Mehr Pyro als Fußball: Braunschweig gewinnt Niedersachsenderby in der Nachspielzeit

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Mehr Pyro als Fußball: Braunschweig gewinnt Niedersachsenderby in der Nachspielzeit
Umkämpftes Niedersachsenderby mit einem Sieger in gelb: Eintracht Braunschweig schlägt Hannover 96.
Umkämpftes Niedersachsenderby mit einem Sieger in gelb: Eintracht Braunschweig schlägt Hannover 96.Profimedia
Unschöne Drohungen gegen Braunschweiger Spieler unter der Woche, Alkoholverbot auf dem Stadiongelände und ein sportliches Krisenduell: Das Niedersachsenderby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 hatte bereits vor Spielbeginn einiges zu bieten. Auf dem Feld hielt sich der Unterhaltungswert lange in Grenzen, doch dann wurde Jannis Nikolaou spät zum umjubelten Braunschweiger Helden.

Braunschweigs Trainer Michael Schiele verurteilte vor dem Spiel die Morddrohungen gegen zwei seiner Spieler scharf, sprach von "beschämendem" Verhalten der Verursacher. Er habe "mit den entsprechenden Spielern gesprochen" und festgestellt, dass diese die Vorfälle "in positive Energie umwandeln" wollen. Personell wechselte der gebürtige Heidenheimer dreimal durch und brachte Saulo Decarli, Fabio Kaufmann und Anthony Ujah neu ins Team, zudem begann er taktisch mit einer etwas ungewohnten Dreierkette. Auch Hannover 96 hat derzeit mit einer Schwächephase zu kämpfen und ist in der Rückrunde von Platz fünf auf Platz zehn abgerutscht. Um den Abwärtstrend zu stoppen, setzte Trainer Stefan Leitl im Derby wieder auf die Dienste des Ur-96ers Hendrik Weydandt und ließ den jungen Monju Momuluh zunächst auf der Bank.

Braunschweig überlegen, aber ohne Fortune

Nach acht Minuten nahm das Spiel dann zum ersten Mal Fahrt auf: Während sich die Gastgeber die erste Tormöglichkeit herausspielten und durch einen Direktschuss von Robin Krauße zum Abschluss kamen, flog im laufenden Angriff eine Leuchtrakete aus dem Hannoveraner Block auf das Spielfeld. Schiedsrichter Patrick Ittrich, der auch schon das Hinspiel geleitet hatte, unterbrach das Spiel für rund zwei Minuten, konnte die Partie dann aber fortsetzen. Insgesamt waren die Braunschweiger die etwas bessere Mannschaft, konnten sich aber zunächst keine Chancen herausspielen.

Um ein Haar das Tor der Woche: Anthony Ujahs Seitfallzieher geht knapp am Tor vorbei.
Um ein Haar das Tor der Woche: Anthony Ujahs Seitfallzieher geht knapp am Tor vorbei.Profimedia

Dann kamen innerhalb von 60 Sekunden sowohl Fabio Kaufmann (26.) als auch Lion Lauberbach (27.) auf den freien Weg zu Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler, doch beide legten sich den Ball etwas zu weit vor und kamen deshalb beim Abschluss in Bedrängnis. Es dauerte bis zur 30. Minute, bis sich auch die roten Niedersachsen vorne gefährlich zeigten: Ein Schuss des nach innen ziehenden Maximilian Beier von der linken Seite strich aber knapp am langen Eck vorbei. Fünf Minuten später wären die Löwen ihrerseits fast in Führung gegangen – und wie. Nach einem Abpraller im Strafraum der Hannoveraner legte sich Anthony Ujah den Ball mit zwei schnellen Bewegungen hoch vor und kam per Seitfallzieher zum Abschluss, doch sein Schuss touchierte nur den rechten Außenpfosten (35.). Trotz fünfminütiger Nachspielzeit wegen diverser pyro-bedingter Unterbrechungen passierte ging es letzlich torlos in die Pause.

Erst Abnutzungskampf, dann umjubeltes Siegtor

96-Coach Stefan Leitl reagierte auf die harmlose Vorstellung seiner Mannschaft im ersten Durchgang und brachte nach der Pause Kreativmann Sebastian Kerk für den blassen Louis Schaub ins Spiel. Auch die zweite Halbzeit bescherte den Gästen aber zunächst wenig Besserung. Viel mehr wären sie in der 55. Minute erneut fast in Rückstand geraten, als BTSV-Verteidiger Anton Donkor auf der linken Seite mit aufrückte und aus spitzem Winkel den Außenpfosten traf. Die Braunschweiger kamen dem Treffer in dieser Phase immer näher und scheiterten nach einer Ecke in Person von Ujah erneut an Zieler, auch den Nachschuss von Immanuel Pherai konnten die Roten noch von der Linie kratzen (60.).

Braunschweig blieb optisch überlegen, doch der HSV bekam die Offensive der Gastgeber nun besser in den Griff, so verflachte das Spiel in den folgenden 20 Minuten zusehends. Die Mannschaften verstrickten sich in Zweikämpfe im Mittelfeld, das Spiel blieb aber zu jeder Zeit fair. Bemerkenswert in einem Derby: Als erster Spieler der Partie wurde der eingewechselte Hannoveraner Fabian Kunze in der 79. Minute von Schiedsrichter Ittrich verwarnt. Fußballerisches gab es dann erst spät wieder zu berichten: Fünf Minuten vor dem Ende köpfte Anthony Ujah eine Flanke von der linken Seite knapp über das Tor der Hannoveraner (85.).

Wie über das gesamte Spiel waren es auch in der Schlussphase die Löwen, die mehr für das Spiel taten. Nach einem Konter spielte Pherai den Ball steil nach links auf Ujah, der nach einem guten Haken nach innen aus 20 Metern deutlich verzog (87.). Der Aufwand des BTSV war groß – und in letzter Konsequenz wurden sie dafür belohnt: Nach einer Ecke von der linken Seite verlängerte der eingewechselte Manuel Wintzheimer den Ball an den langen Pfosten. Dort köpfte Ujah die Kugel aufs Tor, Jannis Nikolaou hielt den Fuß hinein und bugsierte die Kugel über die Linie – das umjubelte Siegtor für die Eintracht (90.+1).

Zum Match-Center: Eintracht Braunschweig vs. Hannover 96

Flashscore-Spieler des Spiels: Anthony Ujah (BTSV)

Auch wenn er kein Tor erzielte: Der Beitrag von Anthony Ujah zum Spiel der Braunschweiger ist unermesslich. Neben den vielen langen Bällen, die er lehrbuchmäßig vorne festmachte, schaltete er sich häufig in das Kombinationsspiel der Löwen ein und zeigte vor allem in Zusammenarbeit mit Immanuel Pherai gute Ansätze. Der 32-Jährige bereite außerdem das entscheidende Tor von Nikolaou vor – ein rundum gelungener Arbeitstag des Nigerianers.