von SELECT. Ein einheitlicher Ball auf dem Frauenliga, Männerliga und Nationalteams gemeinsam abgebildet sind, ist europaweit einzigartig. Da sind also schon ein paar Dinge dabei, die uns gut gelungen sind und auf die wir stolz sein dürfen.
Was wünschen Sie sich für die Liga in den nächsten Jahren?
Ich bin nicht der Typ für große Wünsche. Mir ist wichtiger, dass wir konsequent und kontinuierlich gut zusammenarbeiten – das ist meist die bessere Basis für Erfolg. In der Liga haben wir derzeit einen sehr guten Austausch zwischen den Klubs, und dieser findet auf Augenhöhe statt. Diskussionen und Streit gehören dazu, solange sie respektvoll geführt werden. Dieses Klima ist enorm wertvoll und ich wünsche mir, dass es so bleibt. Wovon ich aber ehrlich gesagt ausgehe.
Darauf können wir viele Themen aufbauen. Wir haben in den Klubs extrem viele engagierte Menschen mit viel Sachverstand und Erfahrung, und natürlich wollen wir uns in allen Bereichen weiterentwickeln und professionalisieren. Aber das ist selbstverständlich. Entscheidend bleibt: die gute Zusammenarbeit.
Noch ein letzter Blick in die Zukunft: In dieser Saison soll es gegen Ende des Jahres einen neuen Bewerb geben. Was können Sie da schon verraten? Worauf dürfen sich da die Fans schon freuen?
Mit dem neuen Bewerb erwartet uns Ende des Jahres ein frisches Format, an dem alle Klubs der HLA MEISTERLIGA teilnehmen, in vier 3er-Gruppen eingeteilt. Im Dezember sind drei Vorrundenspieltage geplant, die vier Gruppensieger bestreiten dann Ende Jänner ein Finalturnier.
Das Spielformat wird etwas anders sein – Details möchte ich noch nicht verraten. Klar ist aber: Wir verfolgen mehrere Ziele. Zum einen wollen wir den Klubs zusätzliche Spiele und Events bieten, zum anderen neue Zielgruppen ansprechen und mehr Aufmerksamkeit erzielen.
Wir sind als Handball-Liga in Österreich nicht auf dem Niveau von Fußball oder Ski, deshalb ist es wichtig, innovative Impulse zu setzen. Dabei bleibt der Sport aber im Mittelpunkt. Wir wollen Handball nicht verändern, sondern in einem neuen Format kreativ, spannend und dynamisch präsentieren.